Rabbiner: Beziehungen zwischen Juden und Katholiken gut wie nie

29. Juli 2012 in Aktuelles


US-Rabbi David Rosen nannte die derzeitigen diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Judentum eine «Revolution», die auf dem Dokument «Nostra aetate» des Zweiten Vatikanischen Konzils fuße.


Würzburg (kath.net/KNA) Das Verhältnis zwischen Juden und Katholiken war nach Ansicht von Rabbi David Rosen nie besser als heute. Eine Seligsprechung des früheren Papstes Pius XII. (1939 bis 1958) würde jedoch für große Aufregung unter Juden sorgen, sagte Rosen der in Würzburg erscheinenden «Tagespost» (Samstag). Er ist Beauftragter des American Jewish Committee und des Israelischen Oberrabbinats für interreligiöse Beziehungen.

Die derzeitigen diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Judentum nannte Rosen eine «Revolution», die auf dem Dokument «Nostra aetate» des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) über das Verhältnis zu den nicht-christlichen Religionen fuße. Vorwürfe, wie die Juden seien «Gottesmörder» oder «Brunnenvergifter», gehörten der Vergangenheit an. Benedikt XVI. sei für jüdische Befindlichkeiten sehr sensibel. «Zwischen Papst Benedikt und seinen Vorgänger passt kein Blatt, was die Beziehung zum Judentum angeht.» Der Papst habe die jüdische Delegation als erste noch vor anderen Religionen empfangen.

Die Aussöhnung mit den Piusbrüdern oder die Erlaubnis für bestimmte Gruppen, die alte Liturgie inklusive der Karfreitagsfürbitte zu feiern, hätte man Rosen zufolge auch schon Johannes Paul II. vorwerfen können. Benedikt XVI. habe die Karfreitagsfürbitte sogar verbessert. Von der «Blindheit der Juden» sei dort keine Rede mehr. Dennoch warnte der Rabbiner davor, die Pius-Bruderschaft zu klein zu reden. Antijüdische Vorbehalte seien dort weit verbreitet. «Es könnte symptomatisch werden für etwas viel Größeres.»

Würden die Piusbrüder in die katholische Kirche aufgenommen, ohne den Antisemitismus in ihren Reihen zu bekämpfen, so sei dies für die jüdische Seite «inakzeptabel». Als Veto solle diese Aussage dennoch nicht verstanden werden. «Wir haben der katholischen Kirche keine Vorschriften zu machen.» Die jüdische Seite behalte sich jedoch vor, Partner im interreligiösen Dialog darauf aufmerksam zu machen, wie gewisse Handlungen empfunden würden.

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