Koranverbrennung durch Elfjährige wird Fall für Regierung

21. August 2012 in Weltkirche


Das elfjährige Kind ist geistig behindert. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation «Centre for Law and Justice» seien nach dem Vorfall 200 bis 300 christliche Familien aus Angst vor Gewalt aus der Region geflohen.


Islamabad (kath.net/KNA) Nach der Festnahme eines elfjährigen geistig behinderten Mädchens in Pakistan wegen Blasphemie hat Staatspräsident Asif Ali Zardari eine Untersuchung angeordnet. Nach Angaben der pakistanischen Zeitung «The Express Tribune» (Montag) wurde unterdessen Anzeige gegen den Imam der Moschee von Meharabad erstattet, weil er zur Verbrennung der Minderjährigen aufgerufen haben soll.

Berichten zufolge hatte das zu einer christlichen Familie gehörende Mädchen mit Down-Syndrom mehrere Seiten des Koran verbrannt. Daraufhin verprügelte eine aufgebrachte Menge das Kind, seine Mutter und eine Schwester und setzte mehrere Häuser von Christen in Brand.

Der Chef der Polizeistation Qasim Niazi erklärte laut «Express Tribune», es liefen Ermittlungen zum Hergang selbst sowie zum Alter des Mädchens und seinen Motiven. Paul Bhatty, Regierungsberater für «Nationale Harmonie», sagte der Zeitung, das Mädchen werde medizinisch untersucht. Zudem werde der Fall mit Religionsgelehrten unterschiedlicher islamischer Richtungen erörtert, um die Frage der Verantwortlichkeit für das Verhalten zu klären.

Von dem Vorfall selbst gibt es laut der Zeitung unterschiedliche Darstellungen. Während ein islamischer Kleriker angab, die Polizei alarmiert zu haben, hieß es seitens der Polizei, sie habe durch ihr Eingreifen das Mädchen und seine Familie vor Lynchjustiz durch einen vom Geistlichen angeführten Mob gerettet.

Die Menschenrechtskommission der Pakistanischen Volkspartei äußerte sich besorgt über die Festnahme des Mädchens. Das Blasphemiegesetz müsse dahingehend geändert werden, dass in einem solchen Fall die religiösen Autoritäten und staatliche Behörden Untersuchungen anstellen könnten, bevor Anzeige erstattet werde oder eine Festnahme erfolge. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation «Centre for Law and Justice» seien nach dem Vorfall 200 bis 300 christliche Familien aus Angst vor Gewalt aus der Region geflohen, berichtet «Express Tribune».

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