Katholische Privatschulen: Eltern wollen keine 'Normkinder'

29. Jänner 2014 in Österreich


Hauptverband der katholischen Elternvereine präsentiert Ergebnisse der Umfrage "Eltern für Eltern" an katholischen Privatschulen - Gesamtschule mehrheitlich abgelehnt, Wunsch nach entrümpelten Lehrplänen und Qualitätssicherung


Wien (kath.net/KAP) Eltern wollen keine "Normkinder". Das ist eines der Ergebnisse der Umfrage "Eltern für Eltern", die der Hauptverband der katholischen Elternvereine (HVKEV) im Herbst 2013 an katholischen Privatschulen durchführen ließ. Weitere Wünsche aus insgesamt 5.234 von den Erziehungsberechtigten ausgefüllten Fragebögen: Die Gesamtschule der 10- bis 14-Jährigen wird mehrheitlich abgelehnt, die Lehrpläne sollten entrümpelt und Qualitätssicherung beim Unterricht hochgehalten werden, so Hauptverbandspräsidentin Anne Mautner Markhof und der für die Studie verantwortliche Vizerektor der KPH Wien/Krems, Thomas Krobath, bei einem Pressegespräch am Dienstag in Wien.

70.000 Schüler besuchen in Österreich katholische Privatschulen, von deren Eltern nutzen 7,5 Prozent das Angebot, ihre Meinung mittels standardisiertem Online-Fragebogen kundzutun. Laut Thomas Krobath sind die Ergebnisse repräsentativ für diesen Schultypus, wegen des höheren Bildungsniveaus der Zielgruppe und der überproportional vertretenen AHS aber nicht für die Gesamtbevölkerung.

Dass die Gesamtschule "im Leistungsniveau eine Nivellierung nach unten" bringen könnte, befürchten 53 Prozent der befragten Eltern, 31 Prozent teilen diese Ansicht nicht, 17 Prozent enthalten sich einer Meinung dazu. Weniger deutlich sind die Mehrheiten bei der Aussage, Gesamtschulen würden "Chancengleichheit und soziale Durchlässigkeit" fördern: Hier stimmen 46 Prozent völlig oder eher zu, 40 Prozent "eher nicht" oder "gar nicht". Anne Mautner Markhof erkennt in diesen Antworten eine "deutliche Kritik an der Bildungsdiskussion". Die befragten Eltern wollten "keine Normkinder, sondern eine Vielfalt an Schulformen". Sollten Gesamtschulen dennoch flächendeckend in Österreich realisiert werden, rechnet die Hauptverbandspräsidentin - wie sie sagte - für die Privatschulen mit mehr Zulauf.

Von einer großen Mehrheit abgelehnt wird laut Studie auch die Ganztagsschule. Schulpflicht auch am Nachmittag lehnen sieben von zehn Elternteilen ab; 85 Prozent jedoch votieren für Nachmittagsbetreuung auf freiwilliger Basis.

Noch mehr individuelle Förderung gewünscht

Aus frei zu formulierenden Anmerkungen zu Schule und Unterricht geht hervor, dass sich viele Eltern noch vertiefte Individualisierung und Förderung für ihre Kinder wünschen, aber auch mehr Bewegung und Sport. Dafür sollten die Lehrpläne entrümpelt werden - etwa zulasten der Mathematik und zugunsten eines bilingualen Unterrichts oder Rhetorik.

Deutlich zeigt sich laut Elternvertreterin Mautner Markhof, dass die Erziehungsberechtigten mehr Mitsprache in Schulbelangen wünschen. Die Kommunikation und Information solle gerade auch auf digitalem Weg ausgebaut werden. Die HVKEV-Präsidentin kündigte an, diese und andere Studienergebnisse auch im Elternbeirat des Unterrichtsministeriums einzubringen, der am Dienstagabend erstmals mit der neu zuständigen Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek zusammentreffen werde. Der HVKEV ist eine von drei Elternvertretungen, die in regelmäßigen Abständen gegenüber dem Unterrichtsministerium Wünsche und Ideen einbringen.

Eltern mit Privatschulen hoch zufrieden

Erfreulich für die Träger katholischer Privatschulen - neben Diözesen vor allem Orden - ist laut Thomas Krobath die hohe Zufriedenheit der Eltern: 94 Prozent der Befragten würden ihr Kind "sicher" oder "wahrscheinlich" wieder in eine derartige Schule schicken. Als Motive für die Schulwahl stehen "Schulklima", "individuelle Förderung", die Möglichkeit von Schwerpunktsetzungen, die geringe Gewalt sowie das soziale Engagement der Schulgemeinschaft und der Einsatz der Lehrer an der Spitze.

"Christliche Werte" oder "katholische Lebensführung" spielen demgegenüber eine geringere Rolle; was angesichts der weltanschaulichen Ausrichtung der Eltern nicht verwundert: Hinsichtlich der Einschätzung, wie wichtig Religion in ihrem Leben ist, unterscheiden sich die Eltern von katholischen Privatschülern kaum vom Bevölkerungsschnitt und liegen "im gesellschaftlichen Mainstream", wie Krobath hinwies.

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