Sexueller Missbrauch in Grünen-Kommune

25. Juli 2013 in Deutschland


In einer zur Emmaus-Gemeinschaft gehörenden Kommune wurden in den 80-er Jahren regelmäßig Kinder sexuelle missbraucht. Chef der Wohngemeinschaft war ein Landsvorstandsmitglied der Grünen in Nordrhein-Westfalen.


Kamp-Lintfort (kath.net/jg)
In einer zur Emmaus-Gemeinschaft gehörenden linksalternativen Kommune wurden Kinder regelmäßig sexuell missbraucht. Chef der Kommune war Hermann Meer, der in dieser Zeit Mitglied im nordrhein-westfälischen Landesvorstand der Grünen war. Dies berichtet die Tageszeitung „Die Welt“.

Die Kommune auf dem Dachsberg in Kamp-Lintfort war gegründet worden, um andere Formen des Zusammenlebens zu praktizieren. Zwar habe es „durchaus liebevolle Ansätze“ gegeben, erinnert sich ein früherer Bewohner. Der „Anspruch, einen besseren Umgang miteinander zu pflegen als ‚die da draußen’, die Spießer, das Establishment, wurde überhaupt nicht umgesetzt. Es gab böse Gemeinheiten“, sagt er gegenüber der „Welt“. Meer habe seine Pädophilie offen zur Schau getragen. Sie sei kein Geheimnis gewesen, man habe sogar dafür Werbung gemacht. „Auch die griechischen Philosophen hätten ihre Lustknaben und mit ihren Schülern sexuellen Umgang gehabt. Das waren Sätze, die für mich gang und gäbe waren, gewissermaßen Fakten, da hat keiner widersprochen“, erzählt der heute 48-jährige.

Er selbst sei damals als Jugendlicher nicht Opfer sexuellen Missbrauchs geworden, sagt er. Er sei wohl schon zu alt oder zu verschlossen gewesen, vermutet er heute. Erst später habe er erfahren, wer von den Übergriffen betroffen gewesen sei.

"Nach außen hin waren wir der nach Abbé Pierre lebende Emmaus-Verein. Aber wenn ich Schulkameraden mitbrachte, wurden die angefummelt. Von daher ging es natürlich schon rum: Da leben die Pädophilen“, berichtet ein anderer ehemaliger Bewohner der Kommune, der selbst zum Missbrauchsopfer wurde. Er hatte zunächst versucht, sich gegen die Übergriffe von Hermann Meer zu wehren. Sein sexuelles Interesse sei geweckt worden, als er erst zwölf Jahre alt war, erinnert er sich. Beispielsweise seien Zeitungsartikel zum Thema Kinder und Sex auf den Toiletten gelegen. Irgendwann habe er sich dann darauf eingelassen. Als „Gegenleistung“ bekam er Süßigkeiten, aber auch Bargeld, Pornohefte und Zigaretten. „Heute würde man von Prostitution sprechen. Sex gegen Kohle“, meint er rückblickend. Man habe ihm damals eingeredet, er könne alles selbst entscheiden. In Wahrheit sei er als Zwölfjähriger schlicht überfordert gewesen, sagt er heute.

Es habe sich dabei nicht um einzelne Übergriffe gehandelt. Er sei regelmäßig missbraucht worden, erinnert er sich. Meer sei nicht der einzige gewesen, der sich ihm unsittlich genähert hätte. Auch Gäste des von der Kommune betriebenen Tagungshauses und ein weiterer Bewohner der Kommune hätten sich an ihm vergangen.

Auch er bestätigt, dass die Pädophilen ihre Neigung damals nicht versteckt hätten. Im September 1983 fand in der Kommune eine Kinder- und Jugendkongress der Grünen statt. Sex mit Kindern sei das zentrale Thema gewesen. Befürworter und Gegner einer deutlichen Reduktion des Schutzalters hätten sich dabei die Waage gehalten, erinnert sich einer der Zeitzeugen. Der Kongress war vom Grün-Politiker Werner Vogel organisiert worden, der im selben Jahr über seine NS-Vergangenheit gestolpert war und deshalb sein Bundestagsmandat nicht antreten konnte.

Die Opfer leiden bis heute unter den Ereignissen. „Unsere Kindheit war bestimmt von Unsicherheit und Angst“ sagt einer der Zeitzeugen. „Einige kommen halbwegs gut damit zurecht, andere überleben bis heute nur mithilfe von Psychopharmaka“, fügt er gegenüber der „Welt“ hinzu.

Cem Özdemir, Bundesvorsitzender der Grünen, zeigt sich angesichts der Enthüllungen schockiert. Die Partei nehme die Informationen sehr ernst, sagt er gegenüber der „Welt“. Gleichzeitig verweist er auf ein bereits laufendes Forschungsprojekt zur Aufarbeitung, das vom Göttinger Parteienforscher Franz Walter durchgeführt wird. Auf diesem Weg soll die Geschichte der Pädophilenbefürworter in der Partei wissenschaftlich untersucht werden. Die Partei werde die Aufarbeitung „in vollem Umfang unterstützen“, sagte Özdemir wörtlich gegenüber der Zeitung. Der Abschlussbericht sei allerdings erst Ende 2014 zu erwarten.


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