In der Kapelle kann ich die Anliegen des Bistums mit ins Gebet nehmen

29. August 2012 in Deutschland


Bischof Tebartz-van Elst spricht mit Publizisten über seinen Werdegang, seinen Einstieg als Limburger Bischof, die notwendige geistige Vertiefung des Glaubens und das neue Bauprojekt als geistlichen Ort: "Manche Kritik hat mich verletzt"


Limburg (kath.net/PM) Rechts oder links, konservativ oder liberal, schwarz oder weiß: Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst mag solche Kategorisierungen nicht. Vielmehr freut er sich über Vielfalt und gewachsene Traditionen in Kirche und Gesellschaft. Darauf möchte er aufbauen und diese will er fördern.

"Gewachsene Traditionen und gewachsene Kirchlichkeit sind wichtig. Wir müssen unsere Geschichte kennen, um die Zukunft zu gestalten", sagt Tebartz-van Elst.

Mehr als zwei Stunden stellte sich der Bischof am Montagabend, 27. August, offen und ehrlich den Fragen des Publizisten und Journalisten Wolfram Weimer. In dem Gespräch, zu dem mehr als 130 Interessierte in den Pilgersaal des Klosters Arnstein gekommen waren, ging es um die Lage des Glaubens in Kirche und Gesellschaft. Es ging um Traditionen und Aufbrüche, um Positionen und Perspektiven, um Überzeugungen, Theologie und den Umgang mit öffentlicher Kritik.

"Glaube war für mich nie etwas Abstraktes. Er war lebendig und hat mich durch den Alltag getragen", erklärt Tebartz-van Elst auf die Frage nach seinen Wurzeln. In einer Großfamilie auf einem Bauernhof in Kevelaer-Twisteden am Niederrhein aufgewachsen, spielte der Umgang mit der Schöpfung und der tagtäglich erlebte Glaube eine prägende Rolle.

"Wir haben mit dem Jahreslauf und dem Kirchenjahr gelebt", so der 52-jährige Theologe. Auch im Leben der Kirchengemeinde war die Familie fest beheimatet. Nach der Erstkommunion wurde er Ministrant, erlebte Liturgie und Gemeinschaft im Glauben. Als Jugendlicher in der 12. Klasse entschloss sich Franz-Peter Tebartz-van Elst, Priester werden zu wollen und begann 1978 das Theologiestudium in Münster.

Sein Wunsch, sein Leben ganz in den Dienst Gottes und seiner Kirche zu stellen, stieß dabei nicht nur auf Begeisterung. Es habe zwar viele Mitschüler gegeben, die meinten "Priester, das passt zu dir", aber es gab wohl auch Freunde und Lehrer, die die Entscheidung angefragt, sie letztendlich aber doch getragen haben und immer wieder "Mutmacher" auf dem Weg gewesen seien.

"Im Studium hatte ich Lehrer, die mich geprägt haben und uns mit ihrer theologischen Weite und mit klaren Positionen überzeugten", so Tebartz-van Elst. Theologische Weite und klare Positionen sind es dann auch, die seine akademische Laufbahn und sein Wirken als Priester und Bischof auszeichnen sollen. "Es muss klar werden, wo wir als Kirche stehen, welchen Glauben und welche Werte wir weitergeben wollen", erklärt der Bischof.

Im November 2007 wurde Tebartz-van Elst, der damals Weihbischof in Münster war, von Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Limburg ernannt. Diese Ernennung habe ihn überrascht, aber er habe sie gerne angenommen.

"Ich kannte das Bistum Limburg noch nicht und kam als ein Fremder in die Diözese", sagte Tebartz-van Elst. Dieses Fremdsein habe den Start nicht unbedingt erleichtert. Hinzu kam, dass viele wichtige Dinge, die in der bischofslosen Zeit aufgeschoben wurden, nun von ihm und der Bistumsleitung entschieden werden mussten. Dies sei nicht immer leicht gewesen.

Nicht leicht zu vermitteln war und ist auch die Entscheidung des Domkapitels aus dem Jahr 2007, dass auf dem Domberg in unmittelbarer Nähe zum Dom, Amts- und Wohnräume für die Bischöfe von Limburg gebaut werden sollen. Dieser Amtssitz, der den Namen "Diözesanes Zentrum St. Nikolaus" tragen wird, sorgt immer wieder für öffentliche Kritik. Bischof und Bistum halten die Entscheidung dennoch für richtig.

"Es geht nicht um einen 'Protzbau' oder um eine 'Residenz' und es ist auch nicht mein Haus. Vielmehr geht es darum, dass in der Diözese Wohn- und Arbeitsräume für den Bischof und alle künftigen Bischöfe sowie ein neuer Veranstaltungsort für das gesamte Bistum geschaffen werden musste", erklärt Tebartz-van Elst. Von Verschwendungssucht oder anderen Vorwürfen, könne keine Rede sein.

Das neue Zentrum soll auch ein geistlicher Ort sein, an dem die Geschichte der Stadt Limburg weiter geschrieben werden kann. Herzstück des Baus ist daher die Kapelle, die als einziger Gebäudeteil über die romanische Stadtmauer schaut. "Dadurch wird deutlich, dass Leitung in der Kirche immer ein geistlicher Dienst ist. Hier kann ich die Anliegen des Bistums mit ins Gebet nehmen", so der Bischof. Es gehöre grundsätzlich zu den Aufgaben eines Bischofs, Entscheidungen immer wieder im Gebet zu reflektieren.

Um Kritik und Vorwürfen zu begegnen, wollen Bischof und Bistum auch künftig auf Kommunikation setzen. Auch dann, wenn die Gefahr besteht, missverstanden zu werden. "Ich nehme die Kritik ernst und reflektiere sie, gerade dann, wenn sie von Katholiken aus unserem Bistum kommt.

Manche Kritik und manche Berichterstattung haben mich getroffen und verletzt, weil Entscheidungen und Ereignisse falsch verstanden und eingeordnet worden sind", so Tebartz-van Elst. Trost findet er dann im Gebet und im Gespräch mit Mitbrüdern, Freunden und der Familie.

Mit Blick auf die Zukunft der Kirche von Limburg möchte sich der Bischof für die geistige Vertiefung des Glaubens einsetzen und die Sprachfähigkeit über den Glauben stärken. "Wir stehen vor vielfältigen Herausforderungen. Da ist es wichtig zu wissen, was den eigenen Glauben auszeichnet, was uns miteinander verbindet und was uns so wichtig ist, dass wir es weitergeben wollen", so Tebartz-van Elst. Erste Initiativen, um dieses Vorhaben umzusetzen, sind die Wallfahrten ins Heilige Land und das Bischof-Blum-Kolleg, die Schule des Glaubens, des Gebetes und der Gemeinschaft.

Die Veranstaltung wurde für den Kultursommer 2012 in Rheinland-Pfalz und das Festival "Gegen den Strom" organisiert. Kooperationspartner waren das Dezernat Schule und Bildung im Bischöflichen Ordinariat Limburg sowie das Haus am Dom in Frankfurt.

Foto: (c) Bistum Limburg



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