Dunkles Kapitel: 90.000 Tote in sowjetischen 'Speziallagern'

7. Oktober 2013 in Chronik


Gesellschaft für bedrohte Völker fordert schonungslose Aufklärung


Göttingen (kath.net/idea) An ein dunkles Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (Göttingen) anlässlich des Tages der deutschen Einheit erinnert: die sowjetischen „Speziallager“ in der ehemaligen DDR und im Gulag. Dort seien mindestens 90.000 Menschen umgekommen, davon bis zu 70.000 in DDR-Konzentrationslagern, die nach 1945 fortgeführt oder neu eingerichtet worden. In den umliegenden Wäldern habe es viele Hinrichtungen gegeben.

Etwa 20.000 Einwohner der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone seien nach ihrer Auslieferung im Archipel Gulag gestorben. Die SED übergab den Sowjets bis 1950 alle politischen Gegner. Tausende wurden in Untersuchungshaft erschlagen oder erschossen. Unter den Opfern seien, so die Organisation, neben schuldbeladenen Nationalsozialisten zehntausende Bürger gewesen, die sich gegen die Etablierung des stalinistischen Systems gewandt hätten, etwa Bauern, Angehörige des Bürgertums, Unternehmer, Sozial- und Christdemokraten, Liberale, Theologen, kommunistische Dissidenten und Widerstandskämpfer im Dritten Reich.

Der Generalsekretär der Organisation, Tilman Zülch, forderte von der Politik eine „schonungslose Aufklärung“ dieser Verbrechen. Die Vergangenheitsbewältigung sei notwendig, damit gegenwärtigen Verbrechen gewehrt werde. Das Schicksal der Opfer sollte „Anlass für den drittgrößten Waffenlieferanten der Welt, die Bundesrepublik Deutschland, sein“, ihre „unfriedliche Politik“ zu überdenken.

Zudem gelte es, das Vermächtnis dieser Toten zu bewahren und an ihr Schicksal zu erinnern. Ziel sei es, Wiederholungen zu verhindern und verfolgte Minderheiten zu schützen.


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