Umkehr statt Heuchelei

26. Oktober 2011 in Kommentar


Wann endlich nehmen die Bischöfe das Gesetz des Handelns wieder in die Hand durch Umkehr und Reinigung? Ein Kommentar zum Weltbild-Skandal von Gabriele Kuby.


Bonn (kath.net) „Bischöfe als Porno-Produzenten“ – das ist nicht der Titel einer Spiegel-Geschichte, sondern des katholischen PUR-Magazins aus dem Allgäu, verfasst von seinem Chefredakteur Bernhard Müller. Geltungssucht ist ihm so fremd wie einem Eskimo der Smoking.

Was ihn treibt, die Verstrickung der Bischöfe ins Pornogeschäft schonungslos ans Licht zu bringen, sagt er selbst in seinem Editorial zur Novemberausgabe: „Wenn wir heute in unserer Titelgeschichte ausführlich darüber berichten, so nicht aus Lust an der Anklage, sondern aus schmerzlicher Gewissensnot.

Wenn die Kirche ihre Glaubwürdigkeit nicht restlos verlieren will, muss sie jetzt einen entscheidenden Schnitt machen und dem Weltbild Mammon entsagen. Es tut weh, die Bischöfe öffentlich so massiv auffordern zu müssen, ihrer Verantwortung nachzukommen. Aber über all die Jahre sind sämtliche internen Bemühungen, den Skandal abzustellen, im Sande verlaufen.“

Die ungeheuerlichen Vorwürfe sind seit dem 25. Oktober auf Welt-online zu lesen. Das 1,7 Milliarden Unternehmen Weltbild gehört zu hundert Prozent den katholischen Bischöfen. Es vertreibt 2500 pornografische Titel, dazu Satanismus, Magie, Esoterik, kirchenfeindliche, atheistische Propaganda und jede Art von Schund, mit dem man Kasse machen kann.

Der Weltbild-Konzern, das heißt die Bischöfe, besitzen außerdem 50 Prozent der Verlagsgruppe Droemer-Knaur. „Dort wird Pornografie nicht nur vertrieben, sondern sogar produziert. Die Bischöfe werden somit indirekt zu Verlegern von Pornobüchern.“ (Müller).

Dafür haben die Bischöfe 180 Millionen Kirchensteuergelder ausgegeben. Warum? Wenn die Gewinne in gute Werke inverstiert worden wären, hätte dieser Zweck die glaubenszerstörenden Mittel gewiss nicht geheiligt, aber selbst das ist nicht geschehen. Kapitalistisches Wachstum um jeden Preis scheint die Devise zu sein. Cui bono?

Das Schlimmste an allem ist die Heuchelei. Jeder der als Eigentümer betroffenen Bischöfe hat 2008 die Dokumentation zugeschickt bekommen, die den Morast ans Licht brachte. Die meisten hielten es nicht einmal für nötig, den Eingang zu bestätigen. Die Antwort aus dem Erzbischöflichen Ordinariat München, verfasst von einem Priester, „dem die Glaubwürdigkeit eines kirchlichen Unternehmens sehr wohl auch ein großes Anliegen ist“, ist hochmütig und hämisch. Maria sagt in ihrem Magnifikat das Nötige dazu.

Klingen den Verantwortlichen denn nicht die Wehe-Rufe Jesu in den Ohren? Jesus ist für die Sünder gekommen und vergibt jede Sünde, sei sie noch so groß. Aber gegen die Heuchler schießt ihm Feuer aus dem Mund: „Ihr seid wie Gräber, die außen weiß angestrichen sind und schön aussehen; innen aber sind sie voll Knochen, Schmutz und Verwesung. So erscheint auch ihr von außen den Menschen gerecht, innen aber seid ihr voll Heuchelei und Ungehorsam gegen Gottes Gesetz.“ (Mt 23, 27-28)

Wir hören nur noch selten etwas von den Letzten Dingen. Kann es sein, dass unsere Hirten selbst nicht mehr daran glauben, dass unser Leben der ewige Ernstfall ist vor Gott?

Im Missbrauchsskandal konnten sich die Bischöfe durch heftigste Selbstanklage aus der Schusslinie der Medien nehmen, denn, Gott sei Dank, war keiner von ihnen selbst betroffen. In der Weltbild-Affäre wird das schwieriger sein, auch wenn die Anklage der säkularen Presse vielleicht weniger heftig ausfallen wird, weil Pornografie zum normalen Unterhaltungsangebot der Medien gehört und Millionen ihrer Kunden pornografiesüchtig sind.

Aber das sind nicht die einzigen Eiterbeulen am Leib der Kirche. Warum wurde der Religionsunterricht zum Ort der Glaubenszerstörung? Warum betreibt die Kirche in katholischen Schulen durch katholische Verbände die hedonistische Sexualisierung der Kinder und Jugendlichen? „Deshalb wird man alles, was ihr im Dunkeln redet, am hellen Tag hören, und was ihr einander hinter verschlossenen Türen ins Ohr flüstert, das wird man auf den Dächern verkünden.“ (Lk 12, 3)

Wann endlich nehmen die Bischöfe das Gesetz des Handelns wieder in die Hand durch Umkehr und Reinigung? Es ist die einzige Möglichkeit: Entweder Umkehr und Reinigung oder Versinken in der Bedeutungslosigkeit unter dem Hohn und Spott der Welt. Wenn die treuen Bischöfe darauf warten, dass alle ihre Brüder im Bischofsamt mitziehen, wird es nie dazu kommen. Sie werden dafür geschlagen werden, aber sie werden Spuren hinterlassen und den Rest des gläubigen Volkes wieder aufrichten.

Befreiung aus der „Weltbild-Falle“ kann nicht heißen, den Konzern zu verkaufen, selbst wenn ein Ölscheich 1,7 Milliarden dafür bieten würde. Umkehr und Reinigung heißt, Medien, welche den Glauben zerstören, zu vernichten; Strukturen, welche die Glaubenszerstörung betreiben, aufzulösen; Personen, welche dies tun, zu entlassen und mit glaubenstreuen Katholiken zu besetzen. Das bedeutet „Entweltlichung“, welche der Papst von der Kirche fordert. Entweltlichung, damit die Kirche wieder die Herzen der Menschen verändern und dadurch in der Welt wirken kann.


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