Ich will alles – aber nicht gleichzeitig!

8. März 2014 in Kommentar


Das Themenfeld Frauen – Karriere – Kinder gehört zu jenen gesellschaftspolitischen Themen, bei denen es heikel ist, zu sagen, wie es wirklich ist. Ein Gastkommentar von Gudrun Trausmuth


Wien (kath.net) Frühling - Ist da wirklich so etwas wie eine zart keimende realitätsorientierte, unideologische Frauensoldiarität zu vernehmen? Nachdem vor einigen Monaten die frühere Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) vom Ministerium in die „Praxis“, also zu ihrer kleinen Tochter zurückgekehrt ist, schlägt nun pünktlich zum „Weltfrauentag“ die Wirtschaftsjournalistin Judith Lembke in die gleiche Kerbe: Am Beispiel von vier Frauen führt sie in der FAZ aus: „Die Vereinbarkeit von Kindern und Karriere ist eine Lüge – zumindest, wenn das Wort Kinder dafür steht, dass man sie nicht nur bekommt, sondern sich auch selbst um sie kümmert.“

Zu den gesellschaftspolitischen Themen, bei denen es heikel ist, zu sagen, wie es wirklich ist, gehört das Themenfeld Frauen – Karriere – Kinder.

Insofern ist Tabubrecherinnen wie Kristina Schröder und Judith Lembke zu ihrem Mut und ihrem Wirklichkeitssinn einfach zu gratulieren. Vielleicht wagen es im Windschatten dieser beiden Frauen weitere, ihre Lebensrealität unbeeindruckt von den politisch korrekten Formeln zu reflektieren, sich zu emanzipieren von den Vorgaben einer ideologisierten und suggestiven Sprache, die einfach immer gehorsam „mehr gute Betreuungseinrichtungen“ verlangt.

Wenn immer mehr gutausgebildete Frauen aus dem starren Korsett Kind-Kita-Karriere ausbrechen und Mut haben ihre Lebensabschnitte mit klaren Schwerpunkten zu definieren, werden eines Tages vielleicht Arbeitgeber die Bewerbungen von Frauen schätzen, deren Curriculum vitae auch reine Kindererziehungszeiten selbstbewusst dokumentiert, als Zeit des Dienstes, der reichen persönlichen und sozialen Erfahrung, der Freude und der Investition in unsere Zukunft.

Ein Nacheinander von Karriere und Familie - oder Familie und Karriere - eine bewusst angestrebte Ungleichzeitigkeit der Spitzen familiärer bzw. beruflicher Gefordertheit würde auf vielen Ebenen Entspannung bringen.

In Abwandlung eines Wortes von Jean Anouilhs „Antigone“ könnte die Forderung einer neuen Frauenbewegung lauten: „Ich will alles – aber nicht gleichzeitig!“.

Dr. Gudrun Trausmuth lebt in Wien


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