In Kontrollgremien braucht es gestandene Leute, keine Weicheier

16. Oktober 2013 in Deutschland


Früherer Kölner Generalvikar Norbert Feldhoff kritisiert in Reaktion auf das Limburger Desaster: Wer vom Bischof in ein Kontrollgremium gerufen wird, hat die Pflicht, auch mal zu warnen oder Nein zu sagen.


Köln (kath.net/KNA) Der Kölner Dompropst Norbert Feldhoff hat die katholische Kirche in Deutschland zu «totaler Transparenz» bei den Finanzen aufgerufen. «Ich würde den Diözesen in allen Fällen, in denen sie über erhebliche Vermögen verfügen, empfehlen, diese Fakten zu veröffentlichen und so transparent zu machen wie die Bistumshaushalte. Das wäre nach meiner Ansicht dringend erforderlich», sagte der frühere Kölner Generalvikar und Finanzexperte am Mittwoch in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das gelte für die Haushalte der Bischöflichen Stühle ebenso wie für kirchliche Stiftungen.

Der 73-Jährige räumte ein, dass es im Zug der Debatte über die Baukostenexplosion im Bistum Limburg auch Irritationen über die Besetzung kirchlicher Kontrollgremien geben könne. Aus eigener Erfahrung im Erzbistum Köln könne er aber sagen, dass «die zuständigen Kontrollgremien immer Manns genug waren, Einwände zu erheben und Projekte auch in Frage zu stellen». Wer vom Bischof in ein solches Gremium berufen werde, «hat einfach die Pflicht gegenüber dem Bischof, auch mal zu warnen oder Nein zu sagen. Das sind doch gewissenhafte und gestandene Leute und keine Weicheier».

Feldhoff betonte, im Erzbistum Köln, das als eine der reichsten Diözesen weltweit gilt, herrsche finanzielle Transparenz. «Anders als in anderen deutschen Bistümern gibt es in Köln nur einen einzigen Bistumshaushalt. Das heißt: Auch das Vermögen des Bischöflichen Stuhls ist im normalen Bistumshaushalt enthalten und wird vom Kirchensteuerrat kontrolliert», sagte der Geistliche, der von 1975 bis 2004 Generalvikar im Erzbistum Köln war. Das Erzbistum hatte am Dienstagabend das Vermögen des Bischöflichen Stuhls von Köln mit 166,2 Millionen Euro angegeben.

Auch die SPD-Schatzmeisterin Barbara Hendricks forderte mehr Transparenz in Finanzfragen. Die Kirche sei kein Staat im Staate. Hendricks, Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), kritisierte am Mittwoch im Deutschlandfunk den Vermögensverwaltungsrat, der im Bistum Limburg für die Kontrolle der Finanzen des Bischöflichen Stuhls zuständig war. Dass die drei Mitglieder weder die Einnahmen, noch die Ausgaben von 2012 und auch keinen Haushaltsplan 2013 gesehen hätten, sei «ein eklatantes Versagen. Wenn man eine solche Funktion hat, darf man sich so was nicht gefallen lassen, dann muss man drängen, dann darf man sich auch vom Bischof nicht beeinflussen lassen, wenn der das nicht will.»

Unterdessen legen immer mehr katholische Bistümer die Finanzen ihres Bischöflichen Stuhls offen. Das Bistum Trier teilte am Mittwoch mit, dass dessen Vermögen aus «Kapitalanlagen, Darlehensforderungen und Liquidität» mit einem Bilanzwert von rund 84 Millionen Euro bestehe. Zusätzlich gehörten 38 Immobilien dazu: 14 Wohnhäuser sowie 24 kirchliche Gebäude wie Bildungshäuser, Schulen und Verwaltungsgebäude. Auch das Erzbistum Freiburg will im Rahmen der kommenden Haushaltsplanungen 2014/2015 erstmals über die Vermögenswerte des «Erzbischöflichen Stuhls» informieren.

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