Kardinal Koch: Liturgie sollte 'orthodoxer' werden

19. Dezember 2012 in Weltkirche


Kongress in Rom mit vatikanischem "Ökumene-Minister" - "Liturgie muss stärker orthodox im Sinne einer stärkeren Betonung der Anbetung werden"


Rom (kath.net/KAP) Die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils ist nach Worten von Kurienkardinal Kurt Koch (Foto) keineswegs abgeschlossen. Es bedürfe heute einer liturgischen Erneuerung in einer ökumenischen Perspektive, betonte der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates bei einem Fachkongress der Görres-Gesellschaft in Rom, der am Sonntag zu Ende gegangen war. Die Liturgie müsse stärker "orthodox" im Sinne einer stärkeren Betonung der Anbetung werden.

Ausdrücklich verwies Koch auf die Forderung des Papstes, der sich bereits als Kardinal für eine "Reform der Reform" ausgesprochen und eine neue liturgische Bewegung gefordert hatte. Diese müsse zum Ziel haben, das eigentliche Erbe des Zweiten Vatikanischen Konzils "zu erwecken und in der heutigen Situation der Kirche fruchtbar zu machen".

Die Liturgie berühre den sensibelsten Bereich des kirchlichen Lebens, die "dynamische Mitte der Kirche", führte der Ökumene-Minister in seinem Referat vor den internationalen Liturgiewissenschaftern aus. Denn die Liturgie baue die Kirche nicht nur auf, sondern halte sie am Leben. Letztlich seien Kirche und Liturgie identisch.

Zunächst müsse daher geklärt werden, ob die Liturgiereform einen Bruch mit der bisherigen Geschichte meine und mit ihr etwas völlig Neues begonnen habe, erläuterte Koch. Er widersprach der These einer Wesensveränderung in der Liturgie. Vielmehr sei das Wiederherstellen der ursprünglichen Form - im Sinne einer organischen Entwicklung - Ziel gewesen.

Liturgiereform: "Identität und Kontinuität" bewahren

Die konziliare Liturgiereform wäre somit als "weitere Phase innerhalb einer organischen Entwicklung der Liturgie zu verstehen". Dies entspreche auch der liturgietheologischen Sicht von Papst Benedikt XVI., hob der Kardinal hervor. Liturgie sei für ihn "nicht als eine Reihe von Brüchen zu verstehen, sondern als Prozess des Wachsens, und Reinigens, in dem deshalb Identität und Kontinuität erhalten bleiben".

Liturgiereform und Ökumene könnten sich nach Ansicht des Präsidenten des Päpstlichen Einheitsrates durchaus gegenseitig befruchten. Während im Westen der Akzent der Liturgie weitgehend auf der Versammlung der Gemeinde und daher bei der Frage nach ihrer Gestaltung liege, werde sie in der ostkirchlichen Theologie immer als kosmisches Geschehen verstanden. Somit gehörten "Kult und Kultur wesentlich zusammen".

Die Liturgie sollte daher "orthodoxer" im ursprünglichen Sinn des Wortes werden, indem sie sich um die rechte Weise der Anbetung bemüht. Denn dort, "wo die liturgische Anbetung des dreieinen Gottes verfällt, kann die Kirche nicht mehr wirklich als Gemeinschaft im Glauben wahrgenommen werden und hätte jede Liturgiereform ihr Ziel verfehlt". "Blickrichtung aller Liturgie" müsse "Gott und seine Anbetung" sein. Kirche und Liturgie seien im Lot, wenn die Liturgie "als Handeln Gottes selbst" verstanden und vollzogen werde.

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Foto Kurt Kardinal Koch: (c) kath.net/Petra Lorleberg


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