Schönborn: Vatikan-Resümee der Familienumfrage 'lässt nichts weg'

4. März 2014 in Weltkirche


65-seitige Gesamtschau der weltweiten Erhebungen über Ehe, Familie und Sexualmoral "listet alles ehrlich auf" - Widerstände bei Finanzreform im Vatikan zu erwarten


Wien (kath.net/KAP) Kardinal Christoph Schönborn hat sich positiv über die vom Vatikan erstellte Zusammenfassung der Rückmeldungen zur weltweiten Familienumfrage geäußert. "Es ist nichts weggelassen. Alles wird ehrlich aufgelistet", betont der Kardinal in einem in der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" veröffentlichten Text. Auf "eng beschriebenen 65 Seiten" behandle das zuletzt im Synodenrat diskutierte Arbeitspapier "die Fragen, die uns in Europa sehr bewegen - aber natürlich auch die Themen, die in anderen Kontinenten oft mehr Augenmerk haben", so Schönborn. Ein Großthema sei etwa der soziale Druck, der in weiten Teilen der Welt auf den Familien laste.

Auch das vatikanische Nachrichtenportal "News.va" hatte zuletzt berichtet, in der Gesamtschau würden "Herausforderungen und Schwierigkeiten hinsichtlich des Familienlebens" sowie die Dringlichkeit neuer Formen der Verkündigung sichtbar.

Zur Vorbereitung der für Oktober von Papst Franziskus einberufenen Bischofssynode hatten katholische Bischofskonferenzen weltweit im Jänner Berichte über Einstellungen ihrer Gläubigen zu Ehe, Familie und Sexualmoral nach Rom geschickt. Ein laut Schönborn "neunköpfiges Expertenteam" hat für den mit der Vorbreitung der Bischofsversammlung zuständigen Synodenrat die nationalen Umfrageergebnisse gesichtet und inhaltlich gebündelt. Auf Basis der Bestandsaufnahme wird nun das Arbeitsdokument ("Instrumentum laboris") für die Bischofssynode erarbeitet. Der Wiener Kardinal gehört seit der bisher letzten Synodenversammlung im Oktober 2012 dem Rat der Bischofssynode an.

Gespräche "ohne Scheu"

In seinem monatlichen Schreiben an die Leser der Kirchenzeitung blickte der Wiener Erzbischof auch auf das jüngste Konsistorium in Rom und die Beratungen über die wirtschaftlichen Reformen des Vatikan zurück. Schönborn lobte die offene Gesprächsatmosphäre unter den Kardinälen. Man habe beim Konsistorium etwa "ausführlich und ohne jede Einschränkung oder Scheu auch über die Frage der wiederverheirateten Geschiedenen gesprochen - mit einer großen Bandbreite". Explizit erwähnte der Wiener Kardinal das "hervorragende" Referat des deutschen Kardinals Walter Kasper zum Thema Ehe und Familie. "Er hat blendend formuliert - bewusst aber nur Fragen formuliert und keine fertigen Lösungen angeboten."

Widerstände bei Finanzreform zu erwarten

Mit der angekündigten "Radikalreform" bei Verwaltung und Finanzen im Vatikan habe Papst Franziskus "wieder einmal alle erstaunt", so Schönborn weiters. Die Errichtung eines neuen vatikanischen "Wirtschaftssekretariats" (Segreteria di Economia) unter Führung des australischen Kardinals George Pell bezeichnete Kardinal Schönborn als "ganz wichtigen Schritt". Zuvor hätten die einzelnen Ämter seit Generationen relativ unkontrolliert gewirtschaftet, so der Wiener Erzbischof, den Franziskus erst vor wenigen Wochen in die fünfköpfige Kardinalskommission zur Aufsicht über die Vatikanbank IOR berufen hatte.

Pell werde mit seinem neuen Amt zu einer der "Schlüsselfiguren" im Vatikan, so Schönborn: "Es zeigt die kraftvolle Hand des Papstes, dass er für diese Aufgabe einen nüchternen Angelsachsen gewählt hat, der von der Kurie unabhängig ist. Die Mühe liegt freilich nun in der Umsetzung - Widerstände sind zu erwarten."

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