Rom und Pakistan: Gedenken an Märtyrer Shahbaz Bhatti

3. März 2012 in Chronik


Vatikanvertreter bei UNO in Genf: Bhatti setzte sich gegen das "rechtlich völlig verirrte" pakistanische Blasphemiegesetz ein.


Rom-Islamabad (www.kath.net/ KAP)
Vatikanvertreter und Bischöfe der Weltkirche haben am Freitagabend in Rom und in Pakistan des engagierten katholischen Politikers Shahbaz Bhatti gedacht, der vor einem Jahr - am 2. März 2011 - in Islamabad ermordet wurde. Bhatti war pakistanischer Minister für religiöse Minderheiten im Kabinett des amtierenden Ministerpräsidenten Yousuf Raza Gilani.

Die Gedenkmesse in Faisalabad wurde vom Vorsitzenden der Pakistanischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Karachi, Joseph Coutts, geleitet. Auch der Bruder Shahbaz Bhattis, Paul Bhatti, der aktuell der Minderheitenminister ist, nahm teil.

In Rom fand die Gedenkmesse in der Märtyrerkirche San Bartolomeo statt und wurde vom unierten Erzbischof Mikhael al-Jamil geleitet. Unter den Konzelebranten war auch der Rektor der Lateranuniversität, Msgr. Enrico dal Covolo.

Shahbaz Bhatti gilt als moderner Märtyrer; die Kirche in Pakistan strebt seine Seligsprechung an. Der Minister war der einzige Christ in Gilanis Kabinett. Er war auf offener Straße in der Hauptstadt Islamabad ermordet worden. Zu der Tat hatte sich eine Taliban-Gruppe aus dem Punjab bekannt.

In einem Interview mit Radio Vatikan sagte der Ständige Vertreter des Heiligen Stuhls beim UN-Menschenrechtsrat in Genf, Msgr. Silvano Tomasi, am Freitag, Bhatti habe sich gegen das "rechtlich völlig verirrte" pakistanische Blasphemiegesetz eingesetzt. Dieses Gesetz, das weiter in Kraft sei, habe zum Ziel, "eine bestimmte Religion zu verteidigen, aber nicht, wie es richtig wäre, die Menschen, die eine Religion ausüben".

Tomasi, der am Donnerstag vor dem Menschenrechtsrat explizit auch zu Pakistan Stellung genommen hatte, wies darauf hin, dass einschränkende Gesetze zur Religionsfreitheit in zahlreichen Staaten bestünden. Sie beträfen 2,2 Milliarden Menschen. Die Tendenz sei steigend.

Tomasi rief die internationale Gemeinschaft zu verstärkten Anstrengungen zum Schutz der Religionsfreiheit auf. In vielen Ländern bestehe gegenwärtig noch eine große Diskrepanz zwischen dem gesetzlichen Schutz der Religionsfreiheit und der praktischen Anwendung der Vorschriften. Der Kirchendiplomat verurteilte zugleich jede Form von religiös motiviertem Terrorismus und hob den Beitrag der Religionen für den Frieden hervor. Religion sei keine Bedrohung, sondern eine Ressource für die Gesellschaft.

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