Johannes Paul II. als Exorzist

5. April 2012 in Chronik


P. Gabriele Amorth, ehemaliger Chef-Exorzist des Vatikans, erinnert sich, wie Johannes Paul II. als erster Papst seit 400 Jahren zwei Mal persönlich einen Befreiungsritus durchgeführt hat.


Rom (kath.net) Johannes Paul II. war der erste Papst nach 400 Jahren, der einen Exorzismus selbst durchgeführt hat. Das berichtet die italienische Zeitung La Stampa. Die Information stammt aus einem spanischsprachigen Buch von José Maria Zavala ("Así se vence al demonio"), das ein Interview mit dem ehemaligen vatikanischen Chef-Exorzisten P. Gabriele Amorth enthält, der darin die Begebenheiten erzählt.

Es war am 4. April 1982. Eine junge Frau namens Francesa – sie war P. Amorth schon bekannt – war bei der Papstaudienz anwesend. Der Bischof der Diözese, aus der sie stammte, hatte den Papst bereits gefragt, ob er bereit sei, einen Exorzismus an ihr durchzuführen. Johannes Paul II. stimmte sofort zu.

Der Papst ging dann in seine Privatkapelle, wohin auch Francesca geführt wurde, die spuckte, sich krümmte und am Boden kroch. Die anderen Anwesenden konnten es nicht glauben: „Wir haben noch nie so eine Szene gesehen, wie sie in den Evangelien beschrieben ist.“

Auch Johannes Paul II. selbst sei sehr erstaunt gewesen: „So etwas ist in meinem Leben noch nie passiert… Alles, was in den Evangelien passiert, passiert auch heute noch.“ P. Amorth sagt: „Obwohl sein Exorzismus eine gewisse Wirkung hatte, muss ich ehrlich sagen, dass es fünf volle Jahre der Segnungen gedauert hat, um Francesca zu befreien.”

P. Amorth erinnert sich auch an einen zweiten Fall mit Johannes Paul II., vom September 2000. Ein neunzehnjähriges Mädchen aus einem Dorf nahe Monza kam zu ihm nach Rom, um einen Exorzismus zu bekommen. Die Sitzungen waren von Montag bis Donnerstag, jeweils nachmittags. Am Mittwochvormittag ging das Mädchen zur Generalaudienz auf den Petersplatz. Als sie dort ankam, bemerkten die Gardisten ihr abnormales Verhalten und setzten sie in die erste Reihe zu den Kranken.

Während der Papst die Menge segnete, begann das Mädchen erbärmlich zu schreien. Einige Sicherheitsbeamten versuchten vergeblich, sie zu beruhigen. Mit übermenschlicher Kraft stieß sie mehrere von ihnen weg, schrie unfassbar laut und beleidigte Bischof Gianni Danzi, Generalsekretär des Vatikanischen Governatorates, der sie mit einem Kreuz segnete. Danzi informierte den päpstlichen Sekretär Stanislaw Dziwisz, der es wiederum dem Papst meldete.

Der Papst ließ das Mädchen an einen abgeschlossenen Ort bringen, wo er nach der Audienz einen Exorzismus durchführen konnte, was er dann in Anwesenheit ihrer Eltern, Bischof Danzi und einigen Sicherheitsbeamten tat. Sie wurde dadurch nicht vollständig befreit, doch er hatte eine gute Wirkung. Johannes Paul II. behandelte sie eine halbe Stunde lang sehr freundlich und versprach ihr, am nächsten Tag eine Messe für ihre Befreiung aufzuopfern.

Als P. Amorth den Teufel einmal gefragt habe, warum er soviel Angst vor Johannes Paul II. habe, antwortete dieser, dass dies zwei Gründe habe: Der Papst habe seine Pläne durch den Fall des Kommunismus in Europa durchkreuzt, und weil er während seines Pontifikates so viele Seelen junger Menschen gewonnen habe. Auf die Frage, warum er die Jungfrau Maria so fürchte, sagte er: „Weil ich sehr gedemütigt und besiegt wurde von einem Menschen.“


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