Vom jungen Rebell zum erfolgreichen Wirtschaftsboss

8. August 2013 in Chronik


Neue Studie belegt «antisoziale Tendenzen» späterer Unternehmer Von Gregor Krumpholz


Jena (kath.net/KNA) Eltern pubertierender Kinder können aufatmen. Vielleicht zeichnet sich im rebellischen Verhalten ihrer Zöglinge ja ein künftiger Firmengründer oder Wirtschaftsboss ab. Dies legt jedenfalls eine am Dienstag veröffentlichte Studie von Psychologen der Universität Jena in Kooperation mit Stockholmer Kollegen nahe.

Das überraschende Ergebnis ergab die Auswertung der «Längsschnittstudie» in einer schwedischen Stadt. Über 40 Jahre wurden dabei rund 1.000 Kinder ab der sechsten Klasse in ihrem Sozialverhalten beobachtet. Dann untersuchten die Forscher die Daten darauf hin, «wer von den Studienteilnehmern später Unternehmergeist gezeigt und ein eigenes Unternehmen in der beruflichen Karriere gegründet hat», erklärt Martin Obschonka vom Institut für Psychologie der Universität Jena.

Dies deckte auf, dass die späteren Gründer in ihrer Jugend eine deutlich höhere Tendenz zu regelwidrigem Verhalten aufwiesen. So missachteten sie häufiger Verbote der Eltern, schummelten und schwänzten in der Schule öfter. Gleiches ließ sich beim Drogenkonsum oder beim Ladendiebstahl feststellen. Vor allem bei den männlichen Studienteilnehmern wurde es augenfällig.

Solche «antisozialen Tendenzen» bei späteren Stützen der Gesellschaft beschränkten sich in der Regel aber auf «geringere Vergehen», wie die Psychologen zugleich betonen. Die Analyse von Daten der Polizei ergab, dass sich Unternehmer von anderen Bürgern in Bezug auf behördlich geahndetes kriminelles Verhalten nicht signifikant unterscheiden, weder in der Jugend noch im Erwachsenenalter.

Der Drang zu regelwidrigem Verhalten sei in der Jugend allerdings deutlich vorhanden, so Obschonka. Für Unternehmensgründer sei es eben entscheidend, Innovationen und Visionen zu verwirklichen, erklärt er die Forschungsergebnisse. Der damit verbundene Nonkonformismus mache sich schon in jungen Jahren bemerkbar, auch wenn es der Umwelt nicht immer gefällt.

«Wie die Daten nahelegen, führt ein rebellierendes Verhalten gegen gesellschaftlich akzeptierte Normen in der Jugend und ein frühes Infragestellen von Grenzen nicht unbedingt zu kriminellen und antisozialen Karrieren, sondern kann durchaus die Grundlage für späteren produktiven und sozial-verträglichen Unternehmergeist sein», beruhigt der Jenaer Psychologe allzu besorgte Väter und Mütter.

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