'Ja klar, Herr Petzold, und die Erde ist eine Scheibe'

2. Februar 2013 in Deutschland


Schlagabtausch bei Markus Lanz über 'Sexismus' mit Birgit Kelle und Andreas Petzold, Chefredakteur beim 'Stern' und warum ein Chefredakteur die Headlines seiner eigenen Zeitung besser kennen sollte


Köln (kath.net/rn)
Zum gefühlten dreißigsten Mal diskutierten gestern Abend im deutschen Fernsehen im Rahmen von Diskussionsrunden mehr oder weniger kompetente Diskussionspartner über das Thema, das Deutschland derzeit bewegt: Die Sexismusdebatte, die nach einem “Stern”-Bericht über den FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle aufgekommen ist. Diesmal war bei Markus Lanz zu Gast unter anderem der Chefredakteur des „Stern“, Andreas Petzold, und Birgit Kelle (Foto), die mit ihrem Artikel “"Dann mach doch die Bluse zu!"” diese Woche scharfe Kritik an den “Stern”-Enthüllungen geübt hatte.
Mit dabei auch die Kabarettisten Florian Schroeder und Werner Schneyder sowie der Sänger Heino und die Schauspielerin Christine Kaufmann. Ähnlich wie bereits in Diskussionssendungen davor zeigte sich auch in der Sendung, dass die “Stern”-Geschichte in der breiten Öffentlichkeit auf eher wenig Zustimmung stößt und es viel Kritik an den "Stern"-Enthüllungen gab und gibt.

Gleich zu Beginn der Diskussion bekommt Birgit Kelle großen Applaus, als sie anmerkt, dass Frau Himmelreich, die Reporterin des “Stern”, bei einem George Clooney durchaus anders reagiert hätte als bei Rainer Brüderle. Interessant entwickelte sich dann vor allem die Diskussion zwischen Kelle und Andreas Petzold, der behauptete, dass dies keine Kampagne des “Stern” gegen die FDP sei. Kelle beschuldigte dann Petzold, dass er seine Aufgabe als Arbeitgeber nicht erfüllt habe, weil er Frau Himmelreich, die vom “Stern”-Chefredakteur übrigens zwei Mal in der Sendung als “Frau Brüderle” bezeichnet wurde, immer wieder zu den Terminen mit Herrn Brüderle hinschickt habe. Auch Markus Lanz meinte dann kritisch zu Herrn Petzold: “Die Frage, die sich doch viele stellen. Warum stellt sie sich (gemeint ist Frau Himmelreich) nicht hin und sagt: Das geht mir zu weit. Ich möchte nicht auf diese Art und Weise angesprochen werden.” Mehr oder wenig Zuspruch für diesen Einwand gab es hier auch von Werner Schneyder, dem die Relation zwischen Sexismus und diesem Vorfall nicht einleuchten wollte.

“Ich möchte nicht Mann sein im Moment, ich wüsste gar nicht, wie ich eine Frau ansprechen sollte”, brachte Kelle dann das Dilemma der Männer aufgrund der derzeitigen Debatte weiter auf den Punkt und stellte dann klar, dass Frauen auch gezielt ihre Reize einsetzen. “Das ist nur ehrlich und Wahrheit. Wir wissen, dass Männer auf weibliche Reize reagieren, auch wenn sie das gar nicht wollen.” Mit der weiblichen Anatomie wird wirklich Geld gemacht und auch der “Stern” mache dies, warf Kelle dem “Stern”-Chefredakteur vor, weil die Zeitung immer wieder auch halbnackte Frauen auf dem Cover zeigte.

Als peinliches Hightlight der Sendung für den “Stern”-Chefredakteur stellte sich dann der Hinweis von Markus Lanz auf die “Stern”-Headline beim Brüderle-Artikel heraus. Dieser titelte mit “Der spitze Kandidat”, worauf Petzold eingestand, dass dies in der Tat “der Spitze zu viel” war. “Das ist auch sofort von der Onlineredaktion korrigiert worden. Die haben wir auch wieder runtergenommen, das war auch der Dreh zu weit”, erklärte der “Stern”-Chefredakteur dem Publikum. Nur Minuten später gab es allerdings schon in den sozialen Netzwerken die Hinweise, dass diese diskriminierende Headline nach wie vor auf “Stern”-Online zu finden war. Auch am Freitagvormittag war die Headline nach wie vor zu finden. “Ja klar, Herr Petzold, die Zeile haben Sie gleich rausgenommen aus dem Netz und die Erde ist eine Scheibe”, kommentierte Birgit Kelle auf Facebook am Freitag die Petzhold-Behauptungen.

Sehen Sie Sendung in voller Länge: http://markuslanz.zdf.de

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Screenshot von der "Stern"-Story vom 1. 2. 2013



Foto Birgit Kelle: © ZDF


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