Mailänder Edikt-Feiern: Kardinal gegen Obamas Staat-Kirche-Ideen

9. Dezember 2012 in Chronik


Kardinal Scola: Wirkliche Neutralität des Staates in religiösen Dingen nicht möglich, weil diese "auf ein Neutralisieren" jener Visionen hinauslaufe, die das Funktionieren der Gesellschaft sicherstellen.


Mailand (www.kath.net/ KAP)
Der Mailänder Erzbischof Angelo Kardinal Scola hat das französische und von Liberalen weltweit angestrebte Modell der "Strikten Laizität", also der totalen Trennung von Staat und Religion, kritisiert. Diese Vorstellung vom neutralen Staat sei "sehr problematisch", sagte Scola am Donnerstag bei einem Gottesdienst im Dom von Mailand am Vorabend des Festes des Diözesanpatrons St. Ambrosius. Der Gottesdienst stand im Zeichen des 1.700-Jahr-Jubiläums des Mailänder Edikts, mit dem Kaiser Konstantin den Bürgern Religionsfreiheit gewährt hatte. Auch die Konfrontation zwischen Präsident Barack Obama und den US-Bischöfen sei im Kern auf das französische Laizitäts-Konzept zurückzuführen, so Scola.

Das Prinzip der Neutralität des Staates habe das Prinzip der Religionsfreiheit in einigen westlichen Gesellschaften ausgehöhlt, sagte der Erzbischof laut Bericht von Radio Vatikan (Freitag). Scola sieht in diesen Gesellschaften "eine tiefe Kluft zwischen säkularisierter Kultur und dem religiösen Phänomen". In Wirklichkeit - so der Erzbischof der größten europäischen Diözese - könne es gar keine wirkliche Neutralität des Staates in religiösen Dingen geben, weil diese "auf ein Neutralisieren" jener Visionen hinauslaufe, die das Funktionieren der Gesellschaft sicherstellten.

Der Staat müsse sich vielmehr bemühen, "neue Räume aufzutun, wo wirklich jeder für das Gemeinwohl mitarbeiten kann", sagte Scola.

Der Kardinal eröffnete mit dem Gottesdienst die Feiern zum 1.700. Jahrestag des sogenannten "Mailänder Edikts". Dieser Text hatte zur Zeit von Kaiser Konstantin (272-337) den Christen eine freie Religionsausübung möglich gemacht.

Dem Mailänder Edikt von Februar 313 ging im Oktober 312 die Schlacht an der Milvischen Brücke voran. Konstantins Sieg in der legendären Schlacht vor den Toren Roms wurde von dem Imperator seinem neuen Glauben "im Zeichen des Kreuzes" ("in hoc signo") zugeschrieben.

Copyright 2012 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich (www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten.

Foto Angelo Kardinal Scola: © http://www.chiesadimilano.it


© 2012 www.kath.net