Berechtigte Kinderpornografie-Anzeige – Jobverlust trotz Polizeilob

19. Juli 2013 in Deutschland


Krefeld: Einer Fotogeschäft-Angestellten fielen kinderpornografische Fotos auf. Gegen den Willen des Chefs erstattete sie Anzeige. Daraufhin wurde sie gefeuert.


Krefeld (kath.net) Einen hohen Preis musste Sara Dahlem für ihre berechtige Anzeige von Kinderpornografie bezahlen: Sie wurde gefeuert. Der Angestellten eines Fotofachgeschäftes waren bei einem Kundenauftrag kinderpornografische Fotos aufgefallen. Gegen den Willen des Chefs erstattete die 24-Jährige daraufhin Anzeige bei der Polizei. Die Polizei nahm die Anzeige sehr ernst – doch vom Chef wurde Sara Dahlem gekündigt wegen Stehlens von Daten und Vertrauensmissbrauch. Obendrein machte ihr dann auch das Arbeitsamt Schwierigkeiten. Der Verdacht auf Kindesmissbrauch wurde nach Polizeiangaben für diesen Fall inzwischen bestätigt, Sara Dahlem erhielt Polizeilob für ihre Zivilcourage. Darüber berichtete die „Westdeutsche Zeitung“.

Im Einzelnen: Rund 1000 Fotos auf einen Speicherstick waren dem ungenannt gebliebenen Fotogeschäft als Großauftrag übergeben worden. Von den Fotos sollte jeweils ein unbearbeiteter Abzug gemacht werden, so lautete der Kundenauftrag. Doch während der Ausführung des Auftrags stellte Dahlem fest, dass es nicht ohne Bearbeitung gehen würde, denn „das Format der Bilder stimmte nicht. Sonst wären beispielsweise die Köpfe abgeschnitten worden“, berichtete die „Westdeutsche Zeitung“ weiter. Als Dahlem die Fotos zur Bildbearbeitung anschaut, verschlägt es ihr den Atem, denn ganz offensichtlich waren Kinder gegen ihren Willen nackt fotografiert worden. Die Angestellte sieht Fotos nackter Kinder mit ausdruckslosen oder traurigen Gesichter. „Immer wieder gab es auch Fotos, wo eindeutig das Geschlechtsteil im Mittelpunkt stand.“ Dahlem verständigt ihren Chef, doch dieser habe gesagt, „da können wir nichts machen. Es wäre ja kein direkter Missbrauch zu sehen“, erklärte sie. Die 24-Jährige schaut sich schließlich rund drei Stunden lang alle Fotos an und findet immer mehr einschlägige Abbildungen. „Mir war richtig schlecht, ich hatte Bauchschmerzen.“ Doch ihr Chef lehnte es weiterhin ab, die Polizei zu verständigen,

Dahlem speicherte nun alle Fotos auf eine Karte und ging damit zur Polizei. Ihre Anzeige wird aufgenommen. Schon am nächsten Tag waren die Ermittler im Fotogeschäft. Dahlem hatte da zufällig frei. Der Betreiber des Fotogeschäftes rief sie später an und sagte der Mitarbeiterin harsche Worte, außerdem behauptete er, dass die Polizei die Angelegenheit als harmlos ansehe. Ein Anruf Dahlems bei der Polizei ergibt allerdings, dass die Ermittler die Sache als sehr ernst einstufen.

Dahlem erschien tags darauf wie vorgesehen wieder zur Arbeit. Doch dort erhält sie die Kündigung. „Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sah mein Chef als nicht mehr gegeben an.“ Die Angestellte findet sogar, dass ihr Chef damit Recht habe. Im Dokument für die Arbeitsagentur gibt der Vorgesetzte an, dass sie während des Arbeitsverhältnisses Daten gestohlen und Vertrauen missbraucht habe. Deshalb bekommt sie Probleme mit dem Arbeitsamt. „Aber da hat sich die Polizei unglaublich reingehängt und mir geholfen. Hinterher war beim Arbeitsamt alles klargestellt“, erläuterte Dahlem nach Angaben der „Westdeutschen Zeitung“. Sie überlegt, ob sie sich nun mit ihrem Hobby Tanzen beruflich selbständig machen wird.

Behördensprecher Wolfgang Weidner sagte: „Unsere Ermittlungen haben den Verdacht des Kindesmissbrauchs bestätigt“, das Verfahren liege nun bei der Staatsanwaltschaft. Sara Dahlem ist inzwischen mit anderen Krefeldern von der Stadt Krefeld und der Polizei für ihre Zivilcourage geehrt worden.

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