Bischöfe wollen Fortbestand von Weltbild sichern

25. September 2013 in Deutschland


Gesellschafter beschließen «Schritte und einen Zeitplan» Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)


Fulda (KNA) Nach mehrstündigen Beratungen, die von Teilnehmern als «streckenweise sehr offen und stets konstruktiv» beschrieben wurden, haben die katholischen deutschen Bischöfe Schritte zur Rettung des Medienkonzerns «Weltbild» beschlossen. Der Aufsichtsratsvorsitzende, Münchens Generalvikar Peter Beer, erklärte am Mittwochnachmittag in Fulda, der Aufsichtsrat sei beauftragt, diese Schritte innerhalb einer gegebenen Frist umzusetzen. Zugleich betonte er, die Bischöfe als Gesellschafter wollten eine «stabile Lösung». Jetzt sei Arbeit angesagt, man müsse rasch handeln.

Nähere Auskünfte gab Beer unter Hinweis auf die zwischen den Gesellschaftern vereinbarte Vertraulichkeit nicht. Mit ihrer Entscheidung suchen die Bischöfe einen Ausweg aus einer misslichen Lage für den Konzern, zu der sie selbst ungewollt mit beigetragen hatten. Für das Medienunternehmen war die Lage nach Einschätzung von Branchenkennern «sehr ernst» geworden, weil mehrere ungünstige Faktoren zusammenkamen.

Da ist zum einen der allgemeine Umbruch im Buchhandel, in dem das einst erfolgreiche Filialgeschäft für den Massenvertrieb immer weniger einbrachte, während der Onlinehandel bei Amazon und Co immer größere Anteile an sich zog. Diesen Trend hat Weltbild gerade noch rechtzeitig erkannt, der nötige Umbau vom Filialhandel und Katalogversand zum Onlinehändler ist jedoch teuer. Und er verläuft nicht ohne Reibungsverluste. Für ein Unternehmen, das den Löwenanteil seiner Gewinne früher stets in den Neuausbau des Filialnetzes steckte, ist er nicht leicht zu schultern. Weltbild musste externe Beratung einkaufen, teure Spezial-Software anschaffen und voll automatisierte Buchlagerungs- und Verschickungskapazitäten aufbauen.

Hinzu kommt ein eher verhaltenes Weihnachtsgeschäft 2012 sowie ein generelles Ausfransen des Medienkonsums, insbesondere bei Jüngeren. Der Trend geht zum kaum vorhersagbaren «Download-Mix» auf mobilen Endgeräten, vom i-pad bis zum «e-Reader» für elektronische Bücher. Hierauf hatte Amazon sich mit dem Lesegerät «kindle» früh eingestellt. Dann konterte Weltbild in einer Gemeinschaftsaktion mit Thalia und anderen Branchenriesen durch die Einführung des anbieterübergreifenden Readers «tolino», der seither verlorene Marktanteile schrittweise wieder aufholt.

In all die Umstrukturierungs-Turbulenzen hinein kam der Druck konservativer Kirchenkreise und Publizisten. Sie kritisierten den Verkauf einiger Erotik- und Esoterik-Titel über das Weltbild-Vertriebssystem scharf. Obwohl die «schmutzige» Literatur weniger als 0,2 Prozent des Umsatzes ausmachte, war der Vorwurf der Doppelmoral in der Welt, die Wellen der Empörung schlugen hoch. Sogar Papst Benedikt XVI. persönlich mahnte eine Korrektur an.

In dieser Situation beschlossen die Bischöfe, sich von der direkten Konzernbeteiligung zu trennen. Der Aufsichtsrat wurde ausgetauscht, als neuer Aufsichtsratsvorsitzender übernahm der Münchner Generalvikar Beer die Leitung. Zunächst wurde die Überführung des Konzerns in eine Stiftung angestrebt, doch dann verbauten die finanziellen Sorgen des Unternehmens diesen Lösungsweg. Für die Geschäftsbanken, auf deren Kredite Weltbild für den teuren Umbau angewiesen ist, waren diese internen Verwerfungen nur schwer nachvollziehbar. Sie mussten den Eindruck bekommen, die Eigentümer stünden nicht mehr zu ihrem Konzern.

Diesem fatalen Eindruck sind die Bischöfe als Gesellschafter nun mit ihrer Fuldaer Erklärung entgegengetreten. Ähnlich wie Politiker und der Zentralbankchef in der Euro-Krise haben sie jetzt den Versuch unternommen, das Vertrauen der Gläubiger wieder herzustellen, indem sie sich klar zum Fortbestand des Unternehmens Weltbild bekennen. Und da die Geschäftsbanken wissen, über welch umfangreiche Reserven und Vermögenswerte die Weltbild-Gesellschafter verfügen, dürfte damit auch das Vertrauen in die Überlebensfähigkeit der GmbH zumindest für die Zeit der Umstrukturierung wieder hergestellt sein.

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