Rosenregen

13. Dezember 2013 in Interview


Der Wiener Priester Andreas Schätzle hat eine neue CD veröffentlicht, der Titel spielt u.a. auf Motive der hl. Thérèse von Lisieux an. Interview mit A. Schätzle und Thomas Berth. Von Linda Noé


Heiligenkreuz (kath.net/ln) Andreas Schätze, singender Priester der Erzdiözese Wien und Programmdirektor von "Radio Maria Österreich", sowie der Komponist geistlicher Lieder Thomas Berth, berichten im kath.net-Interview, wie es zu der neuerschienenen CD "Rosenregen" kam.

kath.net: Mehrere Titel auf der neuen CD "Rosenregen" sind textlich von der hl. Thérèse von Lisieux inspiriert, ist sie eine Heilige, die eine besondere Bedeutung für sie hat?

Thomas Berth: Die Hl. Thérèse spielte eine prägende Rolle für meine Glaubensentwicklung. Ihre Sicht der Dinge öffnete mir nach einer langen kirchenfernen Phase den Weg zurück, ihre originelle und kindliche Denkweise kommt meiner Natur sehr entgegen. Langjähriger Begleiter wurde mir ihre Geschichte einer Seele und war wohl nicht ganz unbeteiligt an meiner Ordenssuche.

kath.net: Wodurch erfahren Sie Inspiration für die tiefen Gebetstexte und ihre musikalische Umsetzung?

Berth: Neben geistlicher Lektüre war bestimmt auch das Zusammensein mit einer mystisch begnadeten Frau namens Monika maßgeblich. In ihrer radikalen Christusnachfolge war sie eine Art moderner Franziskus. Nachdem mir auf einmal ständig geistliche Lieder einfielen, erfuhr ich, dass sie schon seit langer Zeit nicht nur für eine Ausgießung des Heiligen Geistes, sondern auch für neue Lieder gebetet hatte. Sie schärfte mir ein, unbedingt bei Deutsch zu bleiben und eher unkomplizierte Texte zu verwenden. Damals sagte sie, die Lieder seien für einen späteren Zeitpunkt.

kath.net: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Andreas Schätzle und den Mönchen in Heiligenkreuz?

Berth: Nachdem Monika leider vor zwei Jahren verstarb, wurde die Frage, was tun mit all den Liedern, immer drängender. Ein befreundeter Diakon gab mir den Rat, das neugegründete Label Obsculta music zu kontaktieren. Pater Karl Wallner war spontan bereit, eine Lieder-CD zu produzieren. Über diese Begegnung kam es dann auch zum Kontakt zu Herrn Andreas Schätzle. Nie hätte ich für möglich gehalten, dass ein derart etablierter Künstler die Lieder singt. Aber es wurde schließlich wahr! Seine Stimme stellte sich als optimales Instrument für diese Musik heraus.

kath.net: War es für Sie als Komponist ein längerer bzw. schwierigerer Weg, einen Sänger zu finden, der ihre Musik interpretiert, so wie sie es sich selbst gewünscht bzw auf dem Herzen hatten?

Berth: Nein, es ging ganz schnell, was einmal mehr die wundersame Hand Gottes hinter diesem Projekt zeigte. Natürlich wäre es unglaublich schwierig gewesen aus eigener Anstrengung, ich meine nicht nur die musikalisch-stimmlichen Voraussetzungen, sondern vielmehr auch noch das geistige Auf-einer-Wellenlänge-sein, in einer Person vereinigt zu finden. Nur Gott kann dies, und es war fast ohne mein Zutun.

kath.net: Was wünschen Sie sich für die Hörer ihrer CD "Rosenregen", was möchten Sie an erster Stelle mitgeben?

Berth: Für die Gläubigen: Trost und eine Erfahrung der direkten Nähe des Herrn; eine Art Fahrstuhl zu himmlischer Atmosphäre.

Für die noch nicht Glaubenden: Zugang zur Schönheit von Gottes Reich, Erfahrung Seiner unendlichen Liebe und alle möglichen Wunder der Heilung im materiell-körperlichen wie auch im geistig-seelischen Bereich. Eben ein Regen der Gnade!

kath.net: Zuletzt hatten Sie große Erfolge erlebt mit drei Studioalben inklusive Tourneen bei Universal gemeinsam mit den singenden "Priestern". Das neue musikalische Projekt "Rosenregen" geht musikalisch in eine andere Richtung. Wie würden Sie diesen Stil beschreiben?

Andreas Schätzle: P. Karl Wallner von den Mönchen des Stiftes Heiligenkreuz, die mit "Chant" und ihrem eigenen Plattenlabel für Furore gesorgt haben, hat mich angefragt, ob ich diese Lieder von Thomas Berth einsingen würde. Das Besondere für Heiligenkreuz ist dabei, dass es die erste CD ist, die über den gregorianischen Mönchsgesang hinausgeht. Wie P. Karl war auch ich von der geistlichen Dichte der "Berth-Lieder" beeindruckt. Das sind musikalische Gebete, eine Art mystischer Balladen - einfach inspirierte Musik, die tief berührt. Thomas hat da eine ganz eigene romantische Musiksprache mit starker Ohrwurm-Qualität entwickelt.

kath.net: Ist Ihnen eines der beiden Projekte, Priester oder Rosenregen, näher, oder erleben Sie beides einfach als verschiedene Arten und Weisen, die Menschen zu erreichen?

Schätzle: Mit der Musik der "Priester" haben wir uns wirklich auf ein großartiges Abenteuer eingelassen; im Vorwort zu unserer zweiten CD "Rex Gloriae" haben wir das als eine Reise ins Herz Gottes beschrieben. Erstens haben wir mit den CD's und den Auftritten der "Priester" sehr viele auf diese Reise mitnehmen können – ich erinnere mich, um nur ein Beispiel zu nennen, an die Düsseldorf-Arena mit 15.000 Menschen, die beim Eurovisions-Vorentscheid mit großer Aufmerksamkeit dem „Ave maris stella“ gelauscht haben. Ein junger Mann kam anschließend zu mir: „Ich bin zwar Atheist – aber Ihr Lied hat mich zutiefst angerührt.“ Zweitens fragen uns nach wie vor viele, wie die Reise weitergeht. In meinem Leben ist da immer die Suche nach einer Verbindung von Musik, Verkündigung und Gebet. Die CD „Rosenregen“ ist wieder ein Schritt auf diesem Weg.

kath.net: Wie haben sie sich als Sänger in das musikalische Gebet des Komponisten Thomas Berth hinein gefunden? Auf der Cd wirken Gesang & Musik als große Einheit, auch wenn Sie den Komponisten noch nicht lange kannten.

Schätzle: Thomas war mir auf seine romantische und auch irgendwie träumerische Art vom ersten Moment an sympathisch - ein echter Künstler, ein Tonmaler, der einen inspirierten Traum verwirklicht. Wir haben uns sofort gut verstanden. Ich fühle mich geehrt, dass ich an der Verwirklichung seines "Traumes" mitarbeiten darf. Ich glaube, dass meine Stimme gut zu seiner spirituellen Klangvorstellung passt. Da ist das Zueinander von virtuoser romantisch-impressionistischer Klaviermusik und sehr melodiöser Gesangsführung. Wenn ich es beschreiben sollte würde ich es mit einem Seevogel vergleichen, der sich über dem mal wilderen, mal ruhigeren, aber immer tiefen Wasser aufschwingt, um zwischendurch in die Tiefe anderer Harmonien abzutauchen.

kath.net: Auf der CD "Rosenregen" finden sich auch zwei ihrer eigenen Kompositionen, wie kam es zu dieser Auswahl?
Schätzle:
Zum einen hab ich mir überlegt, welches Lied gut mit einer Klavierbegleitung korrespondiert - dabei war mir wichtig, dass das Klavier möglichst transparent, fast asketisch eingesetzt wird, wie perlendes Wasser oder Harfenklänge. Zum anderen wollte ich am Ende der CD mit diesen beiden Liedern noch einen neuen Horizont eröffnen. Nach den in sich geschlossenen Kompositionen von Thomas, neun an der Zahl, einen Schritt über die Geschlossenheit hinaus, einen Ausblick wagen - wie gesagt: "auf der Reise bleiben".

kath.net: Sie möchten mit dieser CD Freude am Glauben weitergeben - gibt es dabei einen Titel, der ihnen besonders am Herzen liegt?
Schätzle:
Mein Lieblingslied ist die Nr. 7 auf der CD: das "Laudato si o mi signore" aus dem Sonnengesang des hl. Franziskus; einer dieser Ohrwürmer, die mich jetzt schon seit Monaten begleiten. Da ist so viel Sehnsucht drinnen, aber auch stille Freude, Ankommen, Ausruhen - eine wunderbare Komposition.

kath.net: Gibt es auch eine Möglichkeit, Sie gemeinsam mit Thomas Berth live zu erleben?

Schätzle: Kommende Woche, am 17. Dezember, spielen wir um 19 Uhr in der Krypta der Karmeliterkirche in Linz (Landstraße). Eine schöne Fügung, dass uns der Karmel eingeladen hat, weil ja das Titellied „Rosenregen“ einen Gedanken der Karmelitin Therese von Lisieux musikalisch verarbeitet.


Hinweis: Die CD "Rosenregen" kann man u.A. über den kathShop online beziehen.






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