Jesuit: 'Eigentlich wollte ich nie Ordensmann werden'

1. Dezember 2013 in Spirituelles


Pater Johannes Herz SJ: Es gibt "so viel zu gewinnen im Abenteuer 'Ordensleben' mit Gott und den Menschen" - Leseprobe 2 aus dem kath.net-Buch „Glaubenswege. Mein Weg ins Ordensleben“


Linz (kath.net) Pater Johannes Herz SJ / Societas Jesu (Jesuiten):

"Nur wenige Menschen ahnen,
was Gott aus ihnen machen würde,
wenn sie sich IHM ganz überließen."
(Ignatius von Loyola)

Eigentlich wollte ich nie Ordensmann werden. Deshalb hab ich auch gezögert, als mich die Jesuiten zu interessieren begannen. Zugleich waren mir Ordensleute nicht fremd: die Oberstufe besuchte ich bei Benediktinern. Sie waren offene und zuvorkommende Menschen. Aber da ich aus einer Diözesanpfarre kam, hatte ich vorrangig mit Diözesanpriestern zu tun. Und deren Tätigkeiten und Leben begannen mich zu interessieren. Gegen Ende der Schulzeit fragte ich mich, ob ich nicht Priester werden sollte.

Nur: ich verspürte keine „Berufung“. Ich stellt mir darunter ein eindrückliches Bekehrungserlebnis vor, oder eine Stimme vom Himmel herab. Als ich mich während meines Militärdienstes schließlich entschloss, doch nicht Lehrer sondern Priester zu werden, wurde ich immer verlegen, wenn mich jemand nach dem „Warum?“ fragte. Ich sagte, dass dies irgendwie etwas Attraktives für mich hatte, dass ich gerne beruflich mit verschiedenen Generationen arbeiten würde, dass mich Liturgie interessieren würde... Aber ich wusste nicht, wie (und ob) Gott im Spiel ist. Und ich dachte, ich „müsste“ aber solch eine Berufung vorweisen können.

Am Beginn des Priesterseminars kam für mich dann das große Aha-Erlebnis. In einem Vortrag wurde uns vorgelegt, was Anzeichen einer Berufung zum Priester sein könnten: von der Tätigkeit eines Priester angezogen zu sein, mit verschiedenen Menschen glaubensmäßig gerne etwas zusammen zu tun, Liturgie zu schätzen... Hoppala! Das war doch genau das, was ich verspürte! Sollte Gott in meinem Leben schon längst die Finger im Spiel haben?

Ich lernte langsam, dass Gott nicht irgendwo jenseitig war, sondern mitten in unserem Leben, Tun und Empfinden. Ganz nah. Als ich dann später am Ende des Priesterseminars die „Firma“ wechselte und zu den Jesuiten ging, erlebte ich deren Spiritualität trotz des zunächst unbekannten, da ursprünglich nicht angestrebten Ordenslebens als eine Fortführung. Denn Ignatius von Loyola spricht immer wieder von „Gott suchen und finden in allen Dingen“. Und die Jesuiten nahm ich genau als Menschen wahr, die gut zuhören konnten und die andere freilassend zu dem hinführen konnten, was zutiefst in ihrem Inneren sich rührte. Denn darin kann Gott sprechen.

Immer wieder erlebte ich, dass andere Menschen mit „Ewig schade um dich!“ reagierten, wenn sie hörten, dass ich Seminarist oder Ordensmann oder Priester sei. Wie wenn ein Mensch verloren gegangen wäre, zumindest für die Welt oder für die Frauen. Dabei gibt es so viel zu gewinnen im Abenteuer „Ordensleben“ mit Gott und den Menschen. Gerade die immer neue Suche nach Gott und Gottes Willen, jeden Tag, im Äußeren und im Inneren, im Persönlichen und im Gemeinschaftlichen macht das Leben spannend, nie abgeschlossen. Und unsere jesuitische Lebensweise, scheinbare Gegensätze versuchen zu verbinden, ist auch „Motor“: Gehorsam und Freiheit, Gemeinschaft und Einzelner, Vorgabe und Eigenverantwortung, loyal und hinterfragend, weltlich und mystisch, in Freundschaft verbunden und in Dienst gerufen. Der „Sprit“ und Kraftstoff bleibt die Freude an Gott, an den Menschen, aneinander, an der Welt.


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Glaubenswege: Mein Weg ins Ordensleben
Herausgeber: Petra Lorleberg
Vorwort von Abt Maximilian Heim OCist
154 Seiten; Paperback
Dip3 Bildungsservice Gmbh 2013
ISBN 978-3-902686-85-5
Preis 9.80 EUR

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