Transsexualität: Psyche ins Lot bringen statt Genitalien verstümmeln

18. November 2013 in Aktuelles


OJC-Institut erhebt Einwände gegen geschlechtsumwandelnde Operationen


Reichelsheim (kath.net/idea) Kritische Anfragen an geschlechtsumwandelnden Operationen transsexuell empfindender Menschen stellt das Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft (DIJG/Reichelsheim) in seinem Herbst-Bulletin. Wie die Leiterin des Instituts, die Ärztin Christl R. Vonholdt (Reichelsheim), schreibt, sind „transsexuell empfindende Menschen biologisch gesunde Männer und Frauen mit normaler genetischer und hormoneller Ausstattung. Sie leiden an tiefen innerpsychischen Konflikten, fühlen sich anhaltend und zumeist schon seit der frühen Kindheit unwohl mit ihrem Geschlecht, ihrem Körper, und sind überzeugt, wenn sie nur im anderen Geschlecht leben könnten, ginge es ihnen besser.“ Transsexualität gehört einem internationalen Diagnose-Code zufolge zu den „Persönlichkeits-und Verhaltensstörungen“.

Belgien: Umgewandelter Mann will nicht mehr leben

Vonholdt schildert aktuelle Fälle, die in den Medien für Schlagzeilen gesorgt hatten. In Belgien sei eine 44-jährige Frau ihr ganzes Leben lang unglücklich gewesen. Während ihre Brüder von der Mutter angehimmelt wurden, habe sie als Kind in einem Verschlag über der Garage schlafen müssen. Sie habe schließlich entdeckt, dass sie sich als Mann wohler fühle und habe daher vor zwei Jahren eine geschlechtsumwandelnde Operation vornehmen lassen. Seither lebe sie als Mann. Doch nach wie vor leide sie unter „unerträglichen psychischen Schmerzen“ und ekele sich vor sich selbst. Sie habe deshalb einen Antrag auf aktive Sterbehilfe gestellt, der ihr gewährt worden sei. Ein Elfjähriger in Kalifornien, der bei zwei lesbisch lebenden Frauen aufwachse, wolle lieber als Mädchen leben. Er bekomme nun pubertätshemmende Hormone als Vorbereitung für eine spätere „Umoperation“. Die beiden Frauen wollten so verhindern, dass der Junge weiter an einer Geschlechtsidentitätsstörung leide, die das Risiko erhöhe, einmal Selbstmord zu begehen. Vonholdt fragt sich in dem Zusammenhang: „Ist ‚Geschlechtsumwandlung’ die angemessene Lösung?“

Die seelischen Probleme sind geblieben

Dass die Betroffenen eher eine Therapie als eine Operation brauchen, begründen drei US-amerikanische Autoren – der Psychiater Richard P. Fitzgibbons, der Psychologe sowie Eheund Paartherapeut Philip M. Sutton sowie die Historikerin und Autorin Dale O’Leary – in ihrer Arbeit, die vom DIJG dokumentiert wird. Zur Begründung verweisen sie unter anderem auf eine Studie des Universitätskrankenhauses der Johns-Hopkins-Universität (Baltimore/US-Bundesstaat Maryland), das ein Zentrum für geschlechtsumwandelnde Operationen sei. Dort habe der Psychiater und Psychoanalytiker Jon Meyer in einer Nachsorgestudie herausgefunden, dass die meisten Patienten ihre Entscheidung zur Geschlechtsumwandlung zwar nicht bereuen, doch sie hätten „noch dieselben Probleme mit ihren Beziehungen, ihrer Arbeit und ihren Gefühlen“ wie vor dem Eingriff: „Die Hoffnung, dass sie nun ihre emotionalen Probleme hinter sich lassen und ein psychisch ausgeglichenes Leben führen könnten, hatte sich nicht erfüllt.“ Der Leiter der psychiatrischen Abteilung der Klinik, Paul McHugh, komme zu dem Fazit: „Wir Psychiater sollten uns darauf konzentrieren, die Psyche von betroffenen Personen ins Lot zu bringen und nicht ihre Genitalien zu verändern.“ Es sei ein „Irrsinn“ , als Psychiater Männer und Frauen auf ein Leben in einem anderen Geschlecht vorzubereiten. Wichtiger sei es, die Ursachen der psychischen Fehlleitung dieser Menschen zu untersuchen.

Mehr Ursachenforschung betreiben

Ähnlich sehen es auch Fitzgibbons, Sutton und O‘Leary: „Geschlechtsumwandelnde Operationen zerstören gesunde Geschlechtsorgane, nehmen dem Menschen unwiderruflich seine biologische Fruchtbarkeit, sein Potential zu Weitergabe es Lebens, und bergen gesundheitliche Risiken. Die chirurgischen Eingriffe können das Geschlecht nicht ändern, nur die Illusion von Veränderung erzeugen.“ Die Bemühungen zur Entwicklung wirksamer Therapien müssten erheblich verstärkt werden. Damit Kinder in eine gesunde, männliche oder weibliche Identität hineinwachsen, benötigten sie „eine frühe sichere Bindung an Mutter und Vater und an die Geschwister“. Nötig seien auch Bestätigung und Förderungen ihrer jeweiligen natürlichen Identität sowie besondere Zuwendung, wenn sie geschlechtsuntypische Begabungen oder Interessen hätten. Hilfreich seien nicht zuletzt „über viele Jahre hinweg gleichgeschlechtliche Freundschaften“.

Opfer seelischen und sexuellen Missbrauchs

Die Autoren verweisen ferner darauf, dass hinter jedem Wunsch nach Geschlechtsumwandlung eine individuelle Lebensgeschichte liege: „Das Leid der Betroffenen beginnt meist in der frühen Kindheit. Viele sind Opfer seelischen, körperlichen und sexuellen Missbrauchs, seelischer Verwahrlosung oder Opfer von Ablehnung“. Die Betroffenen meinten, „dass die Operation ihre Probleme lösen werde“. Doch so könnten die Wunden der Kindheitstraumata nicht geheilt werden. Das Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft (DIJG/Reichelsheim) ist das Studien- und Forschungszentrum der Kommunität Offensive Junger Christen (OJC). Sie ist ein Fachverband in der „Diakonie Deutschland“.


© 2013 www.kath.net