KAB bestürzt: Vorsitzender surfte auf Kinderpornoseiten

6. März 2014 in Deutschland


Katholische Arbeitnehmer-Bewegung: Bundesvorsitzender Hupfauer gestand Besuch von Internet-Seiten mit Kinderpornografie. UPDATE - ZdK-Pressesprecher gibt Antwort auf kath.net-Anfrage: Hupfauer ist nicht länger ZdK-Mitglied


Aachen (kath.net/KNA/red) Die Staatsanwaltschaft Aachen ermittelt gegen den Bundesvorsitzenden der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), Georg Hupfauer (Foto), wegen des Verdachts auf Besitz von Kinderpornografie. Einen entsprechenden Bericht der «Bild»-Zeitung bestätigte Behördensprecher Jost Schützenberg am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Hupfauer räumte auf Anfrage ein, auf Internet-Seiten mit Kinderpornografie gesurft zu haben. Er habe den KAB-Vorsitz am Mittwoch niedergelegt. Die Bundesleitung der Bewegung äußerte sich «bestürzt und fassungslos». Die KAB besitzt und betreut u.a. auch mehrere Jugend- und Familienbildungshäuser.

Gegen den 59-Jährigen läuft laut Schützenberg nach einer Strafanzeige seit März 2013 ein Ermittlungsverfahren. In dem Monat sei auch das Privathaus des KAB-Chefs durchsucht worden. Die Auswertungen dauerten noch an, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft gegenüber KNA. Hupfauer sprach von einem moralisch verwerflichen Verhalten, das seiner christlichen Überzeugung widerspreche.

Hupfauer sagte am Mittwochabend gegenüber der Kölner Tageszeitung „Express“ im Telefongespräch: „Ich räume ein, dass ich über Jahre hinweg im Internet frei zugängliche, pornographische Seiten querbeet besucht habe. Darunter hat sich auch Kinderpornographie befunden. Ich habe nicht gezielt danach gesucht, aber ich war auf diesen Seiten. Das ist so. Das ist ein riesiger Fehler gewesen“. Außerdem äußerte er: „Nach Herrn Edathy bin ich ab heute der zweitbekannteste Mann Deutschlands. Mir ist bewusst, dass es das bisherige Leben des Georg Hupfauer nicht mehr geben wird.“

Die KAB reagierte mit Bestürzung auf den Rücktritt Hupfauers. Von den Vorwürfen habe man am Mittwoch aus den Medien erfahren, teilte die Bundesleitung am Abend in Köln mit. «Den heute angebotenen Rücktritt von Georg Hupfauer haben wir umgehend angenommen und respektieren diese persönliche Entscheidung», erklärte Regina-Dolores Stieler-Hinz, seit drei Monaten KAB-Bundesvorsitzende. Nun gehe es darum, «Schaden von der KAB abzuwenden». Bundespräses Johannes Stein appellierte an die Mitglieder, zwischen «den Ermittlungen gegen eine Privatperson und dem sozialpolitischen Auftrag der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung» zu unterscheiden.

Der KAB gehören bundesweit rund 125.000 Mitglieder an. Der frühere Journalist Hupfauer stand seit 2004 an der Spitze des katholischen Sozialverbandes. 2010 übernahm er zusätzlich den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Organisationen Deutschlands (AGKOD). Seit 2003 gehört er dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) an. In den 70er Jahren war er Bezirkssekretär der Christlichen Arbeiter-Jugend (CAJ) in Wassenberg und in Düsseldorf/Wuppertal.

Hintergrund
Die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) entstand im 19. Jahrhundert im Umfeld des Mainzer Bischofs Wilhelm Emmanuel von Ketteler. Aktuell finden auf ihrer Homepage Stichworte wie „Wir wollen soziale Gerechtigkeit“, „Fair“, „Nachhaltigkeit“ und „Klimapolitik“ breiten Raum.

Bespielsweise wird für das Engagement der KAB im Bereich „Sonntagsschutz“ u.a. argumentiert: „Der Sonntag ist eine frühe soziale Errungenschaft und wir meinen, gerade heute als Tag der Ruhe, der Gemeinschaft, der Befreiung von Sachzwängen, Fremdbestimmung und Zeitdruck unverzichtbar“, durch die „ökonomische Betrachtungsweise“ gerieten „Sonn- und Feiertage als Perioden der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung stark unter Druck“. Eine Begründung aus dem christlichen Horizont des Sonntagsgebotes bzw. der Möglichkeit zum Besuch der Sonntagsmesse lässt sich nicht ohne weiteres finden.

Nach Selbstbeschreibung setzt sich die KAB „für einen Sozialstaat ein, der Ausgrenzung beseitigt und den sozialen Aufbau und Zusammenhalt unsere Gesellschaft sichert und fördert“.

Inhalte des christlichen bzw. katholischen Gottesglaubens springen auf der Homepage nicht ins Auge, die kirchlichen Aussagen werden einseitig auf den sozialen Bereich reduziert.

UPDATE: ZdK-Pressesprecher: Mit seinem Amtsrücktritt ist Georg Hupfauer „mit sofortiger Wirkung nicht mehr Mitglied im ZdK“

Theodor Bolzenius, Pressesprecher des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), antwortete auf die Anfrage von kath.net, dass Georg Hupfauer „für die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) über die Arbeitsgemeinschaft der katholischen Organisationen Deutschlands (AGKOD) in das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gewählt worden“ sei. Hupfauer „gehörte dem Hauptausschuss des ZdK an“.

Die Bundesleitung der KAB habe dem ZdK mitgeteilt, so Bolzenius weiter, dass mit Hupfauers Rücktritt am 5.3. von allen Ämtern und Funktionen in der KAB auch (Zitat) „seine Mitgliedschaft in allen die KAB betreffenden Funktionen und Aufgaben erloschen ist.“ Damit, so erläuterte der ZdK-Pressesprecher weiter, „ist Georg Hupfauer mit sofortiger Wirkung nicht mehr Mitglied im ZdK und dessen Gremien und auch nicht mehr Vorsitzender der AGKOD. Die KAB wird, sobald dies möglich ist, gemäß den Regularien der AGKOD eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger benennen, die oder der über die AGKOD dann Mitglied im ZdK werden wird.“

Bolzenius stellte gegenüber kath.net abschließend fest: „Das ZdK bekräftigt die Einschätzung von Georg Hupfauer, der sein eigenes Verhalten als ‚moralisch verwerflich und mit seiner christlichen Überzeugung unvereinbar‘ beurteilt. Das ZdK wird die KAB bei der Aufgabe unterstützen, Schaden von der KAB abzuwenden, und hofft mit dem Bundespräses Johannes Stein, dass die ‚120 000 Mitglieder unterscheiden werden – zwischen den Ermittlungen gegen eine Privatperson und dem sozialpolitischen Auftrag der KAB – zwischen den Ermittlungen gegen eine Privatperson und dem sozialpolitischen Auftrag der KAB‘.“


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Foto Hupfauer © Katholische Arbeitnehmerbewegung


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