Chef der Glaubenskongregation: Antwort der Piusbrüder steht aus

26. Juni 2013 in Aktuelles


Erzbischof Müller sagt auch Nein zum "Frauendiakonat": "Das Weihesakrament in den Stufen Bischof, Priester, Diakon kann nach der katholischen Lehre nur von einem Mann gültig empfangen werden"


Osnabrück (kath.net/KNA/red) Im Lehrstreit zwischen dem Vatikan und der Piusbruderschaft sieht der Präfekt der Römischen Glaubenskongregation den Ball im Feld der Traditionalisten. Schon vor über einem Jahr habe Rom der Piusbruderschaft ein lehrmäßiges Dokument zur Annahme überstellt, sagte Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller in einem am Mittwoch in Osnabrück vorab veröffentlichten Interview mit deutschen katholischen Bistumszeitungen. Eine offizielle Antwort darauf stehe nach wie vor aus.

Müller betonte, die Bruderschaft als ganze sei aufgefordert, das Dokument anzunehmen, das zentrale Inhalte des katholischen Lehramts definiert: «Unabhängig davon ist immer noch der einzelne Priester völlig frei, von sich aus in die Einheit mit der katholischen Kirche, mit dem Papst und den Bischöfen zurückzukehren.»

Weiter sagte Müller, Papst Benedikt XVI. (2005-2013), der die Gespräche mit den seit 25 Jahren von Rom getrennten Traditionalisten vorantrieb, habe immer «klar gesagt, dass wichtige Lehrfragen zu klären sind» und dass die Mitglieder der Bruderschaft «bis dahin suspendiert bleiben und ihr Priester- und Bischofsamt nicht legitim ausüben können». Aus den mehrjährigen Lehrgesprächen mit den Piusbrüdern sei dann die «dogmatische Präambel» des Vatikan hervorgegangen.

In dem Interview hat Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller Forderungen nach einem Frauendiakonat in der katholischen Kirche erneut eine klare Absage erteilt. «Das Weihesakrament in den Stufen Bischof, Priester, Diakon kann nach der katholischen Lehre nur von einem Mann gültig empfangen werden». Auch für ein nicht an eine sakramentale Weihe gebundenes Amt nach dem Vorbild der altkirchlichen Diakonissen sieht der Präfekt keine Grundlage.

Zwar gab es laut Müller in der alten Kirche zeitweise und in einzelnen Regionen auch Diakonissen, die teils zum Klerus gezählt wurden. Diese hätten aber «nicht das Weihesakrament in eigentlichen Sinne» empfangen und aus Schicklichkeitsgründen eine wichtige Rolle gespielt, etwa «weil Priester keine Frauen zu Hause oder auf Krankenstationen besuchen durften». Diese Aufgaben seien heute nicht mehr notwendig. «Es wäre zu beweisen, dass man heute ein spezifisches kirchliches - jedoch nicht sakramentales - Amt von Frauen für Frauen braucht», so der Präfekt.

Auch für eine Zulassung von wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion sieht Müller keine Möglichkeiten. „Wenn ein Seelsorger oder ein kirchliches Gremium sagen würden, wir lassen die zivil Wiederverheirateten einfach zur Kommunion zu, überschreiten sie ihre Kompetenz», sagte der Präfekt der Römischen Glaubenskongregation. Zugleich plädierte er dafür, «Menschen in dieser irregulären Situation» seelsorglich zu helfen.

Die heilige Kommunion gehöre nicht «zu einem Belohnungs- und Bestrafungssystem, sondern sie ist der Ausdruck der sakramentalen Einheit mit dem Willen Jesu Christi», sagte Müller. Wiederverheiratete seien «nicht durch die Willkür der kirchlichen Autorität von den Sakramenten getrennt», sondern wegen ihrer «objektiven Lebenssituation». Die Kirche verfüge nicht nach Gutdünken über die von Gott verbundene Ehe, die der Mensch nicht trennen könne. Wenn in einer Ehe ein Zusammenleben nicht mehr möglich sei, kenne die Kirche die Möglichkeit, dass Ehepartner getrennt leben. «Das Problem ist, wenn sie eine neue Verbindung eingehen», so der Präfekt.

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