Dunkelziffer bei Zwangsheirat und 'Ehrenmord' hoch

21. Mai 2013 in Deutschland


Polizeigewerkschaft: Die Polizei registriere etwa zehn bis zwölf «Ehrenmorde» jährlich, die Dunkelziffer bei Zwangsehen werde sehr hoch vermutet


Berlin (kath.net/KNA) Der neue Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, sieht erhebliche Schwierigkeiten im Kampf gegen Zwangsheirat und sogenannte Ehrenmorde. Trotz umfassender Pläne und Verbesserungen im Umgang mit «Ehrenmord» sei dies nach wie vor eine schwierige Thematik, sagte Malchow vergangene Woche in Berlin. Die Polizei habe keine verlässlichen Zahlen, man registriere jedoch etwa zehn bis zwölf «Ehrenmorde» jährlich, die Dunkelziffer bei Zwangsehen werde sehr hoch vermutet.

Malchow äußerte sich bei einer Jubiläumsveranstaltung der GdP-Zeitschrift «Die Kriminalpolizei». Mehr Schutz für die betroffenen Frauen forderte Monika Michell von der Frauenrechtsorganisation «terre des femmes». Es müsse eine unbegrenzte Auskunftssperre möglich sein, die nur von den Betroffenen aufgehoben werden könne. «Die Frauen sind nach der Flucht gefährdet und dürfen nicht von ihren Familien gefunden werden», betonte Michell. Der Oberstaatsanwalt Heiko Artkämper hingegen wies auf die Schwierigkeit bei einem Prozess hin. «Der Druck der Familie ist so intensiv, dass die Frauen oft nicht mehr zu einer Aussage bereit sind», so Artkämper. Dann könne die Staatsanwaltschaft nichts mehr tun.

Die Experten betonten, dass Zwangsehe nicht mit dem Islam gerechtfertigt werden könne, sondern immer mit patriarchalen Strukturen zu tun habe. «Es geht um Macht und Kontrolle», sagte der Islamwissenschaftler Marwan Abou Taam. Er erwarte eine Zunahme dieser Form von Gewalt, unter anderem weil durch Aufklärungsarbeit mehr Frauen bewusst werde, dass ihnen Unrecht getan werde.

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