Erzbischof Georg Eder zu AIDS: 'Die Natur rächt sich'

12. Dezember 2002 in Österreich


Der Salzburger Erzbischof im "News"-Interview über seinen Nachfolger, Kinderzahl, Bischöfe und Politik. "Kirchenvolksbegehren ist unseriöses Unternehmen"


Salzburg (www.kath.net)
"Bischof Kothgasser ist ein gescheiter, liebenswürdiger Mann. Wir sind eins in der geistigen Linie. Er wird meinen Weg in Salzburg weitergehen." Dies meint der SalzburgerErzbischof Georg Eder über seinen Nachfolger Alois Kothgasser im Interview mit dem "News"-Magazin.Zur Rolle der katholischen Kirche in Österreich sagt Eder, dass ihre Macht und ihrEinfluss auf dieGesellschaft vorbei sei, was aber "nicht an der christlichen Botschaft,sondern an unseren eigenen Sünden" liege. Besonders geschadet habe die Debatte um den sexuellenMissbrauch in der Kirche. "Das war ein Umsturz. Vor einigen Jahren habe auch ich nochgeglaubt: So etwas gibt es nicht. Und plötzlich ist diese Sünde auch mitten in unserer Kirche."

Das so genannte "Kirchenvolksbegehren" bezeichnet der Salzburger Hirte als"unseriösesUnternehmen". Wörtlich meint er: "Als Akt des Aufbegehrens ist diesesProjekt vorbei. Ich sah darin keine Kraft der Erneuerung. Wenn ich etwas erneuern will, kann ichnicht alles abschaffen wollen."

Kritisch äußert sich Eder auch zur Kommunikation unter den Bischöfen. "Wasverbessert werden müsste, ist die Kollegalität und die Kommunikation unter den Bischöfen.Abseits der Bischofskonferenz ist der Kontakt untereinander zu spärlich." Auch beieinigen gesellschaftlichen Fragen übt der Erzbischof Kritik. Zu "AIDS" meint er, dass die Natur, wennsie missbraucht oder vergewaltigt werde, eben zurückschlage. "Die Natur rächt sich." Es sei ebenso, dass ein "schrankenloses Ausleben etwas kostet", nämlich die Gesundheit. Es könnenicht geleugnet werden, "dass die Anfänge und Hauptquellen der vernichtenden Krankheit im zupermissiven und oft pervertierenden Sexualleben liegen. Wenn aber die gesamte Natur unddie des Menschen von Gott stammt, kann das Zurückschlagen der Natur von gläubigenMenschen sehr wohl als Strafe Gottes gesehen werden." Die Krankheit habe heute alle Dämmegebrochen und reiße eine Flut Schuldige und Unschuldige mit.

Besondere Sorge bereitet dem Salzburger Erzbischof auch die schwindende Zahlan Eheschließungen, an Familien sowie Kindern. Zu den Fragen von Zuwanderungund Ausländern meint Eder: "Ich glaube, das Problem würde sich von selber stabilisieren,wenn unser Volk wieder mehr Kinder hat. Unser Volk muss wieder gesunden, dann wird sich auchdas Problem der Zuwanderung entspannen, weil die Wirtschaft in der eigenen BevölkerungausreichendMitarbeiter findet." Ein Land mit christlichen Wurzeln könne jedoch niesagen, dass "das Boot voll ist". Menschen, die aus politischen und religiösen Gründen in ihrem Lebenbedrohtsind, sollten bei uns ein Zuhause finden können.

Zur politischen Situation meinte Eder, dass eine zukünftige Regierungfunktionsfähig und stabil sein sollte. "Schwarz-Grün" wird von Eder nicht gänzlich abgelehnt. "Ich bindagegen, von vornherein gute Ideen deswegen abzulehnen, nur weil vielleicht die Farbenicht stimmt."

Auf die Frage, wie seine Bilanz am Ende der Tätigkeit als Erzbischofslaute, erinnerte Eder, dass es keine leichte Zeit gewesen sei, "denn das Schiff der Kirche wargroßen Schwankungen ausgesetzt". Er habe sich sehr bemühen müssen, das Schiff auf Kurs zuhalten. "Ich habe mich immer nach dem Papst ausgerichtet und muss sagen: Ich bin eigentlich ganzzufrieden."


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