Mindestens 38 Tote bei Anschlägen in Bagdads Christenviertel

26. Dezember 2013 in Chronik


Bei einem Anschlag auf eine Kirche in Bagdad sind zu Weihnachten nach offiziellen Angaben mindestens 38 Menschen getötet worden


Bagdad/New York (kath.net/KNA) Bei zwei Anschlägen in einem von Christen bewohnten Viertel im Süden Bagdads sind am Weihnachtstag laut Medienberichten mindestens 38 Menschen getötet und rund 70 weitere verletzt worden. Wie der US-amerikanische Sender CNN unter Berufung auf das irakische Innenministerium meldete, starben durch eine Autobombe nahe einer katholischen Kirche 27 Personen, 56 erlitten Verwundungen. Zuvor detonierte auf einem Markt ein weiterer Sprengsatz. Dabei kamen 11 Personen ums Leben, 14 wurden verletzt.

Staatliche irakische Medien hatten noch am Nachmittag ebenfalls unter Berufung auf amtliche Angaben eine niedrigere Opferzahl gemeldet. Den Berichten zufolge explodierte die Bombe bei der Kirche in einem geparkten Wagen, als Gottesdienstbesucher die Weihnachtsmesse verließen. Bislang bekannte sich niemand zu den Anschlägen.

Bagdads Weihbischofs Shlemon Warduni äußerte die Einschätzung, das Attentat habe nicht unbedingt einen antichristlichen Hintergrund. «Ich sage nicht, dass der Anschlag gegen Christen oder gegen Weihnachten gerichtet war. Er geschah am Weihnachtstag, aber nicht weil gerade Weihnachten ist», sagte der chaldäische Weihbischof in Bagdad am Mittwoch Radio Vatikan. Warduni verwahrte sich dagegen, einen solchen Zusammenhang zu konstruieren. Man dürfe die Dinge nicht vermischen; im Irak gebe es immer wieder Bombenanschläge, und sie hätten unterschiedliche Motive.

Die Christen erführen in diesen Tagen viel Anteilnahme, sagte Warduni. Die Gottesdienste seien sehr gut besucht, es herrsche Freude. Die Situation der Christen unterscheide sich nicht von der anderer Bürger im Irak. «Nur weil unsere Zahl klein ist, gibt es manchmal den Eindruck, den Christen ginge es schlecht», sagte Warduni. Diese Argumentation sei falsch. Die Christen wanderten nicht aus, weil sie besonders verfolgt würden; auch Muslime verließen das Land, so der Weihbischof.

In den vergangenen Jahren wurden Kirchen im Irak immer wieder Ziele von Anschlägen. Das bislang schwerste Attentat ereignete sich am 31. Oktober 2010. Damals starben in der katholischen Kathedrale von Bagdad mehr als 50 Menschen, die meisten von ihnen Christen. Von einst rund 1,2 Millionen Christen im Irak haben seit dem US-Einmarsch 2003 nach Angaben des chaldäischen Patriarchen Louis Raphael I. Sako rund 600.000 das Land verlassen.

Vergangene Woche hatten auch Anschläge auf Schiiten im Irak zahlreiche Todesopfer gefordert. Die islamische Glaubensgemeinschaft feiert derzeit das Arbain-Fest, das in diesem Jahr zeitlich mit dem christlichen Weihnachtsfest zusammenfällt.

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