'Argentinien. Der Gaucho. Tradition, Kunst und Glaube'

14. Mai 2013 in Chronik


Ausstellung zu Ehren von Papst Franziskus im Vatikan. Der Gaucho hat außergewöhnliche Fähigkeiten, genießt seine Freiheit in der unendlichen Weite der Ebene - und er trinkt Matetee. Von Roberto Vega Andersen (Osservatore Romano)


Vatikan (kath.net/Osservatore Romano) Eine Ausstellung zu Ehren von Papst Franziskus dokumentiert mit alten Fotographien, Videos, Alltagsgegenständen und Kunstwerken den Glauben und die Kultur der Bevölkerung der Pampas. Sie wird am 17. Mai unter dem Titel : »Argentinien. Der Gaucho. Tradition, Kunst und Glaube« im Braccio di Carlo Magno im Vatikan eröffnet werden und bis 16. Juni zu sehen sein. Zur Einführung im Folgenden einige Ausschnitte aus einem Text des Kurators der Ausstellung, der im Katalog (Buenos Aires, Platt Grupo Impresor 2013) veröffentlicht wird. Die von Artifex eingerichtete Schau ist das Ergebnis einer Auswahl von Werken, die im Besitz argentinischer Sammler sind und größtenteils zum ersten Mal im Ausland zu sehen sein werden.

Im südöstlichen Südamerika hat ein legendärer Reiter, der Gaucho, im 18. Jahrhundert seine Identität in den Pampas am Rio della Plata herausgebildet. Der Gaucho hatte außergewöhnliche Fähigkeiten und genoss seine Freiheit in der unendlichen Weite der Ebene. Normalerweise ernährte er sich von gebratenem Rindfleisch, rauchte Tabak und trank bitteren Mate, allerdings nur zusammen mit Bekannten. Lastarría bemerkte zu den Gauchos, dass es für sie sehr leicht war, eine Kuh zu schlachten, denn alle hatten ein Pferd, Bolas, ein Lasso und ein Messer. Sie arbeiteten einzig und allein, um Tabak zu kaufen, den sie rauchten, oder um Yerba (Matekraut) aus Paraguay zu kaufen, das sie gewöhnlich ungezuckert tranken, so oft sie im Laufe eines Tages konnten.

Vom 18. Jahrhundert an wurden Rinder und Maultiere zu einem strategischen Gut, aber zu unterschiedlichem Zweck: erstere wurden verspeist, letztere wurden in den Bergwerken der Anden oder den Edelsteinvorkommen in Brasilien benutzt, wo sie sehr nützlich waren. Unvergleichlich geschickt bei der Arbeit mit dem Vieh wurde der Gaucho zu einer unentbehrlichen Arbeitskraft. Ohne seine Fähigkeiten wäre die wirtschaftliche Entwicklung der Region anders verlaufen. Dennoch stand der Gaucho immer am Rand des wirtschaftlichen und sozialen Lebens: einerseits wegen seines Desinteresses für die Arbeit und seiner Aufmüpfigkeit gegenüber festen Regeln und andererseits als Folge der ungerechten gesellschaftlichen Ordnung jener Zeit. Die Charakteristika seiner Persönlichkeit bewirkten, dass die Stadtbewohner im heutigen Argentinien, in Uruguay, Südbrasilien und Paraguay mit beleidigendem Unterton Gauchos genannt wurden. Viele ausländische Reisende haben aber die Freundlichkeit dieser Menschen unterstrichen, ihren Sinn für Gastfreundschaft und vor allem ihre Freiheitsliebe.

Ihr exotisches Dasein zog auch die Aufmerksamkeit von fremden Malern und Zeichnern, und später auch von Fotografen auf sich, die mit einem gewissen Abenteuergeist an den Rio del la Plata kamen, um bisher unbekannte Landschaften und Menschen abzubilden. Die Reisenden zeigen in ihrer Dokumentation, dass sie den Charme der Bewohner der Pampas schätzen: grob, aber gerecht, allem Anschein nach barbarisch, aber respektvoll.

Der Gaucho war ein außerordentlicher Reiter, der die Geheimnisse der »Wüste«, einer unendlichen Ebene, kannte. Der Gaucho wurde sehr gegensätzlich bewertet: einmal wurde er gerühmt, ein andermal gering geschätzt. Diese verschiedenen Blicke auf dieselbe Persönlichkeit ließen den Schriftsteller Ezequiel Martínez Estrada sagen: »Jeder hat seinen Gaucho.«

kathTube-Videos: Argentinische Gauchos - Im Bann der Pferde


Fotostrecke und Lied zu Ehren des zukünftigen argentinischen Seligen José Gabriel del Rosario Brochero (spanisch)



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