Astrologie: Katastrophale Jahresbilanz für Hellseher

15. Dezember 2011 in Chronik


Wissenschaftler: Konkrete Prognosen erwiesen sich fast durchweg als falsch


Roßdorf (kath.net/idea) Jedes Jahr schicken sich Astrologen, Hellseher und andere selbsternannte Propheten an, Ereignisse vorherzusagen. Die Bandbreite reicht von Attentaten, Katastrophen, Hochzeiten und Trennungen Prominenter bis hin zur Antwort auf die Frage, wer deutscher Fußballmeister wird. Gemessen an der Wirklichkeit fällt das diesjährige Ergebnis für die Augurenzunft „katastrophal“ aus – wie schon in den Vorjahren. Die Trefferquote lag bei fast null. Das hat eine am 14. Dezember veröffentlichte Auswertung der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (Roßdorf bei Darmstadt) von über 160 Prognosen ergeben. Die Prophezeiungen im Blick auf Katastrophen blieben in der Regel „extrem vage“. Ein Beispiel sei die Aussage der Astrologin Susanne Eder gewesen: „Die Uranus-Pluto-Verbindung lässt hinkünftig vermehrt auf Vulkanausbrüche und Erdbeben schließen.“ Die meisten Vorhersagen hätten weder Ort noch Zeit genannt und seien damit „absolut wertlos“, so der Mathematiker Michael Kunkel (Wuppertal), der die Prognosen analysiert. „Unspezifische Naturkatastrophen, Terroranschläge oder Unfälle vorauszusagen, ist so sinnvoll wie die Warnung vor drohender Kälte im Dezember.“

„Fukushima“ sagte keiner vorher

Die wenigen klaren Vorhersagen hätten sich als falsch erwiesen. So hatten vermeintliche Seher katastrophale Erdbeben für Taiwan (11. Mai), Rom (11. Mai) und die neuseeländische Stadt Christchurch (28. September) erwartet. Dort war es am 22. Februar zu einem schweren Beben gekommen, das 181 Todesopfer forderte. Dass die Stadt gefährdet ist, war allerdings schon bekannt, denn in ihrer Nähe hatte die Erde bereits am 4. September 2010 gezittert. Dagegen hatte keiner der Auguren das Erdbeben im März in Japan samt Tsunami und Nuklearkatastrophe in Fukushima vorhergesehen.

Astrologin sah für Strauss-Kahn „geniales Jahr“

Bei den Prognosen über Prominente lag beispielsweise die Astrologin Elisabeth Teissier völlig daneben: Sie hatte dem über eine Sex-Affäre gestrauchelten ehemaligen Chef des Internationalen Währungsfonds Dominique Strauss-Kahn „ein geniales Jahr“, gar das „Jahr seines Lebens“ prophezeit. Auch andere Promi-Vorhersagen erwiesen sich als falsch: So gab es keine Hochzeit samt Vaterschaft für den Hollywood-Star George Clooney, wie von der kanadischen Wahrsagerin Nikki Pezaro angekündigt. Auch kam es nicht zur Trennung des Traumpaares der Volksmusik, Helene Fischer und Florian Silbereisen, wie es die Wahrsagerin Casia Cheyenne geweissagt hatte. Der Starastrologe Winfried Noé wurde selbst zum Thema in der Regenbogenpresse. Nachdem sich seine Frau von ihm getrennt hatte, entdeckte er in ihrem Horoskop „übersteigertes Triebleben, wollüstiges Begehren, Unsittlichkeit und Ehebruch“. Dazu heißt es in der Auswertung: „Hätte er das nicht vorhersehen müssen?“

Dortmund wurde doch Meister

Geirrt hat sich auch die Astrologin Iris Treppner mit ihrer Fußball-Prognose. Sie hatte aus den Sternen gelesen, dass Borussia Dortmund mit Trainer Jürgen Klopp nicht Meister werden könne und Borussia Mönchengladbach absteigen müsse. Treppners Kollege Frank Felber lag unter anderem mit seiner für den Sommer vorhergesagten Staatspleite Spaniens daneben. Allerdings finden die „blinden Hühner“ in der Seherbranche mitunter auch ein Korn: Wahrsagerin Mona Stein und Astrologin Aylin Bulanik hatten prophezeit, dass Guido Westerwelle als FDP-Parteichef abtreten müsse. Dies war allerdings schon Ende 2010 von vielen politischen Beobachtern erwartet worden.


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