Schönborn: Nächster Papst soll Menschen den Weg zu Gott aufschließen

17. Februar 2013 in Österreich


Der Wiener Kardinal im Profil-Interview: Anforderungen an die Person seien dieselben, wie sie auch schon beim jetzigen Papst zum Tragen gekommen sind – Veränderbares und Unveränderbares


Wien (kath.net/KAP) Kernaufgabe des nächsten Papstes wird es sein, "den Menschen den Weg zu Gott aufzuschließen, ihnen beizustehen und ihre Würde zu verteidigen." Das betonte Kardinal Christoph Schönborn im Interview mit dem am Sonntag erscheinenden Nachrichtenmagazin "profil" und verwies dabei auf die sich gleichzeitig dramatisch verändernde Stellung der Kirche in der Gesellschaft.

Letztlich gehe es um die Aufgabe, "Gutes zu tun und die Stimme der Liebe zu erheben, die - sofern sie eine unverwechselbar katholische Stimme sein will, vielerorts wieder und neu das Vertrauen der Menschen gewinnen muss."

Hinsichtlich der konkreten Anforderungen an die Person, seien dieselben Kriterien anzuwenden, wie sie auch schon beim jetzigen Papst zum Tragen gekommen seien, führte der Wiener Erzbischof weiter aus.

Weil der Papst der "oberste Hirte" ist, müsse er "die Festigkeit des Glaubens haben, die ihn befähigt, die tragenden Pfeiler der katholischen Lehre vom bloßen Zierrat zu unterscheiden und diese Pfeiler zu hüten, damit der Glauben der katholischen Lehre authentisch bleibt und den Menschen Heil bringt".

Angesichts der heutigen Medienwelt müsse der Papst zudem "der sichtbarste Verkünder des Glaubens" sein. Um die Menschen für Gott zu begeistern, brauche er die Gabe, "dass durch sein Wirken die Menschen Hoffnung gewinnen und vor allem die Liebe Gottes zu den Menschen fühlbar wird", sagte der Kardinal.

Amtsverzicht war Gewissensentscheidung

Den Amtsverzicht von Papst Benedikt XVI. wertete Kardinal Schönborn als eine "höchstpersönliche Gewissensentscheidung", die auch schon im Kirchengesetzbuch von 1917 klar geregelt und vorgesehen war. Es sei vielleicht an der "monarchischen Tradition des Papsttums" gelegen gewesen, dass Rücktritte in der Kirchengeschichte dann so gut wie nicht vorgekommen sind.

Wichtig sei es, dass ein solcher Amtsverzicht "aus freien Stücken erfolgt", betonte der Kardinal, mit Blick auf die mögliche Gefahr des Drucks auf künftige Amtsinhaber.

Letztlich habe der unerwartete Schritt von Benedikt XVI. wieder den biblischen Kern des Papstamtes gezeigt, wonach "Petrus, der Papst, der Fels ist, auf dem Christus seine Kirche gründet". Denn mit seinem Rücktritt habe Benedikt "uns daran erinnert, dass dieser Fels weniger die Person des jeweiligen Papstes ist, als das Papstamt selbst.

Benedikt sagt durch sein Handeln ziemlich klar: Das Wesentliche am Papst ist nicht sein Nimbus - sondern was Gott mit dem Papst und durch ihn wirkt", erklärte Kardinal Schönborn.

Änderung nur dort, wo es möglich ist

Der Rücktritt des Papstes zeige auch, dass sich die Kirche von "Traditionen im Sinn von Althergebrachtem" lösen könne, wie sie es etwa auch beim ehemals zwingenden Gebrauch von Latein in der Liturgie getan habe.

Keinen Spielraum zur Veränderung sieht der Wiener Erzbischof hingegen bei jener Form von "Tradition", die als "Glaubensüberlieferung" verstanden wird und "die in der Kirche seit ihrem Anfang vorhanden ist und auf die Weisungen Jesu zurückgeführt wird". Dazu sei nach katholischem Verständnis beispielsweise die Unauflöslichkeit der Ehe zu zählen.

Diese grundsätzliche Unterscheidung lasse sich laut Kardinal Schönborn auch auf mögliche Veränderungen bei der Leitung und Verwaltung der Kirche anwenden: Letztere "kann frei gestaltet werden, da mag es durchaus Verbesserungspotenzial geben, etwa im Zusammenwirken der Kurienchefs".

Anders sei es jedoch mit der "Leitung der Weltkirche, also dem obersten Hirten-, Lehr- und Richteramt des Papstes", betonte der Kardinal und sagte mit Bezug auf das Zweite Vatikanische Konzil: "Das ist eine unteilbare Verantwortung der Person des Papstes, so wie sie auch jeder Bischof in seiner Diözese hat."

Trotzdem bleibe die wichtige Frage, "wer konkret was zu entscheiden hat - der einzelne Bischof, die Gemeinschaft aller Bischöfe oder der Papst? Da muss man immer wieder nachjustieren."

Und hinsichtlich der päpstlichen Bürokratie im Vatikan müsse diese so angelegt sein, "dass sie dem Primat des Papstes auf vernünftige Weise dient und ihn nicht ersetzt", gab Kardinal Schönborn zu bedenken.

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Foto: (c) Erzdiözese Wien


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