Katholischer Medienpreis: Wer die Wahl hat, hat die Qual

31. Oktober 2013 in Kommentar


In der Medienarbeit sollten eigentlich katholische Laien, die sich nicht verstecken, die sich auch mal eine blutige Nase holen – zuweilen sogar bei ihrem Arbeitgeber – mit einem Preis ausgezeichnet werden. Gastkommentar von Peter Winnemöller


Geseke (kath.net/katholon) Einen Preis auszuloben ist immer so eine Sache. Mal erweist sich der Preisträger als faktisch ungeeignet, wie es beim diesjährigen Heuss- Preis geschehen ist. Nach Cohn-Bendit als Preisträger dürfte dieser Preis verbrannt sein. Mal lehnt ein Preisträger spektakulär ab, wie es Marcel Reich- Ranicki 2008 mit dem Deutschen Fernsehpreis tat. Mal gibt einer einen Preis zurück, weil ein anderer ihn erhält. So geschehen, als Henryk M. Broder in diesem Jahr seinen Börne Preis zurückgab.

Nun hat es den katholischen Medienpreis erwischt. In der Kategorie Printmedien wurde Lara Katharina Fritzsche („Das Leben nach dem Tod in Utøya“, ZEITmagazin) ausgezeichnet. Ihr Preisgeld schenkte sie dem “ Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung”, das unter anderem die Gegendemos beim Marsch für das Leben mitorganisiert und unterstützt. Ferner setzt sich dieses Bündnis für Abtreibung und die rezeptfreie Vergabe der “Pille danach” ein.

Auch wenn dies “nur” 5000 Euro sind, so sind es doch kirchliche Mittel, die nun diesem Zweck zu Gute kommen. Als Begründung gab Fritsche an, daß sie sich als Frau einfach zu oft über die katholische Kirche ärgere.

Dies ist wohl gerade jetzt besonders der Fall, da die ebenfalls zur Kirche gehörende GKP (Gesellschaft katholischer Publizisten) sie soeben mit einer Auszeichung und 5000 Euro geärgert hat. Dieser Ärger ist nachzuvollziehen, lässt sich ein Feindbild doch nicht aufrecht halten, wenn man so einen Preis entgegen nehmen und dann auch noch einem freundlichen Bischof (horribile dictu) die Hand schütteln muss.

Der katholische Medienpreis hat nun auch seinen Eklat und reiht sich damit in die Reihe der wirklich großen Preise ein.

Auch hier wäre eine Entweltlichung im Sinne von “wir daddeln ab jetzt nicht mehr mit jedem, nur weil er mal einen guten Artikel schreibt”, ganz angebracht.

Publizistik, Journalismus und Medienarbeit ist Weltdienst der Laien. Die katholische Laien, die in diesem Sektor tätig sind und sich dabei nicht verstecken, die sich ab und an auch mal eine blutige Nase holen – zuweilen sogar bei ihrem Arbeitgeber – sollten viel eher mit solch einem Preis ausgezeichnet werden. Es ist die Aufgabe der Bischöfe, die Laien zu ihrem Weltdienst zu befähigen und sie darin zu stärken. Das betrifft sicher nicht in erster Linie Preise, aber eben auch.

Diejenigen, die im kommenden Jahr beim Marsch für das Leben mitgehen, werden ganz sicher nicht besonders gut auf die GKP zu sprechen sein, wenn ihnen die jetzt kirchlich subventionierten Hassparolen um die Ohren fliegen.

Ein Schuss vor den Bug kann wie ein Weckruf sein, bevor vielleicht wirklich mal die Breitseite einschlägt. So kann der Eklat vielleicht einmal die Verantwortlichen aufrütteln, die Auswahl- und Vergabepraxis zu überdenken. Bekennende und praktizierende Laien im Dienste der Medien, auch der weltlichen Medien gibt es sehr wohl. Diesen eine Anerkennung für ihren Dienst zu verleihen, würde ihnen deutlich den Rücken stärken. Anderen, die glauben, sich eher bedeckt halten zu müssen, könnte ein solcher Preis Mut machen, öffentlich Farbe zu bekennen.

So ergäbe der Preis einen Sinn.

Peter Winnemöller führt den Blog katholon.


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