Expertin: Missbrauch in katholischer und evangelischer Kirche gleich

9. Juni 2012 in Deutschland


Traumatherapeutin Enders: Dass sexueller Missbrauch am Zölibat liege, sei ein Mythos: 'Missbrauch hat mit Zölibat wenig zu tun' - 'Leitungsvakuum' als idealer Nährboden


Hamburg (kath.net) Das Problem des sexuellen Missbrauchs ist in der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland gleich groß. Auf diese ihre Beobachtung wies Ursula Enders, Leiterin von „Zartbitter“, einer Einrichtung gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen in Köln, hin, wie Radio Vatikan mit Berufung auf kipa-apic berichtet.

„Die evangelische Kirche hat sich lange Zeit in Sicherheit gewiegt und geglaubt, ‚bei uns doch nicht, das liegt ja am Zölibat`“, sagte die Traumatherapeutin am Donnerstag bei der Fachtagung „Missbrauch in Institutionen“ der evangelischen Kirche in Hamburg. Das sei jedoch ein Mythos: „Missbrauch hat mit Zölibat wenig zu tun.“

Außerdem bezeichnete die Missbrauchsexpertin ein "Leitungsvakuum" in evangelischen Einrichtungen als idealen Nährboden für Täter, wie die evangelische Kirche Hamburg berichtet. In letzter Zeit würden verstärkt Fälle in protestantischen Einrichtungen bekannt.

Enders ging auch auf allgemeine Probleme der Aufarbeitung ein: Wenn Kindern gesagt werde, sie sollten lernen, „nein“ zu sagen, würde damit den jungen Opfern die Schuld zugewiesen – dabei tragen die Erwachsenen die Verantwortung. Die Täter trügen beispielsweise oft die Masken des sozial Engagierten, des Dauerjugendlichen oder des sozial Schrägen.



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