Jakobsweg: Ist mein Weg auch dein Weg?

17. Juli 2012 in Chronik


Vielleicht liegt darin das Geheimnis des Jakobswegs und seiner heutigen Attraktivität: Die Suche nach sich selbst, nach einem Sinn im Leben. Jetzt gibt es einen schönen, leisen Film, der diesem Phänomen nachspürt. Von Franziskus v. Ritter-Groenesteyn


München (kath.net) Wie oft im Leben gehen wir unseren Weg; den Weg nach unserem eigenen Willen. Doch ist es auch der Richtige? Wie oft landen wir dabei in Sackgassen und holen uns blutige Nasen? Oder führt mich der Weg hinaus in Weite? Macht er meine Finsternis hell? Den ersten Weg kennen wir. Er entspringt unseren Plänen und Wünschen. Den anderen Weg kennen wir nicht. Wir wissen auch nicht durch welche dunkle Schlucht wir zuvor gehen müssen, welche Täler durchschreiten und welche Wüsten durchqueren, um in die Weite unseres Herzens zu gelangen. Doch wir haben einen Wegweiser. Es ist die Stimme in uns. Leise und sanft wie ein Säuseln überhören wir sie gerne im Trompetenschall unseres eigenen Willens.

Wenn wir an einem Punkt in unserem Leben angelangt sind, an dem wir nicht mehr weiter wissen, Stillstand eingetreten ist, dann ist das Gehen an sich sehr hilfreich. Das Gehen auf ein Ziel zu, noch hilfreicher. Und das Gehen auf einem Pilgerweg, sozusagen der Weg zu uns Selbst.

Vielleicht liegt darin das Geheimnis des Jakobswegs und seiner heutigen Attraktivität auf Lebenssausteiger aller Nationen: Die Suche nach sich selbst. Die Suche nach einem Sinn im Leben.

Jetzt gibt es einen schönen, leisen Film, der diesem Phänomen nachspürt. „Dein Weg“ auf Englisch etwas neutraler „The Way“ erzählt auf humorvolle Weise die Geschichte von vier Aussteigern aus Amerika, Irland, Kanada und Holland auf dem Weg zu sich selbst. Ein Vater ohne Sohn, ein Schriftsteller ohne Esprit, einer mit einem wirklich gewichtigen Grund und eine Frau auf Entzug. Es ist kein vordergründig religiöser Film, Gott-sei-Dank! Doch der Geist der Barmherzigkeit und der innere Frieden, der diese Welt übersteigt, atmet aus seinen malerischen Landschaftsbildern. Hier werden seelische Szenen entworfen, die ein inneres Bild ihrer vier Protagonisten zeichnen, das sich gleichsam im Außen widerspiegelt. Alle haben einen Stillstand in ihrem Leben erreicht und alle haben angefangen zu gehen. So schreiten sie voran – manchmal mühsamen Schrittes, manchmal leicht und beschwingt - auf jenem mystischen, alten Weg zu einem Portal in eine andere Welt; in eine Welt voller innerer Harmonie und Glück. Und dann nach Tagen mühevollen Wanderns, stehen sie am Ziel und blicken auf zu den mächtigen Symbolen des Jakobsdoms in Santiago di Compostella, treten ein in das Mysterium und keinen von ihnen lässt es unberührt.

Martin Sheen ( übrigens der Vater von Charlie Sheen) alias Tom Avery spielt hier ironischer Weise einen in sich verschlossenen Augenarzt (alle nennen ihn nur den Eye-Doctor, doch die Augen seiner Seele sind zu), der zunächst nur die Leiche seines Sohnes aus Frankreich in die USA überführen möchte. Doch in St. Pieds du Port angekommen, ereilt ihn die Faszination des Jakobswegs und instinktiv weiß er, dass er diesen Weg für seinen Sohn zu Ende gehen muss, für ihn, der ihn nicht bis zum Ende gehen konnte. Und so folgt Tom ohne es zunächst zu bemerken, der inneren Stimme, jener Stimme, die in hinausführt, hinaus ins Weite. Und da lächelt Tom Avery zum ersten Mal aus seinem Herzen, denn seine Augen haben sich endlich geöffnet.

Der Spielfilm des Spaniers Emilio Estevez läuft leider nur in wenigen Kinos, ist dafür aber umso sehenswerter und lädt ein sich selber auf den Weg zu machen!

Der deutsche Trailer auf kathTube: Dein Weg – Film von Emilio Estevez (Jakobsweg)



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