Papstsekretär Gänswein wird am Sonntag zum Bischof geweiht

3. Jänner 2013 in Aktuelles


Hohe kirchliche Ehren für Papstsekretär Georg Gänswein: Am Sonntag wird der 56-Jährige von Papst Benedikt XVI. in Rom zum Bischof geweiht. Von Thomas Jansen


Freiburg/Vatikanstadt (kath.net/KNA) Am Sonntag verliert Deutschland seinen bekanntesten Prälaten: Georg Gänswein, der langjährige päpstliche Privatsekretär wird von Benedikt XVI. im Petersdom persönlich zum Bischof geweiht. Aus dem weltgewandten und verbindlich auftretenden «Herrn Prälaten» wird dann Erzbischof und «Ihre Exzellenz». Im Dezember hatte Benedikt XVI. den 56 Jahre alten Geistlichen aus dem Schwarzwald an die Spitze der Präfektur des Päpstlichen Hauses berufen. Der Bischofsrang ist traditionsgemäß mit diesem Amt, einer Art päpstlicher Büroleiter und Haushaltsvorsteher, verbunden. Auch künftig wird Gänswein nicht von der Seite des Papstes weichen: Seinen Posten als Privatsekretär übt der Deutsche weiterhin aus.

«Titular-Erzbischof von Urbisaglia» lautet sein neuer offizieller Titel. Für die Betreuung der rund 160 Kilometer nordöstlich von Rom gelegenen Diözese wird er den Apostolischen Palast jedoch nicht verlassen müssen. Das Bistum in der Region Marken mit dem lateinischen Namen Urbs Salvia ist in der Spätantike untergegangen. Außer Überresten eines Amphitheaters, einer Badeanlage und eines Aquädukts aus römischer Zeit gibt es nicht mehr viel zu besichtigen. Wie an der römischen Kurie üblich, ist der Bischofsrang für Gänswein nicht mit der tatsächlichen Leitung einer Diözese verbunden. Es handelt sich um ein Bistum, das nur noch dem Namen nach besteht. Ein solches Titularbistum erhalten in der Weltkirche auch Weihbischöfe.

Als «Schneepflug», der den Papst vor der täglichen Lawine von Anfragen schützen müsse, bezeichnete sich Gänswein einmal selbst. Er entscheidet darüber, wer zum Papst vorgelassen wird und wer draußen bleiben muss. In der vatikanischen Hierachie hatte der seit 1995 in Diensten des heiligen Stuhls stehende Kirchenrechtler jedoch bislang keinen herausgehobenen Rang. Mit der Weihe zum Erzbischof steigt er nun in die Führungsetage der römischen Kurie auf.

Als Erzbischof stehen außer dem Papst nur die Kardinäle über ihm. Mit den deutschen Bischöfen etwa kann er nun protokollarisch auf Augenhöhe verkehren. Es ist nicht das erste Mal, dass ein päpstlicher Privatsekretär Erzbischof wird. Johannes Paul II. (1978-2005) hatte seinen langjährigen Privatsekretär Stanislaw Dziwiwz 1998 allerdings erst zum Bischof erhoben, bevor er ihn fünf Jahre später zum Erzbischof machte.

Gänsweins Bischofsweihe ist nicht zuletzt auch eine öffentliche Vertrauensbekundung des Papstes, für den Mann der ihm seit 2003 als Privatsekretär treue Dienste leistet. Denn ein «Schneepflug» hat nicht nur Freunde an der Kurie. Mancher Monsignore neidet Gänswein seinen exklusiven Zugang zum Heiligen Vater und findet, dass der Deutsche viel zu mächtig sei. Es dürfte kein Zufall gewesen sein, dass italienische Zeitungen spekulierten, Gänswein müsse sein Amt als Privatsekretär aufgeben, weil er dem diebischen Kammerdiener Paolo Gabriele nicht genug auf die Finger geschaut habe.

Aus Gänsweins Heimatbistum Freiburg reisen eine Delegation unter Leitung von Erzbischof Robert Zollitsch sowie Freunde und Verwandte zur Bischofsweihe an. An der Weihehandlung selbst wird Zollitsch nicht teilnehmen. Nach dem Gottesdienst und einem Empfang ist am Sonntagabend ein festliches Abendessen für geladene Gäste in den Vatikanischen Museen geplant. Zusammen mit Gänswein weiht Benedikt XVI. drei weitere Kurienmitarbeiter zu Bischöfen: zwei päpstliche Botschafter und den neuen Sekretär der vatikanischen Bildungskongregation, den Italiener Vincenzo Zani.

Gänswein, durch den sich eine italienische Modedesignerin zu einer eigenen Kollektion inspirieren ließ, darf nun als Erzbischof eine violette Scheitelkappe und ein Bischofskreuz tragen. Und er muss nicht mehr unsichtbar bleiben. Für seine Arbeit als Privatsekretär gelte wie für eine Glasscheibe der Grundsatz: «Je sauberer sie ist, und je weniger man sie selber sieht, umso besser versieht sie ihren Dienst», sagte er vor seiner Berufung zum Präfekten des Päpstlichen Hauses. Dieses Ziel hätte er ohnehin nur erreichen können, wenn er seine Scheitel- gegen eine Tarnkappe eintauschen würde.

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