Konservative Theologen werden in der Kirche immer mehr gemobbt

27. Jänner 2012 in Chronik


Philosoph Robert Spaemann zum Schreibverbot für Augsburger Priester Oblinger: Hier handle es sich um "einen schwerwiegenden Fall von Verleumdung" - Bischof Zdarsa sei „Opfer seiner Berater“ geworden - Update: Zitate aus dem Interview


Augsburg (kath.net)
Die Diskussion rund um das Schreibverbot für den Augsburger Priester Georg Alois Oblinger in der "Jungen Freiheit" geht weiter. Jetzt hat der katholische Philosoph Robert Spaemann Kritik an der Entscheidung geübt. Gegenüber der "Jungen Freiheit" meinte Spaemann, dass konservative Theologen in der Kirche immer häufiger regelrecht gemobbt werden. Bei dem vom Augsburger Bischof Konrad Zdarsa ausgesprochenen Verbot handle es sich „ganz und gar nicht“ um eine „Provinzposse“, sondern um „einen schwerwiegenden Fall von Verleumdung, der sich einreiht in eine Anzahl anderer Vorfälle, bei denen Konservative in der Kirche gemobbt werden. Man muß reagieren, weil sonst die Gefahr besteht, daß das immer weiter Schule macht“, so Spaemann. Der „Fall Oblinger“ reihe sich ein in eine Vielzahl von Intrigen gegen Pfarrer, die romtreu und dem traditionellen Verständnis der Kirche verpflichtete Priester sind.

Bischof Zdarsa sei „Opfer seiner Berater“ geworden. Bei der großen Zahl bekannter katholischer Autoren, die bereits in der "Jungen Freiheit" geschrieben haben oder dort interviewt wurden, hätte der Bischof stutzig werden müssen. Er selbst äußere sich gelegentlich in der JF, weil er sie für eine gute Zeitung halte, die er nicht missen möchte. „Nach meiner Ansicht wäre die einzige faire Entscheidung , wenn der Bischof das Verbot aufhebt und sich hinter seinen Pfarrer stellt, da der nicht Unrechtes getan hat“, erklärt der als Freund Joseph Ratzingers geltende Philosoph und Publizist.

Kritik an der Entscheidung hat in einem Kommentar auch die "Junge Freiheit" selbst geübt. In einem Kommentar schreibt Dieter Stein: "Gebetsmühlenartig empfehlen liberale Theologen der katholischen Kirche immer neue ‚Modernisierungen‘. Daß mit Weihe weiblicher Priester, Aufhebung des Zölibats, Segen für die Homoehe und dem Verzicht auf Autorität nicht ein Blumentopf mehr zu gewinnen ist, sieht man am Niedergang der evangelischen Kirche, deren Anhänger noch schneller von der Fahne gehen und deren Gottesdienste noch leerer sind. Das Publikationsverbot für Pfarrer Oblinger, einen markanten konservativ-katholischen Publizisten unserer Zeit, ist nicht nur ein Schlag gegen Meinungs- und Pressefreiheit, sondern auch gegen diejenigen in der Kirche, die sich für die Stärkung des Glaubens und der Mission einsetzen. Erfreulich ist die Welle der Solidarität, die dem Pfarrer jetzt aus der christlichen Publizistik und Theologie entgegenschlägt. Der Augsburger Bischof hat sich von Beratern in eine Lage manövrieren lassen, die ihm eine Korrektur seiner Fehlentscheidung nur um den Preis noch größeren Gegenwindes möglich macht. Der Mut dazu ist ihm zu wünschen."

Einige Zitate aus dem Interview von Robert Spaemann:

"Während sich die deutschen Bischöfe im Fall des Mißbrauchsskandals hundertmal entschuldigt haben, werden in Sachen Weltbild-Verlag auch jetzt
noch die sich darüber beschwerenden
Gläubigen diffamiert: Sie gelten selbst in Kirchenkreisen gerne als lächerlich, verklemmt und prüde. Und warum? Weil die Beschwerden gegen den Vertrieb unchristlicher
Literatur – wie pornographische oder esoterische Bücher – durch die katholische Weltbild-Gruppe vor allem von konservativen Katholiken kam."

"Ich kenne einige Bischöfe persönlich und muß sagen, das sind alles keine schlechten Menschen. Auch kann man ihnen nicht vorwerfen, korrupt oder machthungrig zu sein. Aber Mut und Liebe zur Wahrheit ist wohl nicht ihr hervorstechendes Merkmal. Sie wollen vor allem beliebt sein.

Gesamter Kommentar unter Junge Freiheit

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