Trotz Verfolgung: Kirchenführer rufen Christen zum Bleiben auf

13. November 2013 in Weltkirche


Islamische Welt: Immer mehr Muslime interessieren sich für die Botschaft der Bibel


Schwäbisch Gmünd (kath.net/idea) Trotz alltäglicher Bedrängnis und blutiger Christenverfolgung in islamischen Ländern rufen viele Kirchenführer ihre Mitglieder zum Bleiben auf. Das berichteten Geistliche aus der islamischen Welt auf einem ökumenischen Märtyrer-Kongress, der vom 10. bis 13. November in Schwäbisch Gmünd stattfindet. Sie zitierten die Aufforderung Jesu Christi, Feinde zu lieben und für Verfolger zu beten.

Dies gelte auch in Ägypten, wo Muslime immer mehr christliche Einrichtungen zerstörten, sagte ein aus Sicherheitsgründen nur Michael genannter Redner. Die dortigen Kirchenführer hätten beschlossen, auf Attentate nicht mit Gegengewalt zu reagieren und das Ausland nicht um Hilfe zu bitten. Man habe sogar Polizisten, die Kirchengebäude vor Übergriffen fanatischer Muslime schützen sollten, nach Hause geschickt. „Unser Auftrag besteht darin, Muslimen mit wahrer Liebe und Vergebung zu begegnen.“ Dies sei wichtiger, als um mehr bürgerliche Rechte oder den Wiederaufbau von Gebäuden zu beten.

Michael zufolge wollen viele ägyptische Christen die Gelegenheit nutzen, „das Leben zu leben, das Jesus Christus vorgelebt hat“. Dabei mache man die Erfahrung, dass sich immer mehr Muslime für die Botschaft der Bibel interessierten und sie mit dem Islam verglichen. Dies habe dazu geführt, dass auf einer christlichen Internetseite von Januar bis Oktober dieses Jahres rund eine halbe Million Menschen erklärt hätten, ihr Leben Jesus Christus anvertrauen zu wollen.

Appell an Kirchengemeinden

Redner riefen auch zur Solidarität mit Konvertiten auf, die in der westlichen Welt leben. Nach Angaben des Direktors des christlichen Hilfswerks Barnabas Fund, Patrick Sookhdeo (Pewsey/Südwestengland), haben viele Ex-Muslime Angst, sich etwa in den USA einer Kirchengemeinde anzuschließen. Sie befürchteten, dass die intensiven politischen und wirtschaftlichen Beziehungen der USA zu Verfolgerstaaten wie Saudi-Arabien und Katar Kontakte zu islamischen Organisationen einschlössen. Dabei könnten Angaben über den Aufenthaltsort von Konvertiten gemacht werden, was diese sehr gefährden würde.

Die russische Missionarin Amina kritisierte ein laues Christentum in Deutschland. Konvertiten aus islamisch geprägten zentralasiatischen Republiken würden in manchen Gemeinden nicht willkommen geheißen, weil sie angeblich die gute Nachbarschaft mit Muslimen störten.

Eine Konvertitin aus Pakistan – Layla genannt – appellierte an die Kirchengemeinden, ehemaligen Muslimen einen Familienersatz zu bieten. Sie würden nach ihrem Übertritt von ihren Familien verstoßen und nicht selten mit dem Tod bedroht. Die Behörden sollten ihnen Opferschutz gewähren und sie in Schutzhäusern unterbringen.

Für ein allgemeines Recht auf Religionswechsel

Der Vorsitzende der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz, Prof. Thomas Schirrmacher (Bonn), warb für ein verstärktes Engagement für ein allgemein gültiges Recht auf Religionswechsel. Dieses bilde die Grundlage für die Religionsfreiheit. „Antimissionsgesetze“ in manchen Ländern würden häufig dazu missbraucht, um eine vorherrschende Religion vor ungeliebten Konkurrenten abzuschirmen. Dies sei nicht nur in vielen islamischen Staaten der Fall, sondern beispielsweise auch in Griechenland und Russland, wo die orthodoxe Kirche ihre Mitglieder vor der Beeinflussung durch andere christliche Gemeinschaften bewahren wolle.

In einigen indischen Bundesstaaten mit großen hinduistischen Mehrheiten werde versucht, den Einfluss christlicher und muslimischer Gruppen zurückzudrängen. Ein Missbrauch sei beispielsweise die zusätzliche Vorschrift, dass man eine Taufe zwei Wochen vorher bei einer staatlichen Behörde anmelden müsse. Sie könne dann die Genehmigung verweigern und so einen Wechsel zu einer anderen Konfession oder zum Christentum verhindern. An dem Kongress, zu dem das Christliche Gästezentrum Schönblick und die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) in Zusammenarbeit mit rund 30 evangelischen und katholischen Hilfswerken wie Menschenrechtsorganisationen eingeladen haben, nehmen mehr als 500 Fachleute vor allem aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teil.


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