Papstworte und verfälschende Berichterstattung

31. Juli 2013 in Kommentar


Was sagte der Papst tatsächlich über Homosexualität? - Medien sollten berichten, was wirklich gesagt wurde und nicht nur, was sie sich gewünscht hätten - Von Fr. Jonathan Morris (Foxnews)


Vatikan (kath.net/Foxnews) Papst Franziskus gibt keine Interviews. Zumindest dachte man das. Dies hatte er auch selbst über sich gesagt, erst vor einer Woche auf dem Weg zum Weltjugendtag in Rio de Janeiro.

Dann war Weltjugendtag. Großes geschah.

3,2 Millionen junge Menschen versammelten sich nach offiziellen Angaben der Stadtverwaltung am Strand von Copacabana, um den Papst zu sehen, mit ihm zu beten und seine Anregung über den Sinn des Lebens zu hören.

Seine Schlussbotschaft an sie war einfach: Geht nach Hause zurück und dient einander ohne Furcht.

Nur Stunden später, während er sich vielleicht seine eigene Schlussbotschaft über die Furchtlosigkeit zu Herzen nahm, gab Papst Franziskus eine 80-minütige Frage-und-Antwort-Runde mit dem internationalen Pressecorps.

Die gesamte Pressekonferenz im Papstflugzeug auf dem Rückweg von Brasilien in den Vatikan war faszinierend.

Doch unglücklicherweise wird man nun beim Lesen der Überschriften nur eine einzige Lektion daraus lernen. Beispielsweise formulierte die „Huffington Post“: „Durchbruch: Papst OK mit den Gays.“

Dies ist die schlechteste Berichterstattung über eine religiöse Geschichte, die ich bis dahin gesehen habe.

Beginnen wir mit dem Fakt, dass der Papst mit Homosexuellen schon immer „OK“ gewesen ist. Der Anspruch seiner eigenen Religion fordert von ihm weitaus mehr als nur „OK“. Der christliche Glaube lehrt, dass jeder Mensch von Gott mit unverletzlicher Würde ausgestattet wurde und deshalb bedingungslos Respekt und Liebe von uns verdient.

Auch ein Abschnitt eines „Associated Press“-Artikels verunglückte völlig. In der Zusammenfassung von Bemerkungen des Papstes über homosexuelle Menschen im Priesteramt berichtete die AP: „Franziskus ist weitaus versöhnlicher [als Papst Benedikt] und sagt, schwulen Klerikern soll vergeben und ihre Sünden sollen vergessen werden.“

Dies sagte Papst Franziskus nicht, und der Bericht ist auf vielerlei Ebenen falsch.

Erstens unterstellt er, dass das Schwulsein als solches eine Sünde ist. Doch Papst Franziskus sagte in Wirklichkeit in der Antwort auf eine Reporterfrage nach homosexuellen Priestern, die ein zölibatäres Leben führen: „Wenn ein Mensch homosexuell ist, doch den Herrn sucht und guten Willen hat, wer bin ich, dass ich diesen Menschen verurteilte?“

Papst Franziskus hat mit Schlichtheit und Leidenschaft die biblische Lehre wiederholt. Die Bibel und die katholische Kirche haben nie gelehrt, dass es eine „Sünde“ wäre, homosexuell zu sein. Sondern sie lehren, dass es eine Sünde ist, homosexuellen Sex zu haben, weil dieser gegen die Gesetze von Gottes Natur verstößt, besonders gegen seinen Plan für menschliche Sexualität.

Wenn Papst Franziskus sagt, „wer bin ich, dass ich diesen Menschen verurteilte?“, dann sagt er – und ich glaube, dass wir darüber von den religiösen Führungskräften noch mehr hören sollten –, dass aktive Homosexuelle dieselbe Freundlichkeit, Liebe und Gnade verdienen, die wir Sünder insgemein erhoffen würde, von Gott und von den Mitmenschen zu erfahren.

Wir geben keine Urteile über den persönlichen Wert von irgendjemandem ab – Gott hat dies schon getan, als er uns aus Liebe erschuf.

Ich wünsche mir, dass wenn Papst Franziskus das nächste Mal der Presse eine Begegnung anbietet, dass sie dann seine Botschaft des furchtlosen Dienens in ihr Herz nehmen und ihren Lesern berichten, was er wirklich sagte und nicht nur das, was sie sich wünschen gehört zu haben.

Jonathan Morris ist Priester des Erzbistums New York. Er ist Mitarbeiter bei „Fox News“ sowie Programmdirektor von „Der katholische Kanal“ des „SiriusXM Radio“ und Autor mehrer Bücher. Außerdem ist er Pfarrvikar in einer New Yorker Basilika.

Kurzvideo der Papst-Pressekonferenz auf dem Rückflug vom Weltjugendtag (italienisch/englisch, Rome Reports)


Foto © Father Jonathan Morris


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