Kapellari: Auf die Kraft der Fürbitte durch die Heiligen vertrauen

2. November 2011 in Spirituelles


Grazer Bischof zu Allerheiligen: Nach christlicher Überzeugung fällt der Mensch im Tod "nicht ins Nichts, sondern er kommt endgültig vor Gott". Diese Begegnung ist "zugleich Gericht und Gnade, weil Gott zugleich gerecht und barmherzig ist".


Graz (kath.net/KAP) Allerheiligen ist für Christen ein Anstoß, "sich einen Ruck zu einem mehr als mittelmäßigen Mensch- und Christsein zu geben". Das hat der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari in seiner Predigt beim Allerheiligengottesdienst im Grazer Dom betont.

Mit Blick darauf, dass am 1. November aller Heiligen gedacht wird, stellte Kapellari fest, dass sich viele christlich getaufte Menschen in Europa aus der täglichen Nachfolge Christi entfernt hätten; "aber viele von ihnen bewundern und verehren dennoch exemplarische Christen wie Mutter Teresa von Kalkutta, die Päpste Johannes XXII. und Johannes Paul II., Edith Stein oder Franz von Assisi".

Das seien nur einige der unzähligen Frauen und Männer, die die Kirche als Heilige bezeichnet. "Sie sind einerseits Vorbilder für uns alle: Vorbilder, die wir nicht einholen müssen oder auch nur können. Sie können uns aber bewegen, immer neue Schritte zu tun auf dem Weg, den sie uns vorausgegangen sind." Allerheiligen könne ein Anstoß, der auch mit den Worten "Mensch, werde wesentlich - Christ, werde wesentlich" ausgedrückt werden kann.

An zwei Tagen des Kirchenjahres - Allerheiligen und Allerseelen - lade die katholische Kirche dazu ein, in besonderer Form der verstorbenen Christen und darüber hinaus aller Verstorbenen zu gedenken. "In einer sehr plural gewordenen Gesellschaft, wie der unseren, ist die Zahl derer, die sich dadurch zu einem gemeinsamen Gedenken an die Toten bewegen lassen, kleiner geworden", so der Bischof. Dennoch seien es sehr viele, die am Festtag "Allerheiligen" die Grabstätten ihrer verstorbenen Angehörigen oder Freunde besuchen.

Eine der großen Fragen an jeden bewusst lebenden Menschen und an jede Kultur und Religion beziehe sich auf das Thema Tod, so der Bischof weiter. Die Antworten auf die Herausforderung durch die Sterblichkeit eines jeden Individuums seien in unserer postmodernen Gesellschaft sehr verschieden: "Sie spannen einen weiten Bogen zwischen der christlichen Hoffnung auf ein ewiges Leben bei Gott bis zu einem gelassenen oder auch traurigen oder verbitterten Sich-Abfinden mit einer zu erwartenden Auslöschung der menschlichen Existenz im Tod, sodass von diesen Toten nichts übrig bleibt als die Frucht seiner guten und bösen Werke und das Wissen darum im unverlässlichen Gedächtnis der Geschichte."

Nach christlicher Überzeugung falle der Mensch im Tod "nicht ins Nichts, sondern er kommt endgültig vor Gott", hob Kapellari hervor. Diese endgültige Begegnung sei "zugleich Gericht und Gnade, weil Gott zugleich gerecht und barmherzig ist". Die Christen glaubten "nicht an einen harmlos lieben Gott", sondern an einen, "der zur Entscheidung zwischen Gut und Böse herausfordert".

Der Bischof ermutigte weiters dazu, auf die Kraft der Fürbitte durch die Heiligen ebenso zu vertrauen wie an die Kraft der eigenen Fürbitte für andere. Er erinnerte daran, dass die Todesgrenze in der Lehre der katholischen Kirche als "durchlässig" gilt: "Das füreinander Dasein der Christen hört mit dem Tod nicht auf, weil die Liebe nicht aufhört." Die Auferstehung Jesu habe "eine Bresche geschlagen in die verschlossene Mauer, mit welcher der Tod alles Leben umschließt".

Copyright 2011 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich (www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten.

Foto: (c) Diözese Graz-Seckau


© 2011 www.kath.net