Bergoglio ist kein Befreiungstheologe

21. März 2013 in Aktuelles


Kanadischer Erzbischof und Jesuit Terrence Prendergast: Dass sich Papst Franziskus für soziale Gerechtigkeit einsetze habe keinen Beigeschmack von Befreiungstheologie


Ottawa-Vatikan (kath.net/LSN/pl) Papst Franziskus setze sich für soziale Gerechtigkeit ein, doch habe dies keinen Beigeschmack von Befreiungstheologie. Darauf machte Terrence Prendergast (Foto), Erzbischof von Ottawa/Kanada, aufmerksam. Prendergast, der selbst Jesuit ist und damit ein Ordensbruder des neuen Papstes, sagte, dass Bergoglio in seiner Zeit als Provinzialoberer der argentinischen Jesuiten ausgesprochen stark Wert darauf gelegt habe, dass sich die Jesuiten aus politischen Fragen heraus halten sollten und dass sie keinesfalls die Befreiungstheologie annähmen. „Dafür sei er von seinen Brüdern kritisiert worden“, doch sein Standpunkt sei, dass der Marxismus über das hinausgehe, was die kirchliche Vorstellung von sozialer Gerechtigkeit beinhalte, so Prendergast in einem Interview mit CFRA 580 NewsTalkRadio.

Prendergast wies darauf hin, dass der bisherige Kardinal Bergoglio in seinem 2010 erschienenen Buch „Über den Himmel und die Erde“ (Originaltitel: „Sobre el cielo y la tierra“) ausgeführt habe, dass die Kirche dem Wirtschaftsliberalismus ebenso entgegenstehe wie dem Kommunismus. Der kanadische Erzbischof zitierte aus diesem Buch Bergoglios: Wenn man die Soziallehre der Kirche anschaue, sei man „fasziniert, was sie verurteilt. Zum Beispiel verurteilt sie den Wirtschaftsliberalismus. Jeder denkt, dass die Kirche gegen den Kommunismus ist, aber sie steht ebenso sehr auch gegen jenes System des entfesselten Wirtschaftsliberalismus, der heutzutage existiert. Dieses ist ebensowenig christlich und wir können das nicht akzeptieren.“

Prendergast zitierte weiter aus Bergoglios Buch: „Wir müssen nach Chancen- und Rechtsgleichheit suchen, wir müssen für Sozialleistungen kämpfen, für einen würdevollen Ruhestand, für Urlaub, Erholung und Ruhe, für freie Gewerkschaften. All diese Punkte stellen soziale Gerechtigkeit her. Es sollte keine Habenichtse geben und ich möchte betonen, dass das größte Elend darin besteht, dass es jemandem nicht möglich ist, das eigene Brot zu verdienen“.


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