Das kontemplative Gebet des heiligen Paulus

13. Juni 2012 in Aktuelles


Benedikt XVI.: In der Schwachheit erweist sich die Kraft Gottes. Aufruf an die Gläubigen anlässlich des 50. Internationalen Eucharistischen Kongresses in Irland. Die Eucharistie: schlagendes Herz des Lebens der ganzen Kirche. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Das mystische und kontemplative Gebet des heiligen Apostels Paulus stand im Mittelpunkt der Katechese Papst Benedikts XVI. bei der heutigen Generalaudienz, der 21. des Jahres 2012 und der 318. seit Beginn des Pontifikats.

Vor über 8.000 Pilgern und Besuchern in der Aula „Paolo VI“ erinnerte Benedikt XVI. daran, dass Paulus darauf hinweise, dass beim Beten des Menschen nicht nur dieser etwas tue, sondern immer auch Gott handle: „Gott zieht uns zu sich hinauf“. Im zweiten Brief an die Korinther gehe der Völkerapostel tiefer auf diesen Aspekt ein. Er spreche davon, indem er sein Apostolat verteidige. Seine eigenen Leistungen bezeichne Paulus gleichsam als nebensächlich im Vergleich mit dem, was Gott in ihm vollbracht habe. Das Eigentliche, was geschehen sei, sei nicht von ihm gekommen, da er dafür zu schwach gewesen sei. Es sei vielmehr von Gott gekommen, der durch ein scheinbar ungeeignetes Werkzeug gewirkt habe.

Paulus erläutere dies dann an einer mystischen Erfahrung. Diese sei ihm geschenkt worden, bis „in die Höhe des dritten Himmels hinauf“. Zugleich aber habe der Apostel ein Leiden, „einen Stachel im Fleisch“ erhalten, um nicht überheblich zu werden. Natürlich bitte er Gott, dass er davon befreit werde, weil ihn dieser Stachel behindere, ihm weh tute, Schwierigkeiten bereite. Aber „er wird nicht befreit, sondern der Herr sagt ihm: meine Gnade genügt dir, denn in der Schwachheit erweist sich meine Kraft“.

Diese Haltung tiefer Demut und festen Vertrauens „wird die Grundlage für sein Gebet und sein Leben“, so der Papst. Daraus werde ersichtlich: diese tiefe Gottverbundenheit „entfremdet ihn nicht der Welt, sondern gibt ihm den Mut und die Kraft, die innere Freiheit, an der Welt zu wirken und Gott in ihr präsent zu machen“.

So mache das Beispiel des heiligen Paulus auch für den Menschen von heute deutlich, dass die Nachfolge Christi und das Zeugnis für das Evangelium von Schwierigkeiten und Prüfungen begleitet seien: „Wir sehen immer wieder, dass wir eigentlich ungeeignet sind, das Reich Gottes zu bauen, weil wir selber so weit entfernt sind von Gott“. Doch gerade darin, „wenn wir uns Gott überlassen und uns frei lassen für ihn, erwächst das Große und das Reine. Dann werden wir selbst umgestaltet“.

Im betrachtenden Gebet lerne der Mensch so nicht etwa, sich zurückzuziehen, sondern die Situationen des Lebens anzunehmen und zu verstehen, „dass darin Gott wirkt, dass er gerade in unseren Armseligkeiten uns zur Reife bringt und zu sich hinaufzieht und umwandelt“.

In einer Welt, die nur auf die Effizienzund auf die Macht der menschlichen Möglichkeiten vertraue, so Benedikt XVI. abschließend, sei es notwendig wiederzuentdecken, „dass das Menschliche allein nicht ausreicht, dass die Welt heil wird nur dann, wenn Gott in sie hereintritt. Und er will durch uns hereintreten, und er tritt durch uns herein, wenn wir uns im Gebet für ihn öffnen. Darum wollen wir uns mühen in dieser Zeit, dass wir offenstehen für den Herrn. Dann erfahren wir auch, dass in allen Mühsalen dieser Zeit Gott da ist, der Auferstandene da ist, und dass er durch uns wirkt und die Welt erneuert“.

Der protestantische Theologe und Friedensnobelpreisträger Albert Schweizer habe im vergangenen Jahrhundert erklärt, dass „Paulus ein Mystiker und nichts anderes als ein Mystiker“ sei, das heißt ein wirklich in Christus verliebter Mensch, der so tief mit ihm verbunden gewesen sei, dass er sagen konnte: „Christus lebt in mir“. Die Mystik des heiligen Paulus gründe dabei nicht allein auf von ihm erlebten außerordentlichen Ereignissen, sondern auch auf der alltäglichen und innigen Beziehung mit dem Herrn, der ihn immer mit seiner Gnade gestützt habe.

Wichtig für das Gebet seien daher die Beständigkeit und Treue in der Beziehung mit Gott, vor allem in Situationen der Trockenheit, der Schwierigkeiten und des Leidens: „Nur wenn wir von der Liebe Christi ergriffen sind, werden wir imstande sein, wie Paulus allen Widrigkeiten zu begegnen, in der Überzeugung, dass wir alles in ihm können, der uns die Kraft gibt“. Dies sei der seligen Mutter Teresa von Kalkutta geschehen, die in der Betrachtung Christi den letzten Grund und die unglaubliche Kraft gefunden habe, ihn in den Armen und Verlassenen zu entdecken, dies trotz ihrer gebrechlichen Gestalt. So entfremde die Betrachtung Christi nicht, da es der Herr dadurch, dass er den Menschen im Gebet zu sich hin ziehe, gestatte, in seiner Liebe beim Nächsten zu sein.

Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Sehr herzlich heiße ich die Pilger und Besucher aus den Ländern deutscher Sprache willkommen. Besonders grüße ich die Wallfahrer aus der Diözese von Bozen-Brixen mit Bischof Muser. Herzlich willkommen! Ich freue mich über eure Gegenwart. Die Worte und das Vorbild des heiligen Paulus laden uns ein, dem Gebet in unserem Alltag Raum zu geben. So wird sich unser Leben stets durch die Kraft der Liebe Gottes erneuern. Gott begleite euch alle Tage mit dem Licht seiner Gnade.

Zum Schluss der Generalaudienz richtete Benedikt XVI. einen Aufruf an alle Katholiken, sich den in Irland zum 50. Internationalen Eucharistischen Kongress versammelten Gläubigen geistlich anzuschließen und für die Arbeiten des Kongresses zu beten, „damit die Eucharistie immer das schlagende Herz des Lebens der ganzen Kirche sei“.

Der Eucharistische Kongress steht unter dem Thema: „Die Eucharistie: Gemeinschaft mit Christus und unter uns“. Der Papst nannte den Kongress eine günstige Gelegenheit, „um die Zentralität der Eucharistie im Leben der Kirche zu bekräftigen“. Jesus, der wirklich im Sakrament des Altares gegenwärtig sei, „schenkt sich uns mit dem höchsten Liebesopfer des Kreuzes, er wird zu unserer Speise, damit wir ihm ähnlich werden, damit wir eins werden in ihm, der eine des anderen Glied“.


Katechese in deutscher Sprache + Begrüßung der Gruppen



Katechese in ital. Sprache mit dt. Übersetzung



Audienz: Mexikanische Musiker




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