Soziologe: Kirche soll Umfrage zu Sexualmoral nicht überbewerten

5. Februar 2014 in Aktuelles


«Wenn die Kirche sich davon abhängig macht, was Mehrheitsmeinung ist, gibt sie Theologie und Offenbarung als eigene Erkenntnisquelle preis», warnte der Münsteraner Soziologe Detlef Pollack


Köln (kath.net/KNA) Der Münsteraner Soziologe Detlef Pollack warnt die katholische Kirche davor, die Antworten auf einen in alle Welt versandten Fragebogen des Papstes zur Sexualmoral überzubewerten. «Wenn die Kirche sich davon abhängig macht, was Mehrheitsmeinung ist, gibt sie Theologie und Offenbarung als eigene Erkenntnisquelle preis», sagte Pollack dem «Kölner Stadt-Anzeiger» (Mittwoch).

Zugleich begrüßte er das Bemühen, die Einstellung der Katholiken zu Ehe und Familie zu erheben. Letztlich müsse die Neuausrichtung kirchlichen Handelns aber «aus theologischen Überlegungen kommen», betonte Pollack, der sich im Exzellenz-Cluster «Religion und Politik» an der Universität Münster vor allem mit Fragen des religiösen Lebens in modernen Gesellschaften beschäftigt.

Als positiv hob der Forscher den Ansatz des Papstes hervor, kirchliches Handeln auf empirische Grundlagen zu stützen. «Aber die Methode einer Umfrage unter Funktionären kann keine repräsentativen Ergebnisse liefern, zumal dann nicht, wenn sie - wie in Deutschland - stark onlinegestützt arbeitet», warnte Pollack. «Der Widerspruch zwischen Lehre und Leben ist in der katholischen Kirche ja mit Händen zu greifen. Aber aus dieser Diagnose folgt keineswegs, dass die Kirche ihre Vorgaben an das Verhalten der Menschen anpassen müsste.»

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte ihre Auswertung der Umfrage in deutschen Bistümern am Montag vorgestellt. Darin halten die Bischöfe eine große Differenz zwischen den Gläubigen und der offiziellen Lehre der Kirche fest und sprechen von einer Suche nach neuen Wege bei der Vermittlung der kirchlichen Sexualmoral. Die Umfrage ist Teil einer vom Vatikan angestoßenen Bestandsaufnahme, die Grundlagen für eine im Oktober geplante Weltbischofssynode liefern soll.


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