Kirchenspaltungen nicht Wille Christi, sondern unbedingt zu überwinden

18. Jänner 2014 in Aktuelles


Kardinal Koch, Präfekt der Kongregation zur Förderung der Einheit der Christen, zur "Weltgebetswoche für die Einheit der Christen" vom 18. bis 25. Jänner mit der Leitfrage: Ist denn Christus zerteilt? (1 Kor 1,13) und zum Tag des Judentums


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Zu einer Überwindung bestehender Kirchenspaltungen hat Kurienkardinal Kurt Koch aufgerufen. Die Spaltungen der Christenheit würden "nicht dem Willen Christi" entsprechen und müssten daher "unbedingt überwunden" werden, sagte der vatikanische Ökumene-Minister im Gespräch mit "Radio Vatikan". Koch äußerte sich aus Anlass der "Weltgebetswoche für die Einheit der Christen", die am heutigen Samstag beginnt und bis 25. Jänner dauert.

Im Blick auf das Motto der heurigen Gebetswoche, "Ist denn Christus zerteilt?", stellte Koch klar, dass die christlichen Kirchen gemeinsam Schuld daran tragen, dass der "Leibrock Christi zerfetzt" sei. "Wir haben nun viel Arbeit vor uns, um diesen Rock wieder zusammenzufügen."

Viel Arbeit sieht Koch etwa im Blick auf den laufenden ökumenischen Dialog mit der Orthodoxie. So sorgt derzeit eine innerorthodoxe Diskussion über die Frage des Primats des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., für Spannungen. Das Moskauer Patriarchat hatte in einem "Primats-Bericht" bestritten, dass dieser Primat göttlichen Rechts sei und damit zugleich die Vorrangstellung von Patriarch Bartholomaios I. in Frage gestellt.

Gegenüber "Radio Vatikan" stellte Kardinal Koch fest, dass diese Diskussion vor allem zeige, wie "zerteilt" die Orthodoxie in sich sei. Er hoffe und bete daher, dass die orthodoxen Kirchen diese Frage bei einem Panorthodoxen Konzil klären können und dort zu neuer Einheit finden, so Koch.

"Neue Wege suchen"

Den Fortschritt im Dialog zwischen katholischer und orthodoxer Kirche sieht Koch durch diese innerorthodoxe Diskussion zumindest erschwert. Derzeit werde das nächste Treffen der theologischen Gesprächskommission im heurigen Herbst in Serbien vorbereitet, die aktuelle Diskussion allerdings habe "diesen Dialog ein bisschen erschwert". Koch: "Jetzt müssen wir also den Weg neu suchen in dieser Kommission."

Tag des Judentums

Koch äußerte sich außerdem auch zum gestrigen "Tag des Judentums" und zur damit verbundenen Frage nach dem Stand des christlich-jüdischen Dialogs. Die Feier eines "Tages des Judentums" sei sehr zu begrüßen, so Koch, sei die Trennung zwischen Synagoge und Kirche doch der erste theologische Trennungsprozess in der Geschichte des Christentums gewesen. "Deshalb gehört die Versöhnung zwischen Christen und Juden mit zu den ökumenischen Bemühungen der katholischen Kirche."

"Weltgebetswoche" noch bis 25. Jänner

Mit dem heutigen Samstag beginnt die diesjährige "Weltgebetswoche für die Einheit der Christen". Während der Gebetswoche, die am 25. Jänner endet, kommen weltweit Christen aus unterschiedlichen Konfessionen zusammen, um gemeinsam für die Einheit der Christenheit zu beten. Internationales Leitthema der Woche ist heuer die Frage des Apostels Paulus im ersten Korintherbrief "Ist denn Christus zerteilt?".

In Österreich sind in den acht Tagen zahlreiche Veranstaltungen in allen Diözesen vorgesehen, so etwa der Gottesdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) zur Weltgebetswoche am Sonntag, 19. Jänner, um 17 Uhr in der Wiener syrisch-orthodoxen Kirche St. Ephrem (13., Lainzer Straße 154a). Diesen Gottesdienst veranstaltet der ÖRKÖ seit 1959 jährlich, predigen wird heuer der altkatholische Bischof Johannes Okoro. Weitere Gottesdienste zur Weltgebetswoche gibt es u.a. in St. Pölten (19. Jänner, 19 Uhr, Landhauskapelle) und Salzburg (24. Jänner, 18 Uhr,
Rumänisch-orthodoxe Kirche, Robinigstr. 48).

Ökumenischer Empfang in Wien

Kardinal Christoph Schönborn lädt am 21. Jänner die Spitzenrepräsentanten der christlichen Kirchen in Österreich zum traditionellen Ökumenischen Empfang. Dieser beginnt dieses Mal um 17 Uhr mit einer Ökumenischen Vesper in der Wiener Deutschordenskirche (1., Singerstr. 7). Im Rahmen des anschließenden Empfangs im Erzbischöflichen Palais wird auch der neue Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen, der methodistische Superintendent Lothar Pöll sprechen.

Die Ursprünge der Weltgebetswoche gehen bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück. Seit 1968 werden die Themen und Texte für die Gebetswoche vom Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen und dem weltweiten Ökumenischen Rat der Kirchen (Weltkirchenrat, WKR) veröffentlicht. Die Grundtexte für die Weltgebetswoche stammen jedes Jahr aus einem anderen Land. Heuer wurden sie von kanadischen Christen erarbeitet.

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