'Vatileaks'-Prozess: Zeugenbefragung beendet - Am Samstag Urteil

3. Oktober 2012 in Aktuelles


Der Prozess gegen den ehemaligen päpstlichen Kammerdiener Paolo Gabriele steht bereits kurz vor dem Abschluss - Gendarm des Vatikans weist Behauptungen des Beschuldigten zurück: Gefangener wurde mit "Samthandschuhen" angefasst.


Vatikanstadt (kath.net/KNA/KAP) Der Prozess gegen den ehemaligen päpstlichen Kammerdiener Paolo Gabriele steht bereits kurz vor dem Abschluss. Am Samstag soll nach Schlussplädoyers von Anklage und Verteidigung das Urteil verkündet werden, teilten Prozessbeobachter am Mittwoch mit. Am dritten Prozesstag wurden als letzte Zeugen vier vatikanische Gendarmen befragt. Thema war die Durchsuchung von Gabrieles Wohnung am 23. Mai.

Unter den beschlagnahmten Dokumenten habe man mehr als 1.000 Kopien und Originale gefunden, die Papst und Vatikan betreffen, sagte ein Zeuge. Das seien weitaus mehr, als in dem Buch «Sua Santita» des Journalisten Gianluigi Nuzzi veröffentlicht waren. Einige der Dokumente trugen laut dem Gendarmen die eigenhändige Unterschrift von Papst Benedikt XVI.

Gabriele hatte sich am Dienstag vor dem vatikanischen Gericht für unschuldig erklärt. «Im Sinne der Anklage auf schweren Diebstahl erkläre ich mich für unschuldig», sagte er nach Angaben von Prozessbeobachtern. Er fühle sich aber «schuldig, das Vertrauen des Heiligen Vaters verraten zu haben», den er «wie ein Sohn liebe»,. Zugleich bekräftigte der frühere Butler am zweiten Verhandlungstag, dass er allein gehandelt und keine Komplizen gehabt habe. Gabriele muss sich seit Samstag wegen schweren Diebstahls vor Gericht verantworten. Ihm drohen bis zu vier Jahre Haft.

Zum Abschluss des dritten Verhandlungstages beim Vatileaks-Prozess teilte das Gericht am Mittwoch mit, dass vor der für Samstag geplanten Urteilsverkündung zunächst die Plädoyers des vatikanischen Staatsanwalts und der Verteidigerin Gabrieles vorgesehen sind. Abschließend kann sich der Angeklagte nochmals selbst äußern.

Ein beteiligter Gendarm sagte am dritten Prozesstag aus, dass Gabriele Originale und Kopien in seiner Wohnung hatte; einige von ihnen hätten die handschriftliche Unterschrift des Papstes getragen. Die Dokumente hätten sich in kleinen Umzugskisten ungeordnet und vereinzelt zwischen Tausenden anderer Unterlagen befunden. Diese hätten sich etwa mit Geheimdiensten, Freimaurerei, Silvio Berlusconi, Christentum und Yoga, der "Loge P2" sowie Buddhismus befasst.

Zudem seien ein Computer, zwei oder drei Laptops sowie zahlreiche USB-Sticks beschlagnahmt worden. Die Durchsuchung dauerte demnach von 15.50 Uhr bis 23.45 Uhr. Gabriele habe zuvor seinen Anwalt und seine Familie informieren können. Insgesamt befragte das Gericht am Mittwoch vier Gendarmen, die von der Verteidigung benannt worden waren. Alle waren an der Hausdurchsuchung beteiligt. Der dritte Prozesstag endete nach 75 Minuten. Der Angeklagte selbst sagte nichts.

Der für die Untersuchungshaft Gabrieles verantwortliche Gendarm wies den Vorwurf inhumaner Haftbedingungen zurück. Man habe den Gefangenen mit "Samthandschuhen" angefasst. Gabriele selbst habe sich bei der Gendarmerie für die Behandlung bedankt, die er und seine Familie erfahren hätten. Der Kammerdiener hatte am Dienstag ausgesagt, dass er in seiner ersten Zelle nicht die Arme ausstrecken konnte und zudem das Licht ununterbrochen gebrannt habe. Daraufhin leitete der vatikanische Staatsanwalt Nicola Picardi Untersuchungen ein. Die vatikanische Gendarmerie wies die Vorwürfe am Dienstag in einer Mitteilung zurück.

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