Slowakei: Abschiedsgottesdienst mit Erzbischof Bezak in Trnava

20. Juli 2012 in Aktuelles


Aufregung um vom Papst abgesetzten Erzbischof geht weiter - Briefwechsel zwischen römischer Bischofskongregation und Bezak veröffentlicht - Kathpress-Korrespondentenbericht von Wolfgang Bahr


Pressburg (kath.net/KAP) Der vom Papst abgesetzte slowakische Erzbischof Robert Bezak (Foto) hat sich am Donnerstag bei einem Gottesdienst von den Mitarbeitern der Erzdiözese Trnava verabschiedet. Bezak feierte die Messe in der Kapelle des Erzbischöflichen Palais gemeinsam mit dem derzeitigen Diözesanadministrator, Weihbischof Jan Orosch. Der abgesetzte Erzbischof werde - "wie jeder Bischof, der in der Geschichte an der Spitze der Diözese gestanden" habe - "in unseren Herzen bleiben", sagte Orosch laut einer Mitteilung des Pressediensts der slowakischen Bischofskonferenz.

Die Absetzung Bezaks, deren genaue Gründe bis dato nicht offiziell bestätigt worden sind, sorgt unterdessen in der Slowakei weiterhin für Aufregung. Die slowakischen Bischöfe betonten am Dienstag nach Beratungen in Donovaly in einer knappen Mitteilung erneut, dass der Papst die Entscheidung "nach persönlichem und sachlichem Studium der Ergebnisse der apostolischen Visitation und der Kommunikation zwischen Erzbischof Bezak und den entsprechenden Kongregationen getroffen" habe. Die Bischöfe stünden zudem "zu ihrer früheren Stellungnahme" in der Causa und nähmen "die Entscheidung des Heiligen Vaters an".

Nach der streng vertraulichen vierstündigen Beratung, bei der auch der Apostolische Nuntius Erzbischof Mario Giordana anwesend war, stellte sich der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Pressburger Erzbischof Stanislav Zvolensky, den Fragen der Presse. Zvolensky sagte, dass die Bischöfe in der Öffentlichkeit geäußerte Meinungen, wonach die Entscheidung zur Absetzung Bezaks der Kirche schaden könne "gewiss wahrnehmen". Es gehe jedoch insgesamt um "Angelegenheiten, die sich erst im Rückblick bewerten lassen". Jedenfalls sei man sich bewusst, "dass wir deutlich sehen, dass dies die Kirche auch läutert", so der Erzbischof von Bratislava.

Zvolensky informierte, dass im Zuge der zu Jahresbeginn erfolgten Visitation der Erzdiözese Trnava durch den tschechischen Bischof Jan Baxant "viele Bischöfe, darunter auch slowakische", angehört worden seien. Welche Bischöfe befragt worden sind und was sie gesagt haben, sei jedoch "an die Geheimhaltung gebunden". Er persönlich, so Zvolensky, empfinde Bezak gegenüber "Achtung" und werde seine "Beziehung zu ihm nicht ändern", auch wenn er "nicht mit allem einverstanden" sei, was er getan habe.

Aufregung um Fragen der Bischofskongregation

Mit besonderer Aufmerksamkeit wurde registriert, dass Zvolensky im Namen der Bischöfe die Echtheit einer zuvor von der Fernsehstation "TA3" publik gemachten Korrespondenz Erzbischof Bezaks mit der vatikanischen Bischofskongregation bestätigte. Zum Inhalt der Dokumente wollten sich die Bischöfe jedoch nicht äußern.

Die elf Fragen des Präfekten der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, die im Mai, also rund drei Monate nach der Visitation in Trnava, an Erzbischof Bezak gerichtet wurden, beschäftigten in den vergangenen Tagen die slowakischen Medien ebenso wie die gleichfalls bekannt gewordenen Antworten. Der Fragenkatalog umfasste sowohl die amtlichen Entscheidungen als auch die Glaubenstreue und den Lebensstil des abgesetzten Erzbischofs.

So interessierte sich die Bischofskongregation etwa konkret für die Rolle der früheren Generaldirektorin der Finanzgruppe ING, Anna Huscavova, in der Erzdiözese Trnava sowie deren Monatsgehalt. Auch der Grund für die Errichtung mehrerer Handelsgesellschaften wurde erfragt und von Bezak beantwortet. Huscavova habe er nach seinem Amtsantritt "um ihre Meinung zu Wirtschaftsfragen der Erzdiözese Trnava gebeten", schrieb Bezak. Die Wirtschaftsexpertin arbeite "zu einem weitaus niedrigeren Gehalt als an ihren früheren Wirkungsstätten", heißt es weiters. Ihre Fähigkeiten hätten "der Erzdiözese bereits viel Geld aus früheren schlechten Verträgen gesichert und ihre Beziehungen" hätten "mitgeholfen, viel Geld von bedeutenden Spendern zu lukrieren". Dass ihr Name bis zur Bischofskongregation vorgedrungen ist, bewertete Bezak als "ein untrügliches Zeichen dafür, wie nervös Leute sind, die um ihre Dotationen, Pfründe und Verträge gekommen sind". Sie hofften, mit Huscavovas Entfernung als Fachberaterin des Erzbischofs könne "alles wieder in die alten Bahnen zurückkehren".

Erzbischof Bezaks Treue zum kirchlichen Lehramt betreffend hatte die Bischofskongregation formuliert, "es wäre nützlich", Bezaks "Standpunkt im Hinblick auf Zölibat, Euthanasie, Abtreibung, Priestertum der Frauen und voreheliche Beziehungen zu erfahren". Der Erzbischof erklärte dazu, er sei zwölf Jahre lang Provinzial der Redemptoristen sowie sechs Jahre lang Vorsitzender der Konferenz der höheren Ordensoberen der Männerorden gewesen und habe sieben Jahre lang Moraltheologie gelehrt; wenn er "zweifelhafte Ansichten" vertreten habe, so hätte dies "über einen so langen Zeitraum schwerlich der Aufmerksamkeit entgehen können". Er habe seine Meinungen nicht geändert und seine Studenten stets angehalten, "sich um die Einhaltung der christlichen Moralgrundsätze zu bemühen, der Grenzen der göttlichen Normen eingedenk zu sein sowie enthaltsam zu leben und die Würde ihrer Sexualität zu bewahren".

Jeans statt Soutane

Den größten Widerhall in den Medien fanden die römischen Fragen zum Lebensstil des Erzbischofs. So wurde moniert, Bezak habe "sich nur in ziviler Kleidung (Jeans und Hemd, Trainingsanzug) gezeigt und damit die Soutane als Zaubererkleidung lächerlich gemacht". Weiterer Vorwurf: Bezak habe sich "mit Mitarbeitern zweifelhaften Rufs umgeben", darunter "mit Priestern mit homosexueller Neigung sowie anderen, die Kinder haben".

Weiters wird festgehalten, er habe "Turnhallen, Saunen, Bäder und öffentliche Duschen mit Personen zweifelhaften Rufs aufgesucht". Bezak erklärte dazu, letztere Frage verstehe er nicht und wolle "den in ihr enthaltenen erniedrigenden Ton nicht zulassen". Von "Personen zweifelhaften Rufes" sei ihm "überhaupt nichts bekannt", er wisse "nicht, was eine öffentliche Dusche ist"; für Bäder habe er "keine Zeit" und Saunen interessierten ihn nicht. Vom Turnsaal, den er wegen Rückenproblemen aufsuche, kehre er stets sofort nach Hause zurück.

Rückkehr in den Orden?

Der abgesetzte Erzbischof hält sich nach bisher unbestätigten Meldungen derzeit in einem Kloster des Redemptoristenordens in Bratislava auf. Sein Orden soll sich laut dem christlichen Sender "Radio Lumen" in einem Brief an Nuntius Giordana für ein künftiges Wirken Bezaks in einem der sechs Ordenshäuser in der Slowakei eingesetzt haben, wobei die Ausübung priesterlicher Funktionen an die Zustimmung des jeweiligen Ortsbischofs gebunden wäre. Der öffentlich-rechtliche Sender "STV1" wiederum beruft sich auf Quellen, nach denen Bezak selber plane, "nach Großbritannien zu gehen um unter anderem seine Englischkenntnisse zu perfektionieren".

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