Caritas-Experte: Aids kann nicht nur mit Kondomen besiegt werden

21. Juli 2012 in Weltkirche


19. UNO-Aids-Konferenz in Washington beginnt am Sonntag - Im Vorfeld tagen ab Freitag katholische Experten über umfassenden Ansatz zur Bekämpfung von Aids


Washington-Vatikanstadt (kath.net/KAP) Eine Bekämpfung der Immunschwächekrankheit Aids allein durch Kondome greift zu kurz: Das hat der Aids-Referent der Caritas Internationalis, Msgr. Robert Vitillo, im Vorfeld der internationalen Aids-Konferenz in Washington betont. Vitillo wörtlich im "Radio Vatikan"-Interview: "Es geht darum, die bisherige Praxis, die in den westlichen Staaten galt, zu überdenken. Allen ist klar geworden, dass man Aids nicht nur mit der Verteilung von Kondomen besiegen kann. Es braucht auch einen sozialen, wirtschaftlichen und spirituellen Ansatz."

Die 19. UNO-Aids-Konferenz in Washington beginnt am Sonntag, 22. Juli. Sie dauert bis 27. Juli und steht unter dem Motto "Gemeinsam das Blatt wenden". Vor zwei Jahren hatte die Großveranstaltung in Wien stattgefunden.

Zuvor tagen am Freitag und Samstag in der US-Hauptstadt Vertreter katholischer Organisationen zu der Thematik. Vitillo: "Viele interessieren sich dafür, wie die katholischen Netzwerke vorgehen. Ein interessantes Ergebnis unserer Untersuchung war, dass die katholische Kirche AIDS-Prävention und Behandlung als Familienproblem aufgreift. Paare werden dazu ermuntert, sich gemeinsam testen zu lassen und die eventuelle Erkrankung als ein gemeinsames Problem anzugehen. Somit werden HIV-Infizierte nicht
alleine gelassen."

Rund ein Viertel der Hilfe für HIV/Aids-Kranke und deren Angehörige weltweit werden von katholischen Einrichtungen und Initiativen getragen. Msgr. Robert Vitillo ist Aids-Referent von Caritas Internationalis.

Viele Teilnehmer der katholischen Vorkonferenz werden im Anschluss auch die UN-Konferenz besuchen, zu der insgesamt bis zu 30.000 Wissenschaftler, weitere Experten und Diplomaten erwartet werden. Zu den prominentesten Teilnehmern zählen der frühere US-Präsident Bill Clinton, Microsoft-Gründer Bill Gates und Weltbank-Präsident Jim Yong Kim.

Konferenz verfolgt ambitioniertes Ziel

Im vergangenen Jahr starben 1,7 Millionen Aids-Patienten, mehr als 34 Millionen Männer, Frauen und Kinder leben mit dem HI-Virus. Die Aids-Konferenz findet erstmals seit 1990 wieder auf amerikanischem Territorium statt, nachdem US-Präsident Barack Obama das Einreiseverbot für HIV-positive Personen in die USA aufgehoben hat.

In Washington soll u.a. ein ehrgeiziges UN-Ziel weiterverfolgt werden: Bis 2015 sollen alle Bedürftigen in armen Ländern die Möglichkeit zur lebensverlängernden Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten erhalten und es keine Neuinfektionen von Kindern mehr geben. Den acht Millionen HIV-Patienten, denen derzeit eine Therapie ermöglicht wird, stehen knapp sieben Millionen Menschen gegenüber, die noch von einer Behandlung ausgeschlossen sind.

"Gemeinsam können wir unsere Vision von Null HIV-Neuinfektionen, Null Diskriminierung und Null Todesfällen in Verbindung mit Aids Wirklichkeit werden lassen", so UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon im Vorwort des neuen UN-AIDS-Reports fest, der vor wenigen Tagen in Washington veröffentlicht wurde. Dem Report zufolge infizierten sich allein im Vorjahr weltweit rund 2,5 Millionen Menschen mit HIV - um 20 Prozent weniger als noch vor zehn Jahren. Zurück ging laut Report auch die Rate an neu infizierten Kindern: 330.000 infizierten sich demnach im Vorjahr - ein Rückgang gegenüber 2009 um fast 25 Prozent.

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