Geh deinen Weg

14. Oktober 2012 in Buchtipp


Kaplan Erich Kuen aus der Diözese St. Pölten berichtet in dem neuen Buch „Medjugorje – Hoffnung für die Welt“ über den Tod von Pater Slavko und seinen außergewöhnlichen Ruf, den er durch die Gospa von Medjugorje erhalten hat.


Linz (kath.net) Priester sein ist ein großes Geschenk, aber auch eine große Verantwortung, der man aus eigener Kraft nicht entsprechen kann. Als während der Weihe die verschiedenen Aufgaben der Priester aufgezählt wurden, habe ich zu Jesus gesagt: »Hör gut zu, all das musst du mir schenken, sonst kann ich deinen Auftrag nicht erfüllen.«

Genau das steht auch im Brief des Apostels Paulus an die Römer: »Gott hat die, die er berufen hat, auch gerecht gemacht, und die er gerecht gemacht hat, hat er auch verherrlicht.« Alles liegt in Gottes Hand. Unser Anteil ist der gute Wille und das Vertrauen in die mächtige Hilfe Gottes. Gott ruft, Gott hilft und Gott führt – das habe ich in meinem Leben oft erfahren dürfen.

Darüber möchte ich jetzt ein kurzes Zeugnis geben: Ich komme aus einer nicht sehr religiösen Familie. Mein Vater war Hotelier und immer mit Geschäften beschäftigt, meine Mutter hat fleißig mitgearbeitet.

Aber Gott lässt einen nie ganz im Trockenen sitzen. So hat er uns eine gläubige Großmutter geschenkt, die für die ganze Familie gebetet hat. Ich habe als Kind nie daran gedacht, Priester zu werden, auch wenn ich immer an Gott geglaubt und nach dem Sinn des Lebens gefragt habe.

Eine tiefe Sinnkrise durchlebte ich während des Medizinstudiums, da habe ich zur Bibel gefunden und mich viel mit ihr beschäftigt. Es war eine Zeit schweren geistlichen Kampfes. Der Böse hat mich so bedrängt, dass ich mich einmal ins Bett gelegt habe um zu sterben. Zuvor aber habe ich zu Jesus gesagt: »Mein Herz schenke ich dir!« Im gleichen Augenblick hat Gott mich mit seiner Liebe überschüttet und ich bin aufgestanden und habe vor Freude getanzt. Da habe ich mich an Psalm 30 erinnert: »Da hast du mein Klagen in Tanzen verwandelt, hast mir das Trauergewand ausgezogen und mich mit Freude umgürtet. Darum singt dir mein Herz und will nicht verstummen. Herr, mein Gott, ich will dir danken in Ewigkeit.«

Jetzt habe ich gewusst, wer Gott ist und von diesem Augenblick an habe ich ihn gesucht. Ich wusste nicht, wo Gott wohnt, und so bin ich auf die Suche gegangen. In dieser Zeit haben mich Zeugen Jehovas und die Moonsekte angesprochen und eingeladen. Sie haben auch mit der Bibel gearbeitet, aber sie waren nicht ehrlich im Umgang mit dem Wort Gottes. Sie haben neben, oder besser gesagt über die Bibel die eigenen Lehren gestellt, sei es »der Wachturm« der Zeugen Jehovas, seien es die hochmütigen Lehren des Reverend Moon, der aufzählt, wo und warum Abraham und Jesus einen Fehler gemacht hatten …

Da kam mir Gott zu Hilfe: An einem Morgen bin ich aufgestanden und spürte: »Heute weiß ich, wohin ich gehöre«, ohne zu wissen, warum. Ich schaute zum Fenster hinunter und sah, dass die ganze Straße voller Menschen war. Ich wohne in Innsbruck inmitten der Stadt. Also ging ich hinunter und fragte, was hier los sei, und man gab mir zur Antwort: Der Papst ist in Innsbruck und er fährt hier vorbei.

Und wirklich kam das Papamobil und Johannes Paul II. fuhr nicht mehr als drei Meter von mir entfernt vorbei, denn die Straße ist hier sehr eng. Der Papst hat mich also von meiner Wohnung abgeholt. So bin ich zur Papstmesse auf den Bergisel gekommen. Ich hatte keine Platzkarte und meinte, die Ordner würden Eintritt verlangen, und ich habe geantwortet: »Verlangt man von den Kindern Eintritt oder von den Fremden?« Und so durfte ich eintreten.

Noch nie hatte ich eine Messe so tief miterlebt, wie diese Papstmesse. In mir tobte ein Geisterkampf. Der Teufel lästerte über die heilige Eucharistie. Ich musste mich entscheiden: Ist dieses Brot Jesus, oder ist es nichts als ein Stück Brot? Ich habe mich entschieden, Jesus zu glauben.

Bei dieser Papstmesse am Bergisel bin ich katholisch geworden. Von da an ging ich jeden Sonntag in die heilige Messe und freute mich schon die ganze Woche darauf und ich brach alle Kontakte zu den Zeugen Jehovas ab.

Ein großes Geschenk auf meinem Weg war unsere himmlische Mutter. Ich beschäftigte mich in dieser Zeit viel mit Hildegard von Bingen. Ich wollte eine christliche ganzheitliche Medizin kennen lernen. Das war in der Zeit meines Zivildienstes und so schob ich öfters einen älteren Mann im Rollstuhl ins Kaffeehaus, wo wir beide Kaffee tranken und Zeitung lasen.

In der »Presse« entdeckte ich einen ganzseitigen Artikel über Fatima. Die Kinder von Fatima hatten eine Himmel- und Höllenerfahrung gehabt. Die Beschreibung davon stimmte genau mit den Beschreibungen der heiligen Hildegard überein. Wie hätten die Kinder von Fatima diese kennen können? So bin ich über Hildegard zu Fatima zur Marienverehrung und zur monatlichen Beichte gekommen, eine der Forderungen der Gottesmutter.

Ein erstes Priesterberufungserlebnis hatte ich in einer Werktagsmesse, eine für mich unvorstellbare Erfahrung bei meinem früheren Lebenswandel. Als Bild ging vor mir eine Hostie in die Höhe aus der Sicht eines Priesters.

Ich wollte daraufhin das Medizinstudium abbrechen und ins Kloster eintreten. Aber alle rieten mir davon ab, die Patres, die Familie und auch der Priester, der mich in dieser Zeit begleitete. So schloss ich das Studium ab und absolvierte den Turnus.

In dieser Zeit pilgerte ich so oft wie möglich nach Medjugorje, auch während des Bosnienkrieges, und ich war in einen Medjugorje-Gebetskreis in Innsbruck eingebunden, der für mich sehr wichtig war. Den Ruf zum Priester hatte ich dann fast vergessen. Ich wollte heiraten und eine Praxis als Allgemeinmediziner beginnen, doch zuvor beschloss ich noch, Exerzitien zu machen, um auf Nummer sicher zu gehen.

So lebte ich eine Zeit bei der Gemeinschaft der Seligpreisungen mit. Es wurden Monate daraus, zuerst in Maria Langegg und dann in Medjugorje. Dort war ich beim Tod eines Franziskanerpaters, Pater Slavko, anwesend, der am Freitag um 3 Uhr nachmittags am Kreuzberg plötzlich verstarb.

Ich überlegte lange, ob ich an diesem Tag den Kreuzweg gehen wollte, denn es war windig, regnerisch und kalt. Drei Stationen vor mir betete Pater Slavko mit einer Gruppe den Kreuzweg. Zwischen der 13. und 14. Station sah ich einen Mann am Boden sitzen, umgeben von mehreren Leuten. Als ich näher kam, sah ich, dass es Pater Slavko war. Er war bereits beim Sterben, keine Atmung, kein Puls. Ich forderte die Menschen auf zu beten, nachdem die Wiederbelebungsversuche zwecklos waren.

Von dieser Stelle aus konnte man zur Kirche hinunter sehen, der Regen hörte auf, ein Regenbogen über der Kirche, die Wolken von unten von der Sonne beschienen. Kurze Zeit sah ich in der Kapuze des Pater Slavko einen Granatapfel, der dann nicht mehr da war. Ich wusste, Pater Slavko ist im Himmel.

Wir trugen zu sechst den Körper Pater Slavkos hinunter und wechselten uns ab. Da hat mich, als ich neben ihm ging, seine Hand am Rücken getroffen und ich hatte das Gefühl, als würde er mir aufmunternd auf den Rücken klopfen, als wollte er sagen: »Geh deinen Weg!«

In diesem Moment erinnerte ich mich an eine Situation sieben Jahre zuvor: Damals hatte ich Pater Slavko von meinem Ruf zum Priestertum erzählt und Pater Slavko hatte mir voller Freude einen Schlag auf die Brust versetzt. An diesem regnerischen Nachmittag auf dem Kreuzberg, vor dem Hintergrund des tragischen Todes dieser großen Priesterpersönlichkeit, war es mir wie eine Bestätigung: »Ja, jetzt mach weiter!«

Da tauchte der Ruf zum Priestertum von neuem auf: »Willst du weitermachen, wo Pater Slavko aufgehört hat?« Ich bat Pater Slavko um einen Teil seines Geistes noch am Kreuzberg, als wir ihn bei strömendem Regen hinuntertrugen. Danach setzte ich mich in die Kirche und weinte zwei Stunden lang unentwegt. Da hat mir Pater Slavko die Gnade erbeten, von mir abzusehen und für andere da sein zu wollen. Am Tag darauf bestätigte die Gottesmutter in einer Botschaft: »Euer Bruder Slavko ist im Himmel und hält für euch Fürbitte!«

Ich ging dann als Seminarist nach Rom, dann nach St. Pölten und danach als Pastoralassistent und Diakon nach Haag, danach, am 29.6.2008, bin ich in St. Pölten von Bischof Klaus Küng zum Priester geweiht worden. Jetzt bin ich Kaplan in Tulln.

An meinem Weg kann man sehen, dass für Gott nichts unmöglich ist. Er schaut nicht auf die Vergangenheit und kein Fall ist für Gott aussichtslos.

Niemand lebt sich selber und stirbt sich selber. Wir sind füreinander verantwortlich. Nichts, was wir tun, ist nur privat, alles hat Auswirkungen auf die Gemeinschaft, und wir sind aufgerufen: »Einer trage des anderen Last.« Nur gemeinsam kommen wir zu ihm.

Gott schenkt das Wollen und das Tun und wir können unser Leben vertrauensvoll in seine Hand legen und bittend und betend vertrauen, dass er alles zum Guten führen wird. Er ist immer bei uns und hilft uns, weil er uns liebt. Für jeden von uns hat er einen liebenden Plan und er ist geduldig und konsequent zugleich, seinen Ruf nimmt er nicht zurück. Er ist treu, und wie groß seine Liebe ist, können wir daran erkennen, dass er uns seine Mutter schenkt, die uns jetzt schon über 31 Jahre lang begleiten darf.


Medjugorje – Hoffnung für die Welt

Mit Beiträgen von Christoph Kardinal Schönborn, Bischof Pavel Hnilica, Pater Karl Wallner, Pater Tomislav Pervan, Schwester Elvira Petrozzi, Marija Lunetti-Pavlovic, Ivan Dragicevic, Magnus MacFarlane-Barrow, Valentin Inzko, Georg Mayr-Melnhof, Paul Badde, Bernhard Müller, Erich Kuen

Herausgegeben von Christoph Hurnaus
Fe-Medienverlag, Medienverlag Christoph Hurnaus
144 Seiten, Kunstdruck, fadengeheftet
ca. 100 farbige Abbildungen
Preis: Euro 20,50

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