USA: Debatte um Abtreibung trägt gute Früchte

20. Juni 2013 in Aktuelles


Republikaner kamen mit Gesetzentwurf im Repräsentantenhaus durch - Warum wird die Tötung eines Kindes nach der 20. Schwangerschaftswoche außerhalb des Mutterleibs juristisch als Mord gewertet, aber dieselbe Handlung im Mutterleib legal erlaubt?


Washington (kath.net/idea/pl) In den USA bringt die heftige Debatte um die Abtreibung immer häufiger gute Früchte. Ursprünglich wollten die Republikaner nach ihrer Niederlage bei der Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr dem heiklen Thema "Spätabtreibungen" aus dem Wege gehen, doch ein spektakulärer Prozess um den Abtreibungsarzt Gosnell hat die Wellen in der Öffentlichkeit erneut hoch schlagen lassen.

Jetzt nahmen die Konservativen im Repräsentantenhaus einen neuen Anlauf. Ihr Gesetzentwurf sah vor, Abtreibungen nach der 22. Schwangerschaftswoche zu verbieten, weil das ungeborene Kind in diesem Stadium bereits Schmerz empfinde.

Mit 228 zu 196 Stimmen passierte das Gesetz "Pain-Capable Unborn Child Protection Act" das Repräsentantenhaus. Damit werden die meisten Abtreibungen nach der 20. Schwangerschaftswoche unterbunden.

Der Vorstoß hatte nach Einschätzung der Zeitung „New York Times“ keine Chance, Gesetz zu werden, da der Senat und das Weiße Haus in der Hand der Demokraten sind. Die Regierung von Präsident Barack Obama hat den Gesetzentwurf bereits zurückgewiesen; er verachte „die Gesundheit und die Rechte von Frauen“.

Doch in einigen Bundesstaaten haben die Republikaner ähnliche Gesetzesinitiativen gestartet, etwa in Süd Carolina und Wisconsin. Seit 2010 wurden in elf Bundesstaaten solche Verbote eingeführt.

Zwei Drittel gegen Spätabtreibungen

Großes Aufsehen erregte Mitte Mai der Prozess gegen den Mediziner Kermit Gosnell (Philadelphia/Bundesstaat Pennsylvania). Der 72-jährige Abtreibungsarzt wurde wegen dreifachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er nach fehlgeschlagenen Spätabtreibungen noch lebende Babys vorsätzlich getötet hat. Mit einer Schere durchtrennte er das Rückenmark. Nach dem Prozess lehnten in Umfragen etwa drei Viertel der Befragten Abtreibungen im zweiten Drittel der Schwangerschaft ab.

In mehreren Bundesstaaten der USA war außerdem die sogenannte Partial-Birth-Methode erlaubt gewesen, eine besonders brutale Methode, Babys während der Geburt zu töten: Nachdem der Babykopf während einer regulären Geburt den Geburtskanal passiert hatte, wurde dem lebensfähigen Baby der Schädelknochen geöffnet und das Gehirn abgesaugt.

Vorwurf: „Krieg gegen die Frauen“

Abtreibungsgegner fragten wiederholt, warum die Tötung eines Kindes nach der 20. Schwangerschaftswoche außerhalb des Mutterleibs juristisch als Mord gewertet wird, aber dieselbe Handlung im Mutterleib legal ist.

1973 hatte das Oberste Gericht in einem Grundsatzurteil Abtreibungen ohne zeitliche Begrenzung legalisiert. Seither sind in den USA schätzungsweise mehr als 54 Millionen Kinder im Mutterleib ohne rechtliche Folgen getötet worden. Lebensrechtler forderten, dass das Oberste Gericht dieses Urteil widerruft. Befürworter des Rechts der Frau auf Schwangerschaftsabbruch werfen Abtreibungsgegnern vor, das Gerichtsurteil für politische Zwecke zu missbrauchen und einen „Krieg gegen die Frauen“ zu führen.


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