'Osservatore Romano' würdigt Peter Rosegger

31. Juli 2013 in Chronik


Religiös geprägter steirischer Volksdichter wurde vor 170 Jahren geboren und starb vor 95 Jahren - "Kleine Zeitung" erinnert auch an Antisemitismus Roseggers


Vatikanstadt-Graz (kath.net/KAP) Die Vatikanzeitung "L'Osservatore Romano" hat den steirischen Schriftsteller Peter Rosegger gewürdigt. Nicht nur Natur und bäuerliches Leben seien Themen des religiös geprägten Volksdichters gewesen, er habe sich auch generell mit menschlichen Problemen auseinandergesetzt "und wollte auch Ratschläge und Anregungen zu einer optimalen Lebensbewältigung geben", schreibt die im Archiv der Vatikanbibliothek tätige Salzburger Historikerin Christine Grafinger in der jüngsten deutschsprachigen Ausgabe des "Osservatore". Quer durch Roseggers Schaffen ziehe sich die Überzeugung, dass das Christentum eine überaus positive Prägekraft auf die Menschen habe.

Anlass für den langen Artikel Grafingers sind zwei Jubiläen rund um den Dichter: Peter Rosegger wurde vor 170 Jahren - am 31. Juli 1843 - geboren und ist heuer vor 95 Jahren gestorben. Er stammte aus einer armen Waldbauernfamilie bei Krieglach im steirischen Mürztal und hatte keine regelmäßige Schulbildung. Christine Grafinger erinnert an Kirchenvertreter, die dem bildungshungrigen ehemaligen Wanderschneiderlehrling entscheidende Impulse auf seinem Weg zur Schriftstellerei gaben: Der Grazer Priesterseminarist Urban Offenluger verschaffte Rosegger Zugang zu Werken von Goethe und Lessing, der Grazer Religionslehrer Rudolf Falb ermöglichte ihm Theaterbesuche und verschaffte ihm Zugang zu einer Handelsakademie-Ausbildung.

Auf einige von Roseggers Werken ging Grafinger besonders ein: Zahlreiche Auflagen erlebte der Roman "Der Gottsucher", der auf einer wahren Begebenheit in Tragöß am Hochschwab - der Pfarrer Melchior Lang wurde dort 1493 von freien Bauern erschlagen - beruht und in die jüngere Zeit übertragen wurde. "Der Autor wollte damit zeigen, dass das Volk ohne positive Religion nicht leben kann, aber auch, dass eine Abkehr von der Kultur zur Unnatur und somit ins Verderben führt", heißt es im "Osservatore".

Auch im Roman "I.N.R.I. Frohe Botschaft eines armen Sünders" gehe es um explizit Religiöses: Ein zum Tod Verurteilter setzt sich in den qualvollen Tagen vor der Vollstreckung mit dem Leben Jesu auseinander und findet dabei inneren Frieden. "Rosegger bemühte sich, einen von Menschlichkeit geprägten Christus zu schaffen", resümiert Grafinger.

Zwiespalt zwischen Antisemitismus und Toleranz

Auf auch weniger vorzeigbare Aspekte im Denken und Schaffen Peter Roseggers weist der frühere Chefredakteur Kurt Wimmer in der "Kleinen Zeitung" (Online-Ausgabe, 29. Juli) hin. Unter dem Titel "Treuherziger Antisemit" erinnert Wimmer daran, dass der Dichter von den Nationalsozialisten posthum hemmungslos ideologisch missbraucht wurde. Allerdings: "Der Schriftsteller lieferte ihnen freilich auch einiges Material." Sein Antisemitismus habe ihn einmal zu der Bemerkung verleitet: "In mir ist seit jeher eine natürliche Abneigung gegen semitisches Blut vorhanden."

Dessen ungeachtet würdigt auch Wimmer Roseggers soziales Empfinden, wie es etwa in dem Roman "Jakob der Letzte" zum Ausdruck komme. Der Dichter sei auch überzeugt gewesen, "dass es neben einer zivilisatorischen Entwicklung 'auch einen ethischen und seelischen Fortschritt' geben müsse". Und schließlich auch seine Haltung gegenüber der Religion. Wimmer: "Rosegger lebte eine damals noch recht ungewohnte ökumenische Gesinnung und wollte eine bis heute unausrottbare 'herzlose Unduldsamkeit' überwinden. Er formulierte das so: 'Denn alle Lieblosigkeit, wo immer sie vorkommt, ist zu verurteilen, aber am meisten empört sie auf religiösem Gebiet.'"

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