Missbrauch: Erzbischof von Edinburgh zeigt seinen Vorgänger an

25. Februar 2014 in Weltkirche


Zeitungen: Drei Priester werfen Kardinal O'Brien vor, im Priesterseminar sexuelle Beziehungen erzwungen zu haben


London (kath.net/KAP) Der katholische Erzbischof von Edinburgh, Leo Cushley, hat im Vatikan Anzeige gegen seinen Vorgänger Kardinal Keith O'Brien (Archivfoto) wegen sexueller Übergriffe eingereicht. Laut Berichten mehrerer britischer Zeitungen am Montag werfen drei Priester dem heutigen Kardinal vor, seine frühere Position als Leiter eines Priesterseminars in den 1980er Jahren zu "erzwungenen" und "missbräuchlichen" sexuellen Beziehungen genutzt zu haben. Der 75-jährige O'Brien lebt nach seiner Emeritierung im Februar 2013 in einem Ordenshaus in der nordwestenglischen Grafschaft Cumbria.

Den Presseberichten zufolge sandte Cushley einen Bericht mit den Vorwürfen an die römische Bischofskongregation. Die "Times" und der "Herald" zitierten eine nicht näher bezeichnete vatikannahe Quelle mit der Aussage, denkbar sei ein kirchenrechtliches Verfahren, an dessen Ende eine Aufforderung zum Verzicht auf die Kardinalswürde stehen könne. Wahrscheinlicher sei jedoch, dass die Sache angesichts der Faktenlage und des erfolgten Rücktritts nicht weiter verfolgt werde. Papst Franziskus werde O'Brien dann möglicherweise "eine zweite, längere Zeit in Gebet und Buße" verordnen.

Ein ehemaliger Berater der katholischen Kirche in Schottland in Missbrauchsfragen, Alan Draper, rief die Kirchenleitung zu Transparenz auf, um verlorene Glaubwürdigkeit wiederzugewinnen. Unter schottischen Katholiken gebe es Zweifel an der bisherigen Aufklärungsarbeit der Kirche. O'Brien solle sein damaliges Verhalten offenlegen und versuchen Schaden wiedergutzumachen. Dazu gehöre eine Vermittlung mit den betroffenen Priestern, so Draper.

O'Brien hatte mit Erreichen der Altersgrenze für Diözesanleiter im Februar 2013 sein Amt als Erzbischof von Saint Andrews und Edinburgh abgegeben. Die Emeritierung war überschattet von Vorwürfen sexueller Belästigung von Priesteramtskandidaten. Der Kardinal räumte damals moralische Verfehlungen in seiner Zeit als Seminarleiter in den 1980er Jahren ein. Nach den Anschuldigungen verzichtete O'Brien auf seine Teilnahme an der Papstwahl im März. Im Mai zog er sich laut Vatikanangaben mehrere Monate zu "geistlicher Erneuerung, Gebet und Buße" zurück.

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