Papstbutler bezeichnet sich als Einzeltäter

2. Oktober 2012 in Aktuelles


Paole Gabriele am zweiten Verhandlungstag: "Ich fühle mich aber schuldig, das Vertrauen des Heiligen Vaters in mich verraten zu haben, den ich wie ein Sohn liebe" - Georg Gänswein sagte als Zeuge aus


Vatikanstadt (kath.net/KNA) Der päpstliche Kammerdiener Paolo Gabriele hat gestanden, vertrauliche Dokumente aus dem Vatikan entwendet und kopiert zu haben. Zugleich bekräftigte er am Dienstag vor dem vatikanischen Gericht, dass er keine Komplizen gehabt habe. Er erklärte sich gegenüber der Anklage «schweren Diebstahls» für «nicht schuldig». «Ich fühle mich aber schuldig, das Vertrauen des Heiligen Vaters in mich verraten zu haben, den ich wie ein Sohn liebe», zitierten Prozessbeobachter den ehemaligen Kammerdiener. Gabriele gestand, seit 2010 oder 2011 Dokumente aus dem Vatikan kopiert zu haben.

Der päpstliche Privatsekretär Georg Gänswein sagte als Zeuge aus, dass ihm ein Fehlen von Dokumenten nicht aufgefallen sei. Bis zum 21. Mai habe er keinen Verdacht gegen Gabriele gehegt. Damals konfrontierte der Prälat die päpstliche Familie damit, dass in einem Enthüllungsbuch auch Dokumente auftauchten, die auf direktem Weg ins päpstliche Appartement gekommen waren und nicht über das Staatssekretariat gingen. Die Verhandlungen am zweiten Prozesstag im vatikanischen Justizpalast dauerten den ganzen Vormittag.

Der nächste Prozesstag ist an diesem Mittwoch. Vatikansprecher Federico Lombardi sagte im Anschluss, das Verfahren werde nach einem weiteren Prozesstag am Freitag oder Samstag beendet sein.

Gabriele muss sich seit Samstag wegen Diebstahls vertraulicher Dokumente vor Gericht verantworten. Ihm drohen bis zu vier Jahre Haft. Im Zuge der sogenannten «Vatileaks»-Affäre waren seit Jahresbeginn Dokumente, die teils unmittelbar vom päpstlichen Schreibtisch stammten, an die Öffentlichkeit gelangt.

Ein vom vatikanischen Untersuchungsrichter in Auftrag gegebenes psychologisches Gutachten beschreibt den 46 Jahre alten Italiener Gabriele als manipulierbar. In einem anonym geführten TV-Interview hatte er im Februar noch von etwa 20 Komplizen gesprochen.

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