Polemik zwischen syrischem Patriarchen und französischem Bischof

20. September 2013 in Weltkirche


Claude Dagens, Bischof von Angouleme und Mitglied der Academie Francaise, hatte dem syrischen Patriarchen Gregoire III. Laham vorgeworfen, «ein politischer wie finanzieller Verbündeter» von Präsident Baschar al-Assad zu sein


Paris (kath.net/KNA) Zwischen dem syrischen Patriarchen Gregoire III. Laham und dem französischen Bischof Claude Dagens gibt es einen verbalen Schlagabtausch. Dagens (73), Bischof von Angouleme und Mitglied der Academie Francaise, hatte dem 79-jährigen Patriarchen in einem Radiointerview vorgeworfen, «ein politischer wie finanzieller Verbündeter» von Präsident Baschar al-Assad zu sein. Unter anderem habe er 2012 eine vatikanische Friedensmission nach Syrien unterminiert.

Gregoire III., Oberhaupt der melkitischen Christen in Syrien, wies nun in einem Brief die Aussagen Dagens' als diffamierend und verletzend zurück. Sie beleidigten und brächten zudem die gesamte melkitische Gemeinschaft in Gefahr, die seit vielen Jahren «grausam geprüft» werde. «Welch ein Kontrast zu der Fürsorge von Papst Franziskus und der so berührenden geistlichen Solidarität meiner Brüder im französischen Episkopat und so vieler anonymer Franzosen», schrieb der Patriarch.

Die Antwort an Dagens sandte Gregoire III. auch den Präfekten der Bischofskongregation, Marc Ouellet, und an die Academie Francaise. Darin nimmt er nicht direkt zu den Vorwürfen Stellung. Er betont, er habe in den beiden vergangenen Jahren unermüdlich auf einen Dialog und auf Versöhnung gedrängt, die «der einzige Rettungsanker für Syrien» seien. Dafür sei er auch bereit, sein Leben zu opfern.

In dem Gespräch mit Radio Notre Dame am 11. September hatte Dagens dem Patriarchen vorgeworfen, sich nach dem Beschluss der Weltbischofssynode im vergangenen Oktober, eine Bischofsdelegation mit unter anderen sieben Kardinälen nach Syrien zu entsenden, umgehend telefonisch mit Assad abgestimmt zu haben. Die bereits von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone angekündigte Reise wurde später wieder abgesagt.

Dagens, der in Frankreich als Intellektueller und Historiker anerkannt ist, äußerte sich in einem breiteren Kontext politischer Analyse des Syrien-Konflikts. Assad spiele die Karte «Ich oder das Chaos», und er verstehe es, auch die bedrängten Christen in dieses Spiel einzubeziehen. Das Wissen um die Christenverfolgungen im Nahen Osten dürfe dem Westen aber nicht zur Bemäntelung eines Diktators dienen, so der Bischof. Bereits zuvor hatte er erklärt, auch wenn er für den Frieden bete, wolle er nicht einer «gewissen katholischen Meinung» anhängen, die «den Leiergesang eines Friedens um jeden Preis» singe.

Gregoire III. Laham, Patriarch der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche von Antiochien und dem ganzen Orient, von Alexandrien und Jerusalem, gehört zu den höchsten katholischen Würdenträgern im Nahen und Mittleren Osten. Er ist auch in Deutschland bekannt, wo er seit einem ersten Aufenthalt 1959 zahlreiche Freundschaften pflegt.

Im syrischen Bürgerkrieg werfen ihm Kritiker Nähe zur Assad-Regierung vor. So nannte ihn der christliche syrische Regimekritiker und Journalist Michel Kilo zuletzt «einen Geheimdienstmann in den Kleidern eines Patriarchen». Gregoire III. selbst verweist auf seine Verantwortung für alle Syrer. Den Westen forderte er kürzlich im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auf, auf Drohungen wie einen US-Militärschlag zu verzichten.

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